„Wir haben sogar einen erfolgreichen Investors Club“

Interview mit Karin Kricheldorff, Centre for Entrepreneurship der Technischen Universität Berlin

Karin Kricheldorff, Centre for Entrepreneurship der TU Berlin
Karin Kricheldorff, Centre for Entrepreneurship der TU Berlin

Bildnachweis: © www.HelenNicolai-BusinessPortraits.de.

Die Technische Universität Berlin hat ein eigenes Centre for Entrepreneurship, um gründungswillige Studierende und Hochschulzugehörige bei ihren Projekten zu unterstützen, Kontakte zu vermitteln und zu beraten. Das Programm wird von Exist gefördert.

VC Magazin: Entrepreneurship hat sich in den letzten Jahren an deutschen Universitäten zu einem starken Thema entwickelt. Nicht nur Spin-offs entstehen, auch Studiengänge für das Gründen entwickeln sich. Welche Rolle kann die Universität aus Ihrer Sicht für Entrepreneurship übernehmen?
Kricheldorff: Universitäten spielen eine entscheidende Rolle bei dem Thema Entrepreneurship. Das fängt schon beim Studium an. Die Entrepreneurship-Lehre gewinnt über die klassischen betriebswirtschaftlichen Fächer hinaus auch in den technischen Studienrichtungen immer mehr an Bedeutung. Gerade ist beispielsweise am Centre for Entrepreneurship gemeinsam mit der Chemical Invention Factory das vom Stifterverband geförderte Projekt „Deepening of Entrepreneurial Skills @ Green Chemistry“ gestartet, mit dem Ziel, unternehmerische Fähigkeiten in der Tiefe der Lehre zu verankern. Auch Forschungsthemen wie zum Beispiel Methodik zur „Messung“ der Nachhaltigkeit von Geschäftsmodellen haben große praktischer Relevanz für Spin-offs und Start-ups. Nicht zuletzt spielen wissenschaftsbasierte Spin-offs beziehungsweise Start-ups aber eine immer größere Rolle in der Unternehmenslandschaft und sind mit ihren innovativen Produkten und Dienstleistungen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.

VC Magazin: Ihr Centre for Entrepreneurship zeichnet sich durch seinen Inkubationsprozess aus. Was ist das Besondere daran?
Kricheldorff: Beim Startup Inkubationsprozess handelt es sich um ein strukturiertes Programm, mit dem ausgewählte Techteams über 18 Monate ihr Gründungsvorhaben entwickeln. Dabei helfen wir den Gründern zunächst bei der Akquise von Pre-Seed-Funding. Danach startet der eigentliche meilensteinbasierte Prozess mit den Schwerpunkten „Validation“ und „Access to Finance“. In der viermonatigen Validierungsphase unterstützen wir die Teams mit unterschiedlichsten Formaten dabei, ihre Geschäftsidee und ihr Produkt auf Herz und Niere zu prüfen. Mit dem Feedback vom Markt kommt es dann nicht selten noch einmal zu einem entscheidenden Pivot. In der Phase „Access to Finance“ bieten wir dann eine große Auswahl an unterschiedlichsten Formaten wie Pitchtraining, Investorensprechstunden und Workshops. Wir haben sogar einen sehr erfolgreichen Investors Club, bei dem sich vom TU-Professor bis zu erfolgreichen Alumni-Gründern verschiedenste Business Angel engagieren.

VC Magazin: Welchen Herausforderungen stehen Wissenschaftler bei der Umsetzung ihrer Ideen in eine Gründung gegenüber?
Kricheldorff: Eine besondere Herausforderung bei wissenschaftsbasierten Start-ups ist das optimal zusammengesetzte Team. In der Regel ist es kein Problem, technische Mitgründer mit den notwendigen fachlichen Kenntnissen zu gewinnen – schwieriger ist es, die richtigen Teammitglieder mit unternehmerischem Know-how oder, noch besser, Erfahrungen zu finden. Das ist aber in der Regel essenziell für den Erfolg der jungen Unternehmen.

VC Magazin: Seit 2007 hat Ihr Centre 170 Start-ups hervorgebracht. Wie fällt ihr Fazit nach 15 Jahren aus und welche Erwartungen haben Sie für die Zukunft?
Kricheldorff: Ich glaube, wir können mehr als zufrieden sein mit dem, was wir in den letzten 15 Jahren mit erreicht haben. Unternehmertum und Ausgründungen sind an der TU Berlin mittlerweile nachweislich Bestandteil ihres Markenkerns. Auch für die Zukunft haben wir Pläne und wollen unsere Angebote für wissenschaftsbasierte Start-ups weiterentwickeln. Dabei setzen wir künftig stärker auf die Zusammenarbeit mit den Berliner Universitäten und der Charité. Vor zwei Jahren haben wir den Verbund „Science & Startups“ gegründet, um gemeinsam gezielter mit themenspezifischen Plattformen zu unterstützen. Eines unserer ersten gemeinsamen Projekte ist K.I.E.Z., ein Inkubator- und Accelerator-Programm zur Unterstützung von KI-Start-ups.

VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch.

Zur Interviewpartnerin:
Seit 2019 leitet Physikerin Karin Kricheldorff das Centre for Entrepreneurship der Technischen Universität Berlin, das sie von Beginn an mit aufgebaut hat. Insgesamt greift sie auf über 20 Jahre Erfahrung im Bereich der wissenschaftsbasierten Start-ups zurück.