Trends im Controlling? Controlling ist der Trend!

Zunehmende Bedeutung von Daten

Gregor Kreuzer, Oliver Freigang, qashqade AG (v.l.n.r.)
Gregor Kreuzer, Oliver Freigang, qashqade AG (v.l.n.r.)

Controlling existiert, weil Entscheidungsträger seit Anbeginn aller Geschäftstätigkeit bessere Entscheidungsgrundlagen wollen. Idealerweise kennt man die Zukunft, den Grund aller Schwierigkeiten und die Ausgangslage aller Konkurrenten. Dafür braucht man Daten, zahlreiche, vertrauenswürdige Daten – und jemanden, der es versteht, diese Daten zu interpretieren, die Wahrheit in der Vergangenheit und in der Zukunft zu finden. 

Könige im alten Babylon haben sich auf Astronomen verlassen, Häuptlinge auf Seher und Druiden. Priester in Ägypten haben durch Opfergaben ihre Informationen erworben. Spione wurden eingesetzt, um selbst die geheimsten Daten zu bekommen. Selbst die Liebe wurde benutzt, um besser über die Konkurrenz Bescheid zu wissen. Daten und ihre Interpretation waren und sind der heilige Gral für jeden Entscheidungsträger. Seit der Erfindung des Buchdrucks gibt es laufend mehr Daten, welche aufgeschrieben und gespeichert werden. Jeder technische Fortschritt seither führt zu mehr Daten, zu mehr Wissen (zumindest theoretisch), zu mehr Vorteilen – und damit zu einem höheren Druck, diese Daten effizient zu nutzen, bessere Entscheidungen zu treffen, schneller als die Konkurrenz zu sein.

Controlling seit 50 Jahren ein fester Begriff

Die Berufsbezeichnung Controlling hat sich vor etwa 50 Jahren durchgesetzt. Als Datenwerkzeuge – wie Excel vor etwa 35 Jahren – allgemein zugänglich wurden, ist die Datenmenge explodiert. Leider korreliert die Menge der Daten nicht mit der Möglichkeit, diese sinnvoll zu interpretieren. Die Entscheidungsträger im alten Babylon hatten wahrscheinlich nicht mit weniger wahren Interpretationen der Daten zu handeln; es gibt schlicht zu viele Daten, Korrelationen und Schlussfolgerungen, als dass sich damit bessere und auch schnellere Entscheidungen fällen ließen.Heute stehen wir an einem Punkt, an dem unglaubliche Datenmengen zur Verfügung stehen. Unzählige Quellen und Tools können jedem mit der Hilfe eines Computers fast jeden Datenpunkt anzeigen. 

Saubere Datenpunkte entscheidend

Die große Kunst besteht darin, den Datenpunkt in einen sauberen Kontext zu stellen, falsche Korrelationen zu streichen und tatsächliche Zusammenhänge zu erkennen. Das Controlling muss sich der großen Herausforderung stellen, Entscheidungsträger nicht mit einer riesigen Datenmenge zu behindern, sondern Entscheidungen aufgrund von der „Wahrheit“ hinter den Daten zu ermöglichen. Diese Aufgabe war vor dem Hintergrund der immensen Datenmenge noch nie so schwierig. Doch die Voraussetzungen waren auch nie besser als heute, diese Herkulesaufgabe zu bewältigen: Werkzeuge werden geschmiedet, zum Teil durch Artificial Intelligence wie Machine Learning, die helfen, die massiven Datenmengen zu sortieren, validieren und filtrieren. Man muss nur von der Idee wegkommen, dass man auf fremde Hilfe nicht angewiesen sei und die Daten besser verstehe als jeder andere. Nachdem man sich überlegt hat, welche Wahrheiten man aus den Daten lesen können will, kann man die richtigen Fragen stellen, und die Wahrscheinlichkeit für verfügbare Hilfe ist größer denn je. Gerade digitale Werkzeuge, Softwarelösungen wie die von qashqade, stehen bereit, Fragen zu beantworten und das Controlling zum nächsten Level zu verhelfen.

Regulationsdruck

Auch in Private Markets steigt der regulatorische Druck. Investoren wie auch Fondsmanager müssen ihre Daten „im Griff haben“. Daten müssen konsistent sein, über Jahre hinweg verständlich, reproduzierbar bleiben, der Interpretationsspielraum so klein wie möglich gehalten werden, damit Missverständnisse ausgeschlossen und Kommunikation transparenter werden kann. Die Interpretation der Daten bezüglich Kosten und Gebühren, Risiken, Abhängigkeiten und vielem mehr muss einfach und schnell erzeugt werden können, am besten jederzeit. Es gibt einige Organisationen, welche die Industrie bei der Datenstrukturierung unterstützen, damit die Interpretation einfacher gelingt. ILPA, Europe Invest, ADS Initiative, um nur einige zu nennen, stellen Templates, Anleitungen und Schulungen zur Verfügung. Diese Mittel werden auch immer mehr verwendet und unterstützen den Prozess hin zu einer stabilen und hilfreichen Interpretation – doch sie vereinfachen den Prozess nur, ersetzen die Werkzeuge nicht. Zusätzliche Regulierungen werden diese Anforderung weiter verstärken. Daten haben keinen Selbstzweck mehr; ihre sichere, reproduzierbare und transparente Interpretation wird zu einem Überlebensfaktor.

Darstellung

Mit den Möglichkeiten der heutigen Technologie sind die Anforderungen an die Aufbereitung und die Darstellung der Daten und ihrer Interpretationen massiv gestiegen. Große Datenmengen müssen verarbeitet, mehrere Quellen eingebunden werden können. Es braucht starke und effiziente Engines, welche die Daten aufbereiten und in schönen Charts, Dokumenten sowie Reports abbilden, und es braucht gute technische Schnittstellen, welche die Konfiguration der Darstellungen wie auch das Abrufen der Resultate an jedem Punkt auf der Welt und zu jedem Zeitpunkt ermöglichen. Das ist es, was ein Benutzer heute verlangt und erwartet – weil das überall sonst auch so funktioniert. Und es darf davon ausgegangen werden, dass sich diese Anforderung noch weiter verstärken wird. 

Glaskugel Lesen

Wenn in den vergangenen Monaten eines klar geworden ist, dann, dass man die Zukunft besser voraussehen können muss. Das hängt stark mit dem Verständnis von Risiken zusammen und mit der Anforderung, diese im wahrsten Sinne des Wortes sichtbar zu machen – idealerweise in einem Chart, welches aus Tausenden von Datenpunkten kondensiert wurde. Deswegen sollte ein Werkzeug auch nicht mehr von einem Spieler im Markt allein hergestellt werden. Nur Werkzeuge, welche vom Wissen von Dutzenden Mitspielern profitieren können, haben die nötige Bandbreite und Tiefe und eine Chance, nicht in Bias zu versinken, um als Glaskugel verwendet zu werden. Wer hier das Gefühl hat, dass Uniqueness mit einem eigenen Werkzeug erreicht werden kann, der hat schon verloren: Die Uniqueness erreicht, wer das Werkzeug am besten verwendet und integriert – und wer seine Daten im Griff hat.

Fazit

Enterprise-Lösungen, bei denen verschiedene „Best in Class-Anwendungen“ miteinander unter einem Dach vereint werden, bieten eine hervorragende Alternative. Ihr Vorteil liegt darin, dass man sich seine Lösung zusammensetzen kann und dadurch nur für die Module zahlt, welche man auch braucht. Zudem können weitere Module je nach Bedarf ergänzt werden. Diese Art von Lösungen sollten sich in der Zukunft durchsetzen können, da sie dem Benutzer die Flexibilität liefern, genau die Teile zu nehmen, die er braucht und will. Eines steht jedoch fest: Die nächsten Jahre werden selbst im Controlling nicht langweilig sein.

Oliver Freigang ist CEO und Co-Founder der qashqade AG. Bevor er qashqade gründete, war er in verschiedenen Senior-Rollen in Zürich, New York und London tätig, unter anderem für die UBS AG. 

Gregor Kreuzer ist Chief Product Officer und Co-Founder der qashqade AG. Zuvor hat er in verschiedenen produktspezifischen Rollen im Schweizer Finanzsektor gearbeitet.