Neun Fragen an Leonard Krawinkel von zoobe message entertainment

Leonard Krawinkel, Gründer und Geschäftsführer der zoobe message entertainment gmbh

VC Magazin: Wie kam es zu der Idee für Ihr Start-up?

Krawinkel:  Ich fühle mich beim Tippen von SMS immer wie ein Daumenbehinderter… Ich brauche einfach zu lange und bin dazu noch ungeduldig. Also dachte ich, wie schön wäre es, wenn man Text oder Sprachnachrichten in kurze Videobotschaften wandeln könnte.
Vor meinem Internetabenteuer, war ich viele Jahre als Filmunternehmer tätig und habe mich gefragt, warum die Filmindustrie noch nicht die Telekommunikationsbranche als neuen Absatzmarkt für sich entdeckt hat. Es liegt hier nahe, neue Formate zu entwickeln und das mache ich gerne. Meiner Ansicht nach liegt es auf der Hand, die Helden der Animationsfilme auch für die persönliche Kommmunikation zu verwenden – quasi die Figuren aus ihrem Kontext der Geschichten herauszunehmen und zu Botschaftern in eigener Sache zu machen.

VC Magazin: Wie haben Sie erste Finanzierung Ihrer Gründungsidee gestemmt und wie verlief die weitere Suche nach Kapital(-gebern)?

Krawinkel: Ich habe erst meine eigenes Geld investiert, und als das alle war, wurde ich von Freunden empfohlen. Meine Partner sind nun eine Reihe toller Business Angels – unter ihnen Dario Suter, Christophe Maire, Jens de Gruyter, Udo Schloemer oder Prof. Karl Heinz Brandenburg.

VC Magazin: Welche unternehmerische Erfahrung haben Sie?

Krawinkel: Zoobe ist mein viertes Unternehmen, das ich von der Gründung und in der Aufbauphase mitbetreut habe. Anfang der 1990er waren das in Berlin FAB und Tip TV und später in Hannover war ich Co-Founder von Ambient Entertainment GmbH, das sich als Animationsstudio auf die Produktion von computeranimierten Spielfilmen spezialisiert hat.

zoobeVC Magazin: Wenn Sie auf Ihre bisherigen unternehmerischen Erfahrungen zurückblicken: Welche Entscheidungen würden Sie erneut treffen?

Krawinkel: Ich denke, es ist wichtig entscheidungsfreudig zu bleiben, keine Angst vor dem Unbekannten zu haben, im Kreise seiner Mitstreiter einvernehmlich zu der besten Entscheidung zu kommen, um dann mutig soweit zu gehen, bis es eine bessere Lösung gibt. Entscheidungen sind wie Katalysatoren – ähnlich wie Geld. Sie sind das Mittel, um die nächste Stufe zu erreichen.

VC Magazin: Verbrannte Finger gelten als gute Lehrmeister. Aus welchen schmerzhafte Erfahrungen konnten Sie besonders viel lernen?

Krawinkel: Ich lerne jeden Tag aus meine Entscheidungen von gestern – da kommt es auch schon mal vor, dass ich mir die Finger verbrenne. Das ist wie beim Kochen, das gehört dazu. Am Ende ist es wichtig, das das Essen schmeckt, unabhängig davon, ob man sich die Finger dabei verbrannt hat. Es ist fast wie eine Vorraussetzung, um überhaupt Erfahrungen zu sammeln.  Um besser zu werden, muss man an seine Grenzen gehen.

VC Magazin: Was sind aus Ihrer Sicht bei den Rahmenbedingungen hierzulande der größte Pluspunkt und das größte Manko für junge Unternehmen?

Krawinkel: Ich liebe Berlin und empfinde die Lebensqualität der Stadt als größten Pluspunkt. Doch die Standortentscheidung würde ich als sentimental bezeichnen. Grundsätzlich müssen die finanztechnischen Rahmenbedingungen entscheidend verbessert werden, wenn Deutschland wettbewerbsfähig bleiben will. Als regelrecht schmerzhaft empfinde ich die Positionierung unserer Banken – das deutsche Banksystem ist in seiner Kreditpolitik gegenüber Start-ups vollkommen hilflos. Hier herrschen katastrophale Zustände. Es gibt quasi keinerlei Risikobereitschaft von Seiten der Banken. Das ist meiner Ansicht nach fatal in einer Branche, die von Innovationen getrieben wird. Sollen wir unsere Innovationen in den kommenden Jahre aus der Portokasse finanzieren?

VC Magazin: Gibt es (Internet-)Unternehmer, die Sie als Vorbilder oder Idole sehen?

Krawinkel: Meine Business Angels machen das schon ganz clever. Als Übervater dient mir Steve Jobs. Er steht als Wächter an der Himmelstür – und wenn ich mir mal wieder die Finger verbrannt habe, schaue ich zu ihm hoch und mach ’ne Atemübung.

VC Magazin: Welche drei bis fünf Apps für Smartphones sind die wichtigsten Helferlein in Ihrem Alltag?

Krawinkel: Ich benutze unsere eigene Facebook App Zoobe – say it with character (www.zoobe.com) täglich mit sich erneuerndem Vergnügen. Dropbox (www.dropbox.com) finde ich großartig, da es mich wirklich unabhängig von meinem Arbeitsplatz gemacht hat.  Den  Service airbnb (www.airbnb.de) nutze ich regelmäßig und halte das Phänomen nur für die Spitze einer neuen Kultur des Teilens.

VC Magazin: Wie sehen die mittelfristigen Planungen für Ihr Start-up und Ihre unternehmerische Zukunft aus?

Krawinkel: Wir sind dabei eine Serie A zu finanzieren. Ich möchte solange an Bord bleiben, wie mir meine Investoren das Vertrauen schenken. Es gibt noch viel zu tun und es ist mir wichtig zu sehen, wie zoobe auf eigene Beine kommt. Wir sind der Zeit etwas Voraus, doch das Potenzial und der Markt sind enorm – wir stehen erst am Anfang, wenn es darum geht, wie wir unsere Persönlichkeit in der digitalen Welt zum Ausdruck verhelfen. Zoobe will in diesem Markt als Platform as a Service eine entscheidende Rolle spielen.  

Das Interview führte Torsten Paßmann.

Zum Gesprächspartner
Leonard Krawinkel ist Gründer und Geschäftsführer der zoobe message entertainment gmbh (www.zoobe.com), einem Service für Online-Grußbotschaften. Passend zur Fußball-Europameisterschaft hat er mit seinem Berliner Start-up eine EM-Edition namens „Jubelsau“ veröffentlicht. Gründungserfahrung sammelte Krawinkel mit drei Start-ups im Filmsektor.