Interview mit Dr. Paul-Josef Patt und Dirk Kohlen, eCapital

VC Magazin: Viele Venture Capital-Gesellschaften haben klare Vorstellungen, in welchen Unternehmensphasen sie investieren. In welchen Phasen ist eCapital aktiv?
Patt: Mit unseren beiden Gründerfonds investieren wir ausschließlich im Seed-Bereich. Beim Cleantech-Fonds konzentrieren wir uns aktuell stärker auf spätere Phasen, da man Seed-Investments am besten am Anfang der Investitionsperiode eingeht und nicht am Ende. Das ist eine typische Fonds-Investitionsstrategie.

VC Magazin: Den Cleantech-Fonds hat eCapital vor etwas mehr als zwei Jahren mit einem Volumen von 52 Mio. EUR geschlossen. Wo steht der Fonds derzeit?
Patt: Im letzten Jahr sind wir sechs neue Investments eingegangen – davon fünf reine Cleantech-Fälle – und waren damit laut Marktbeobachtern der aktivste Player im diesem Bereich. Ähnliches haben wir dieses Jahr wieder vor: Wir haben uns vorgenommen, aktiv zu investieren, das heißt drei oder mehr reine Cleantech-Beteiligungen einzugehen. Aktuell steht uns noch mehr als die Hälfte der Mittel zur Verfügung, und nachdem wir bei vielen anderen Venture Capital-Gesellschaften starke Zurückhaltung sehen, sind wir der Meinung, dass jetzt die Zeit ist, in der wir investieren sollten. Im Januar waren wir schon mit der ersten Beteiligung beim Notar und sind sehr zuversichtlich, was den weiteren Verlauf 2013 angeht.

VC Magazin: Viele Cleantech-Investoren wenden sich in letzter Zeit der Projektfinanzierung zu. Was bedeutet das für Sie als Venture Capital-Gesellschaft, die nach wie vor in Unternehmen investiert?
Kohlen: Gerade im Bereich junger Unternehmen, deren neue Technologien sich noch im Prototypen-Status befinden, also noch nicht kommerziell getestet wurden, sind die ersten Finanzierungen oft auf den Meilenstein hin ausgerichtet, dass das Unternehmen erste große Projekte realisiert. In diesen Projekten sollte das Unternehmen dann nachweisen, dass erstens die Technologie wie geplant funktioniert und dass sie es zweitens auch zu den erwarteten Kosten tut, sodass eine Industrialisierung der Technologie auch kommerziell erfolgreich sein kann. Durch diese inhaltliche Ausrichtung der Finanzierung in Frühphasen ist der Unterschied zwischen Projekt- und Unternehmensfinanzierungen meist nicht so groß, wie es von außen den Anschein hat. Reine Projektfinanzierungen kommen jedoch für uns nicht infrage, da wir als Technologie-Investor an einer längerfristigen Perspektive zur Wertsteigerung mit dem Unternehmen interessiert sind.
Patt: Viele Investoren suchen derzeit leider eher die vermeintlich sichere Rendite in Projektfinanzierungen, da hier die Ausfallquoten deutlich geringer sind als bei Beteiligungen an Jungunternehmen. Das ist natürlich für den Cleantech-Standort Deutschland nicht gut, da wir in diesem Bereich ohnehin zu wenige aktive Finanzinvestoren verzeichnen.