Die Kunst zu gewinnen

Panthermedia

Das scheint zu funktionieren, allerdings unter einer Prämisse, die den Venture Capitalisten doch sehr stark in seiner Handlungsfähigkeit einschränkt: Es werden ausschließlich Koinvestments getätigt und auch keine Aufsichtsratssitze (also auch keine unternehmerische Mitverantwortung) übernommen, dafür entfällt der zeitraubende und kostenintensive Due Diligence-Prozess und das junge Unternehmen bekommt schnelles Geld bei wenig Mitsprache des Investors.

Die von LPs geforderten schnelleren Returns bei strenger Kostenkontrolle sind so wohl recht wahrscheinlich, dank der analytischen Absicherung über eine umfangreiche Dealdatenbank. Allerdings: Ohne Lead-Investoren, die die Beteiligungsverantwortung auf mehr oder weniger traditionelle Weise übernehmen, sich im Aufsichtsrat engagieren, ihr Netzwerk, ihre personellen Ressourcen zur Verfügung stellen, funktioniert dieses Modell nicht; es ist ein Trittbrettfahrermodell, das ausschließlich in der Nische seine Bestimmung findet, unsere Branche aber nicht revolutionieren wird.

Die Kunst zu gewinnen liegt in der Kombination von vielen Faktoren, und gerade im Bereich Biotechnologie ist der Weg manchmal besonders steinig. Das Beispiel der Corimmun GmbH im Juli zeigte es wieder einmal – das Unternehmen ist durch zahlreiche Höhen und Tiefen gegangen und jetzt haben Gesellschafter und Gründer einen Exit hingelegt, der die Branche positiv aufhorchen ließ. Gewinnen ist eine Kunst und wie alle Künste gründet auch die Kunst zu gewinnen auf dem Beherrschen des Handwerks plus – und das ist das Entscheidende – die Kombination von Klugheit, Flexibilität und dem Willen, auch Durststrecken (wie derzeit am Kapitalmarkt) zu überstehen, wenn die Grundidee stimmt. So etwas kann kein Algorithmus berechnen.

Dr. Alexandra Goll