Insolvenz kann ein Neuanfang sein

Textildruck Europa GmbH startet mit neuem Gesellschafter durch

Franco Ottavio Mathias, HCM
Franco Ottavio Mathias, HCM

Bildnachweis: HCM.

In zahlreichen Fällen bedeutet ein Insolvenzantrag nicht automatisch das Ende des Unternehmens. Wird noch rechtzeitig die Reißleine gezogen und arbeiten die Beteiligten zusammen, dann besteht durchaus die Chance für eine dauerhafte Genesung nach einer schweren Krise. Bei der Textildruck Europa GmbH wurde ein Insolvenzplanverfahren erfolgreich abgeschlossen – unter anderem mit der Unterstützung der HCM Human Consult Management GmbH & Co. KG.

„Wir haben schon mehrfach gute Erfahrungen gesammelt bei der Betreuung der Übernahme eines insolventen Unternehmens. Der Käufer hat den wesentlichen Vorteil, dass er eine Firma kauft, die nicht mehr mit schwierigen Altlasten zu kämpfen hat“, sagt Franco Ottavio Mathias, Geschäftsführer von HCM. Die Textildruck Europa GmbH aus Lilienthal bei Bremen geriet Anfang 2021 wie viele andere Betriebe in den Strudel der Coronapandemie.
Plötzlich ausbleibende Aufträge bei gleichzeitig weiterlaufenden Fixkosten machten dem Unternehmen schwer zu schaffen. Als dann wegen der Insolvenz eines strategischen Partners auch noch im größeren Umfang Forderungen ausfielen, blieb Anfang 2021 nur noch der Gang zum Amtsgericht. Rechtsanwalt Berend Böhme wurde zum Insolvenzverwalter bestellt.

Sanierungskonzept schnell entwickelt

In den darauffolgenden Wochen und Monaten wurde nach einer gründlichen Bestandsaufnahme der Geschäftsaktivitäten eine umfangreiche Sanierung des Unternehmens geplant. Im Zuge des laufenden Insolvenzverfahrens erfolgte in Zusammenarbeit mit den Experten von HCM die Erstellung eines verbindlichen Insolvenzplans. Dieser Plan ist eine wesentliche Voraussetzung für die Zustimmung der Gläubiger und auch des Gerichts zu den vorgesehenen Sanierungsmaßnahmen. An der Erstellung arbeiteten mit Norbert Frönd und Lars Losse auch die beiden Geschäftsführer von Textildruck Europa intensiv mit und waren somit maßgeblich am Erfolg der Sanierung beteiligt. „Es war nicht immer einfach, aber wir haben es geschafft, das Konzept erfolgreich umzusetzen“, sagt Frönd. Ein wichtiger Schritt des Restrukturierungskonzepts war der Einstieg eines strategischen Investors in das Krisenunternehmen. Im Zuge einer Kapitalerhöhung im siebenstelligen Bereich, die durch die HCM vermittelt und begleitet wurde, konnte damit die langfristige Finanzierung des Geschäftsbetriebs sichergestellt werden.

Ausweitung auf Zukunftsmärkte

Strategisch erfolgte im Unternehmen eine Ausweitung und Umstellung der Produktionsprozesse auf den Bereich Digitaldruck. Zudem wurden die Vertriebsaktivitäten auf den Zukunftsmarkt Full Service für Druckanbieter inklusive der dazugehörigen Lagerlogistik deutlich verstärkt. Weiterer Bestandteil des Konzepts war ein teilweiser Forderungsverzicht der Gläubiger. „Das Ergebnis der Restrukturierung und des mittlerweile abgeschlossenen Insolvenzverfahrens ist eine Quote von 13,5%, die damit weit über dem Durchschnitt klassischer Verfahren liegt“, fährt HCM-Geschäftsführer Mathias fort. Der intensive Prozess hat sich damit nicht nur für das gerettete Unternehmen, sondern auch für die Gläubiger ausgezahlt. Auch für die rund 100 Mitarbeiter kann es nun in der Firma weitergehen.

Ein lohnendes Investment

„Wir haben in vielen Beratungsfällen erlebt, dass sich Unternehmen in der Phase der Coronapandemie mit Krediten der Kreditanstalt für Wiederaufbau mühsam über Wasser gehalten haben. Diese Fremdmittel müssen aber auch wieder zurückgeführt werden, und das gelingt nicht jeder Firma. Ein geordnetes Planverfahren kann eine gute Möglichkeit sein, die Ertragsfähigkeit wieder herzustellen“, sagt Mathias. Für potenzielle Übernehmer würden Unternehmen in einem Sanierungsprozess in vielen Fällen ein lohnendes Investment darstellen. „Man kauft praktisch ein unbelastetes Start-up – aber mit einem erfahrenen Management und einem bestehenden Kundenstamm. Es findet damit zudem eine Sozialisierung der Schulden statt, indem die Schulden des Unternehmens nicht nur auf die Gläubiger abgewälzt, sondern auch die Verantwortung für die Sanierung und Entschuldung geteilt werden“, lautet das Fazit von Mathias.