M&A-Kolumne von Dr. Hans Bethge, Angermann

Hier gilt es, wachsam zu sein und nicht das Kind mit dem Bade auszuschütten. Herrn Snowden, gegen den in den USA immerhin ein Strafverfahren läuft, nach Deutschland einzuladen und ihm politisches Asyl zu gewähren oder auch als Reaktion die Gespräche über das transatlantische Freihandelsabkommen auszusetzen, führen zwangsläufig zu einer weiteren Verhärtung der Position, die nicht zielführend sein kann. Erste Reaktionen aus den USA zeigen bereits eine deutliche Tendenz. In Deutschland muss man sich bewusst sein, dass wir mehr zu verlieren als zu gewinnen haben, wenn man sich derart schrill und von den Medien ziemlich einseitig angefeuert auf den amerikanischen Bösewicht einschießt. Hier ist vielmehr stille Diplomatie angebracht.

Auch im M&A-Bereich wird der entstehende Schaden durch nachhaltige Störungen im transatlantischen Verhältnis größer sein, als viele vermuten. Die deutsch-amerikanische Freundschaft hat eine lange Tradition. Sie erleichtert in vielerlei Hinsicht die Geschäftsanbahnung und den Verhandlungseinstieg bei M&A-Prozessen. So entscheiden über den Transaktionserfolg final oft nicht nur die Hard Facts einer Transaktion. Vielmehr spielt die vielschichtige psychologische Einstellung zum Verhandlungspartner eine nicht zu unterschätzende Rolle. Gerade als Door Opener war ein Kaufinteresse aus Deutschland in der Vergangenheit sehr hilfreich. amerikanische Käufer hatten ebenfalls weniger Widerstände zu erwarten als z.B. russische, chinesische oder indische Interessenten.

Wir sind deshalb dabei, wertvolle Pluspunkte im Wettbewerb um strategische Ziele zu verspielen. Haben wir diese Kollateralschäden in der politischen Kalkulation wirklich ausreichend berücksichtigt?