„Rudimentäres ESG ist selten eine Frage des Mindsets“

Interview mit Theresa Bardubitzki, KfW Capital & Dr. Johannes Lenhard, VentureESG

Theresa Bardubitzki, KfW Capital & Dr. Johannes Lenhard, VentureESG
Theresa Bardubitzki, KfW Capital & Dr. Johannes Lenhard, VentureESG

Bildnachweis: KfW Capital, VentureESG.

ESG spielt für Venture Capital-Fonds mittlerweile eine wichtige Rolle, doch sind vielerlei Fragen dazu noch offen. Mit ihrem ESG-Training gibt die KfW Capital Hilfestellungen.

VC Magazin: „Leading in ESG“ heißt die Trainingsreihe von VentureESG, KfW Capital und der BMW Foundation Herbert Quandt. Wie viel Kompetenz haben deutsche und europäische Venture Capital-Fonds in dem Thema?

Lenhard: Wir sind vom Interesse der Venture Capital-Fonds überrascht; natürlich ist der Andrang stark durch die europäische Regulierung getrieben. Seit wir vor etwa zwei Jahren damit anfingen, Venture Capital-Fonds regelmäßig zusammenzubringen, hat sich bei der Kompetenz einiges getan. Viele Fonds haben begonnen, ihre Prozesse auf ESG einzustellen, Expertise aufzubauen und Verantwortlichkeiten in den Fonds aufzustellen.

VC Magazin: Frau Bardubitzki, Sie sind Nachhaltigkeitsmanagerin bei KfW Capital – wie ESG-kompetent sind Ihrer Meinung nach die Venture Capital-Fonds, die sich bei Ihnen melden?

Bardubitzki: Erfreulich ist, dass sich deutlich mehr Wagniskapitalfonds aktiv mit ESG beschäftigen als noch vor zwei Jahren. Viele haben bereits sehr gute ESG-Frameworks gesehen. Allerdings gibt es auch noch Fonds, bei denen ESG nur rudimentär in der Geschäftsaufstellung verankert ist. Das ist selten eine Frage des Mindsets, häufiger eine Frage von Kapazitäten und des Know-hows.

VC Magazin: Worauf liegt der Fokus Ihrer Trainings?

Lenhard: Das Training, das wir gemeinsam konzipiert haben, ist ein Rundumschlag – oder wie wir immer sagen: ein „Full Body Workout“. ESG kann kein „Add-on“ oder „Nice-to-have“ sein. Wir gehen durch die komplette Venture Capital-Wertschöpfungskette und zeigen auf, wie ESG die Prozesse für Investoren in der Due Diligence, für Hilfe für Portfoliofirmen nach dem Investment und vor allem auch im Management des eigenen Venture Capital-Fonds beeinflusst. Wir laden zudem Venture Capital-Investoren als Gastredner ein, die über ihre praktische Arbeit berichten.

VC Magazin: KfW Capital ESG gehört seit Längerem als fester Bestandteil zu Ihrer Due Diligence, die die Fonds durchlaufen müssen. Warum bieten Sie nun als Kooperationspartner von VentureESG Trainings an?

Bardubitzki: KfW Capital hat das Ziel, das Venture Capital-Ökosystem zu stärken. Dafür investieren wir kontinuierlich als professioneller Investor. Wir möchten den Markt zudem inhaltlich weiterentwickeln, zum Beispiel bei den Themen „Responsible Leadership“ und „Nachhaltigkeit“. Mit VentureESG haben wir einen Partner, der bereits viel Erfahrung in der Wissensvermittlung von ESG hat, und die BMW Foundation Herbert Quandt hat ein ähnliches Interesse wie wir, den Markt zu unterstützen. Insofern existiert eine fast schon natürliche Symbiose zwischen VentureESG, der BMW-Stiftung und uns, sich für dieses Trainingskonzept zusammenzuschließen.

VC Magazin: Im vergangenen Jahr durchliefen die Trainings eine Pilotphase. Welche Erfahrungen haben Sie daraus gezogen?

Bardubitzki: Die erste Kohorte war sehr spannend für alle Teilnehmenden wie auch Veranstaltenden. Wir haben uns danach ausgetauscht, was bereits gut lief, wo noch der Wunsch nach weiteren Inhalten bestand. Anschließend haben wir uns an die Konzeptionierung für die zweite Kohorte gemacht und freuen uns nun sehr auf deren Start.

VC Magazin: Wann braucht es kein Training mehr zu ESG?

Lenhard: Wir haben von Anfang an gesagt, dass unsere Arbeit getan ist, wenn wir flächendeckend die Relevanz von ESG in den Fonds etabliert haben und ESG zu einer „License to Operate“ geworden ist. Wenn wir mit dem aktuellen Tempo weitermachen, sind wir wohl Ende nächsten Jahres an einem Punkt, an dem in Europa die meisten Fonds die notwendige Kompetenz intern etabliert haben. Das ist eine motivierende Aussicht.

VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch.

Über die Gesprächspartner:

Dr. Johannes Lenhard ist Geschäftsführer von VentureESG, einer Non-Profit-Organisation, die das Venture Capital-Ökosystem bei der Integration relevanter und guter ESG-Praktiken zu unterstützen sucht. Lenhard forscht und lehrt außerdem an der University of Cambridge.

Theresa Bardubitzki ist Nachhaltigkeitsmanagerin von KfW Capital. Der „Fondsinvestor aus Verantwortung“ hat zum Ziel, das Wagniskapitalökosystem durch Venture Capital-Fondsinvestments zu stärken.