Neun Fragen an Christian Kulas von Yones

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Christian Kulas, Gründer von Yones

VC Magazin: Wie kam es zu der Idee für Ihr Start-up?

Kulas: Yones (www.yones.net) ist eine Anwendung für Nachrichten, bei der Nutzer immer die Nachrichten erhalten, die sie tatsächlich interessieren. Eine Anwendung, die weiß, wofür der Nutzer sich interessiert, die weiß, was er bereits gelesen hat, die von ihm lernt und so antizipiert, was er in Zukunft lesen möchte. Die Vorlieben werden dabei automatisch ausschließlich vom Leseverhalten abgeleitet. Die Idee kam eines Nachts als ich nicht einschlafen konnte. Glücklicherweise waren Papier und Stift sofort zur Hand.

VC Magazin: Wie haben Sie erste Finanzierung Ihrer Gründungsidee gestemmt und wie verlief die weitere Suche nach Kapital(-gebern)?

Kulas: Bisher haben wir uns aus eigenen Mitteln finanziert. Möglich wurde das eigentlich nur, weil alle Gründer einen technischen Hintergrund hatten. Dadurch waren wir in der Lage, vieles selbst zu machen und waren größtenteils nicht auf andere angewiesen. Das heißt allerdings nicht, dass wir nicht auch mit Investoren reden. Einige kommen von selbst auf uns zu, zu manchen wurde der Kontakt auf Messen hergestellt, andere habe ich auf Business Angel-Tagen und Gründerflirts kennengelernt. Je weiter das Start-up fortgeschritten ist, desto besser werden die Angebote. Das sollte man bei der Kapitalsuche immer bedenken.

VC Magazin: Was sprach gegen die Karriere als Angestellter und wie hat sich das Gründerteam zusammengefunden?

Kulas: Angestellt sein bedeutet Sicherheit, Unternehmertum bedeutet Pirat zu sein. Es geht dabei weniger um Qualifikationen und Erfahrungen, denn die kommen von selbst, wenn man die nötige Leidenschaft aufbringt. In den ersten Monaten habe ich alleine an Yones gearbeitet, danach sind die anderen Gründer dazugekommen. Man kannte sich aus dem Studium und wusste, was der andere vorher schon gemacht hat.

VC Magazin: Wenn Sie auf Ihre bisherigen unternehmerischen Erfahrungen zurückblicken: Welche Entscheidungen würden Sie erneut treffen?

Kulas: Für uns stellt sich die gesamte Unternehmung als eine große Entscheidung dar. Vor allem die Tatsache immer weiter zu machen, auch wenn es mal nicht so gut läuft. Auch das Lean Start-up-Prinzip, bei der man möglichst schnell versucht, einen lauffähigen Prototypen zu veröffentlichen, waren sehr hilfreich.

VC Magazin: Verbrannte Finger gelten als gute Lehrmeister. Aus welchen schmerzhafte Erfahrungen konnten Sie besonders viel lernen?

Kulas: Es sehr wichtig, die richtigen Leute auszuwählen. Machen sie es, weil sie nur auf der Welle mitschwimmen wollen oder sind sie Gründer mit Herzblut und glauben an die Idee? Diese Frage sollte man sich immer wieder aufs Neue stellen.

VC Magazin: Was sind aus Ihrer Sicht bei den Rahmenbedingungen hierzulande der größte Pluspunkt und das größte Manko für junge Unternehmen?

Kulas: Bezüglich der Gesetzgebung ist Deutschland nicht gerade fortschrittlich. Das Leistungsschutzrecht beispielsweise kann man durchaus als innovationshemmend bezeichnen. Auch die Störerhaftung stellt meiner Ansicht nach ein Problem dar. Was die Mentalität angeht, sind die Deutschen auch eher konservativ, deshalb blickt man auf Start-ups ein wenig mit Skepsis, was in anderen Ländern, vor allem den USA und Israel, ganz und gar nicht der Fall ist.

VC Magazin: Gibt es (Internet-)Unternehmer, die Sie als Vorbilder oder Idole sehen?

Kulas: Mittlerweile schon sehr Mainstream, aber trotzdem: Steve Jobs, wegen seiner Leidenschaft für Perfektion und weil er für Produkte steht, die einfach funktionieren. Der Autor Guy Kawasaki, der sehr eindrucksvoll die Lean Start-up-Strategie vertritt, und dessen Gründer Eric Ries.

VC Magazin: Welche drei bis fünf Apps für Smartphones sind die wichtigsten Helferlein in Ihrem Alltag?

Kulas: Das ist bei mir relativ unspektakulär. Neben Kalender und Mail sind die Maps sowie die App der deutschen Bahn für mich sehr wichtig. WhatsApp, um immer in Kontakt mit den Leuten zu stehen, aber natürlich auch unsere, Yones, zum Nachrichtenkonsum für unterwegs. 😉

VC Magazin: Wie sehen die mittelfristigen Planungen für Ihr Start-up und Ihre unternehmerische Zukunft aus?

Kulas: Im Moment arbeiten wir an einer einfachen Schnittstelle zu den Verlagen, sodass wir Zugriff auf deren gedruckten Paid Content erlangen. Stellen Sie sich vor, Sie können Ihre persönliche digitale Zeitung zusammenstellen und zahlen auch nur das, was Sie wirklich lesen. Wäre das nicht schön? Der Fokus ist dabei zunächst auf den deutschen Markt, dem wichtigsten europäischen Markt. Funktioniert das Prinzip, tragen wir es aber auch gerne ins Ausland. Über einen Verkauf denken wir noch nicht nach. Das wäre meiner Meinung nach sowieso das falsche Signal. Wer ein Start-up nur gründet, um es möglichst schnell zu verkaufen, scheitert in 95% der Fälle. Ich bin glücklich damit, mich entfalten zu können, das ist mir das Wichtigste.

VC Magazin: Vielen Dank für das Interview!

Die Fragen stellte Torsten Paßmann.

Zum Gesprächspartner
Christian Kulas ist Gründer von Yones (www.yones.net). Er hat an der TU Darmstadt seinen Abschluss in Wirtschaftsinformatik mit der Spezialisierung in maschinellem Lernen gemacht und ist danach in die Selbständigkeit gewechselt. Neben der vernetzen Welt ist ihm die Kommunikation mit anderen Menschen sehr wichtig, aber auch der Ausdauersport, bei dem er seine Gedanken sortieren kann.