Die Familie hat Zuwachs bekommen – und dies nicht bei den Portfoliounternehmen (mittlerweile 281). Auch seitens der Investorengarde tummelten sich einige neue Gesichter auf dem Bonner Event. Viele von ihnen noch weit entfernt von der 40-Jahre-Grenze und vor wenigen Jahren noch selbst auf der kapitalsuchenden Seite. Kürzlich noch erfolgreicher Unternehmer, heute Investor. Stefan Pfannmöller und Florian Calmund beispielsweise verkauften 2011 ihr Unternehmen Netzathleten Media und sind heute mit einem Inkubator für Start-ups auf dem Markt. Ähnliche Erfolgsgeschichten können Nils Regge von Truventuro, Thorsten Rehling, Dirk Freise und Martin Ostermayer von Shortcut Ventures und viele Vertreter der Berliner Internetszene berichten.
Während die wenigen verbliebenen „institutionellen“ deutschen Venture Capital-Adressen unübersehbare Probleme beim Einsammeln neuer Fonds haben, wächst in Deutschland nebenbei eine neue Generation an Investoren heran. Das Unternehmertum im Blut gilt es, nach US-Vorbild, der nächsten Generation an Gründern mit Rat, Tat und finanziellem Engagement zur Seite zu stehen.
Der Tatsache, dass sich gleichzeitig reihenweise gute Investmentmöglichkeiten bieten, ist ein weiteres Phänomen geschuldet: Zunehmend engagieren sich renommierte internationale General Partner wie Index Ventures am deutschen Markt und verstärkt am Hotspot Berlin.
Darüber hinaus beobachten wir die Rückkehr der Corporate Venture Capitalisten. Einige Konzerne wie z. B. Infineon oder Daimler Chrysler hatten zwischen 2003 und 2005 bei ihren Venture-Armen den Stecker gezogen und sich kritische Kommentare aufgrund ihrer prozyklischen Investitionsstrategie gefallen lassen müssen.
Doch seit kurzem haben manch DAX-Konzern und mehrere größere Mittelständler ihren Fokus wieder in Richtung technologieorientierte Start-ups gerichtet und in den High Tech-Gründerfonds investiert oder sogar eine eigene Corporate Venture Capital-Tochter ins Leben gerufen. Evonik, BMW, Tengelmann, RWE – die Liste der neuen Player ist namhaft. Bleibt zu hoffen, dass sich hieraus ein nachhaltiger Trend entwickelt, damit junge innovative Unternehmen die deutsche Wirtschaft bei Wachstum und Innovation unterstützen können.
