In der Kälte rechnet es sich leichter

Kiutra: Tieftemperaturtechnik für Quantensysteme

Dr. Alexander Regnat (kiutra) & Dr. Dieter Kraft (Trumpf Venture)
Dr. Alexander Regnat (kiutra) & Dr. Dieter Kraft (Trumpf Venture)

Bildnachweis: kiutra, Trumpf Venture.

Unglaublich schnelle Computer brauchen für ihre Leistung unglaublich niedrige Temperaturen. Erst bei weniger als -270 Grad Celsius gelingen diese Rechenoperationen – also nahe dem absoluten Nullpunkt. Bei der Technologie, die unter anderem für den Betrieb von Quantencomputern benötigt wird, ist das Start-up kiutra aus München ganz vorne mit dabei.

Der Tätigkeitsschwerpunkt des 2018 gegründeten Unternehmens liegt in der sogenannten Tieftemperaturtechnik (Kryogenie). Dabei geht es um die Erzeugung sehr tiefer Temperaturen – und das magnetisch, also ohne den Verbrauch teurer und limitierter Flüssiggase. „Wir liefern einfach benutzbare, nachhaltige und skalierbare Kühlung bei sehr tiefen – ‚kryogenen‘ – Temperaturen für Wissenschaft und Industrie“, erklärt Dr. Alexander Regnat, CEO und Mitgründer von kiutra. Schlüsselkompetenzen seines Teams für eine erfolgreiche Umsetzung und Verwertung dieser modernen Technologie seien unter anderem die Tieftemperatur- und Hochfrequenzmesstechnik, Simulation und Fertigung supraleitender Magnetspulen sowie die Vakuumtechnologie. „Unser Fokus liegt aktuell auf dem gerade frisch entstehenden Quantentechnologiemarkt. Wir beschäftigen uns insbesondere mit dem schnellen Testen und der einfachen Charakterisierung von Quantenhardware und Komponenten bei sehr tiefen Temperaturen“, fährt Regnat fort. Weiterhin ginge es für kiutra um den Dauerbetrieb von Quantensystemen mittels kompakter und skalierbarer Kühler, die die notwendige Kälte ohne den Einsatz des seltenen Helium-3-Gases bereitstellen.

Zwei Finanzierungsrunden absolviert

Zu kiutras Kunden zählen bekannte Quantentechnologieunternehmen, Cloud Computing-Anbieter sowie führende Halbleiterhersteller wie der Halbleiterproduzent Infineon. Auch zahlreiche renommierte Forschungslabore und Universitäten in der EU und den USA nutzen inzwischen die Technologie des Spin-offs der Technischen Universität München (TUM). Bereits ein Jahr nach der Gründung würde eine Seed-Runde erfolgreich abgeschlossen, unter anderem mit Beteiligung des High-Tech Gründerfonds. 2021 folgte dann eine Series A-Runde mit einem mittleren siebenstelligen Volumen, die von den Neugesellschaftern Trumpf Venture und dem schweizerischen Deeptech VC Verve Ventures angeführt wurde. Die beiden Kapitalspritzen ermöglichten einen schnellen Markteintritt – beispielsweise auch schon in den USA. Aktuell geht es nach Angaben von Regnat vor allem um den Ausbau von Sales- und Marketingaktivitäten und Intensivierung des Vertriebs in den USA. Weiterhin werden Produktionskapazitäten erweitert und damit auch die Fertigung beschleunigt. Inzwischen arbeiten mehr als 50 Experten bei kiutra.

Trumpf Venture als Ankerinvestor

Der Kontakt zu Investor Trumpf Venture wurde durch Apex Ventures aus Österreich hergestellt – einen Investor, der im Rahmen der Seed-Runde 2019 in den Gesellschafterkreis eingetreten war. „Für uns ist Quantentechnologie ein vielversprechender Zukunftsmarkt – gerade wenn es um Computer geht. In diesem Segment ist unsere Muttergesellschaft Trumpf mit dem Spin-off Q.ant bereits selbst aktiv“, erklärt Dr. Dieter Kraft, Geschäftsführer der Trumpf Venture GmbH, zum Investment. Hinzu komme, dass Trumpf viel Erfahrung in den Bereichen Hardware und Sondermaschinenbau mitbringe und somit das Team von kiutra gut unterstützen könne. Ein wichtiges Kriterium für den Einstieg sei neben der entwickelten Technologie auch das ausgezeichnete Gründerteam gewesen. Die bisherige Zusammenarbeit läuft gemäß Kraft hervorragend.

Series B-Runde in Vorbereitung

„Mittel- und langfristig wollen wir unser Geschäft mit Kühlern für Full Stack-Quantencomputer etablieren. Möglich werden wird das durch unsere weltweit exklusiv genutzte magnetische Dauerkühltechnologie – ein wichtiger Wettbewerbsvorteil“, kündigt Gründer Regnat an. Parallel laufen inzwischen auch die Vorbereitungen für eine größere Series B-Finanzierungsrunde.