Interview mit Dörte Höppner, EVCA

VC Magazin: Das fünfte Tätigkeitsfeld des Verbands ist politisches Lobbying. Wie stark hat sich der Verband bei der europäischen Venture Capital-Regulierung eingebracht?

Höppner: Die EVCA hat die Regulierung von Venture Capital-Fonds proaktiv initiiert. Wir wollten erwirken, dass auch Venture Funds künftig Zugang zum europäischen Marketing-Passport erhalten, wie ihn die AIFM-Richtlinie vorsieht. Das ist uns gelungen, unsere Vorschläge sind von der Kommission 1:1 übernommen worden. Die EuVECA-Verordnung ist mittlerweile von Ministerrat und Europäischem Parlament verabschiedet und kann nun in den Mitgliedsstaaten parallel zur AIFM-Richtlinie implementiert werden. Das ist für die gesamte europäische Branche ein unglaublich wichtiger Meilenstein. Im Bereich Political Advocacy begleiten wir aber auch weitere politische Entscheidungen wie die Investorenregulierung. Beispielsweise haben wir für Solvency II eine niedrigere Risikogewichtung der Assetklassen Private Equity und VC vorgeschlagen, die es Investoren leichter machen würde, weiterhin in Venture Capital zu investieren.

VC Magazin: Hier liegt das zentrale Problem der europäischen Venture Capital-Industrie: Es fließt zu wenig privates Kapital in neue Fonds. Wie können in Zukunft mehr Limited Partner gewonnen werden?

Höppner: Das ist in der Tat ein riesiges Problem. Rund 40% des neu eingesammelten Kapitals im Venture-Bereich stammen heute aus staatlichen Quellen. Vor sechs Jahren waren es nur 10%! Positiv ist zwar, dass mittlerweile in vielen Ländern öffentliche Budgets zur Förderung von Unternehmertum bereitgestellt werden. Aber natürlich müssen die privaten Investoren wiedergewonnen werden, damit die Branche langfristig gedeihen kann. Wir haben deswegen als EVCA eine Dachfonds-Initiative gestartet. Die Idee: einige etablierte Dachfonds in Europa erhalten Kapital von der EU-Kommission. Die gleiche Summe, müssen diese privaten Dachfonds auch bei privaten Kapitalgebern einsammeln. Das gesamte Kapital wird dann in europäische VC-Fonds investiert. Somit hätten diese renommierte private Ankerinvestoren vorzuweisen, welche die LPs zu weiteren Investments ermutigen. Auch auf das Problem, dass Venture-Tickets oft zu klein für große institutionelle Investoren sind, würde dadurch eine Antwort gegeben. Es bestehen gute Aussichten, dass die Kommission diesen Vorschlag in ihre Planung für den nächsten mittelfristigen EU-Haushalt aufnimmt.