Nachhaltig investieren, aber bitte ohne Impactwashing

Kommentar

Dr. Peter Güllmann, Bank im Bistum Essen
Dr. Peter Güllmann, Bank im Bistum Essen

Bildnachweis: © Bank im Bistum Essen.

Seit der Veröffentlichung des EU-Aktionsplans zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums und der damit verbundenen regulatorischen Anforderungen herrscht in der Branche eine enorme Dynamik. Laut Zahlen des BVI waren in Deutschland im vierten Quartal des letzten Jahres 463 Mrd. EUR in Publikumsfonds und 125 Mrd. EUR in Spezialfonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen investiert – das entspricht einem Wachstum gegenüber dem Vorquartal um 130 Mrd. EUR. Im Vergleich zu anderen EU-Ländern wie Schweden, Dänemark oder den Niederlanden ist der Marktanteil bei Publikumsfonds zwar mit 25% in Deutschland noch deutlich niedriger, aber auch hierzulande ist das Thema im Mainstream angekommen. Ab dem 2. August 2022 müssen Anleger ihre Kunden verpflichtend auf die Umsetzung von Nachhaltigkeit bei der Geldanlage ansprechen. Diese Entwicklung wird der Nachfrage in der Breite sicher einen weiteren Schub verleihen. 

Ein solches Marktwachstum birgt natürlich auch immer die Gefahr von Trittbrettfahrern. Die aktuellen regulatorischen Vorgaben bieten hier zwar einen Orientierungsrahmen, greifen aber noch nicht vollumfänglich, sodass sich noch eine gewisse Willkür zeigt. Wir gehen aber davon aus, dass sich die Datenlage in den kommenden Jahren weiter verbessern wird.

Ein Thema, das in der Branche in den letzten Jahren verstärkt diskutiert wird, ist die Frage, wie sich ein positiver Impact durch nachhaltige Investitionen generieren lässt. Und da es hier, wie so häufig, keine einfache Antwort gibt, liegt für manch einen das Impactwashing nah. Bei den Mikrofinanzfonds, die durch die Bank im Bistum Essen gemanagt werden, analysieren wir, wie das Ziel der finanziellen Inklusion über weitere Indikatoren messbar belegt werden kann. Im Hinblick auf ein transparenteres Vorgehen bei sozialen Kriterien haben wir daher auch den Vorschlag einer sozialen Taxonomie unterstützt und uns aktiv in die Konsultation eingebracht. Dadurch wird das Thema Nachhaltigkeit endlich auch in seiner ganzen Breite betrachtet, statt den Fokus ausschließlich auf ökologische Aspekte zu legen. Eine breite Produktpalette, die soziale und ökologische Nachhaltigkeit gleichermaßen berücksichtigt, ist die perfekte Basis für Investoren.

Über den Autor:
Dr. Peter Güllmann ist Vorstandssprecher der Bank im Bistum Essen und unter anderem verantwortlich für das Kreditgeschäft, Mikrofinanzierung und Nachhaltigkeit. Zudem ist er Vorsitzender des Rates für Wirtschaft und Soziales beim Bischof von Essen.