Höhere Renditen, geringeres Risiko

Attraktives Marktumfeld für Private Debt-Secondaries

Robert Massing, Solutio AG
Robert Massing, Solutio AG

Bildnachweis: Solutio AG.

Der Rückzug der Banken bei der Kreditvergabe hat aufgrund von Konsolidierung
und verschärften Kapitalbeschränkungen nach der globalen Finanzkrise zu einer
weiteren Verschiebung der Kreditvergabe von Banken hin zu privaten Kreditfonds
geführt.

Bis 2022 haben diese ein verwaltetes Vermögen von 1,4 Bio. USD erreicht – und Erwartungen zufolge wird sich dieses in den nächsten fünf Jahren verdoppeln. Prognosemodelle gehen davon aus, dass die globalen Assets under Management (AuM) für Kreditfonds mit einer jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 11% von 2022 bis 2028 auf ein Allzeithoch von 2,8 Bio. USD steigen werden. Das Teilsegment der Direktkredite macht bereits 51% des privaten Kreditvolumens aus und stellt damit die größte Kategorie innerhalb der Anlageklasse.

Entwicklung des Private Debt-Sekundärmarkts

Der Private Debt-Sekundärmarkt mag im Vergleich zum Private Equity-Sekundärmarkt noch unreif sein, doch er wächst weiter. Der Private Debt-Sekundärmarkt entwickelt sich parallel zum Wachstum des Primärmarkts und ist insbesondere in den letzten fünf Jahren stark gewachsen. Solutios Joint Venture-Partner Pantheon hat allein im Jahr 2023 stolze 24,4 Mrd. USD an Transaktionen im Private Debt-Sekundärmarkt beobachtet, im Vergleich zu 5,5 Mrd. USD im Jahr 2019.

Auswirkungen auf Kredite – Gestiegene Base Rate und größere Spreads

Seit Mitte 2021 ist das makroökonomische Umfeld weitgehend von Inflationsdruck dominiert. Die darauffolgende Zinspolitik der Zentralbanken, in vielen Fällen mit historischer Geschwindigkeit bei den Erhöhungen, hat einen direkten Einfluss auf die private Kreditvergabe; die zugrunde liegenden Konditionen und Bedingungen für private Kredite variieren je nachdem, in welchem Konjunkturzyklus die Emission von Schuldtiteln stattfindet. Die wiederholten Zinserhöhungen und die anhaltende Marktunsicherheit haben zu einem starken Rückgang der weltweiten M&A-Aktivitäten und zu einer gedämpften Aktivität bei der Kreditvergabe sowie dem Angebot an Kreditverträgen geführt. Im Vergleich zu einem rekordverdächtigen 2021 sank die Zahl der weltweiten Fusionen und Übernahmen 2022 um 17% – der stärkste Rückgang seit 2001. Gleichzeitig haben es die wirtschaftliche Volatilität und die steigenden Zentralbankzinsen privaten Kreditgebern ermöglicht, die Spreads vorübergehend zu erhöhen und den Schutz der Kreditgeber zu verbessern, vor allem durch strengere Wertsicherungsklauseln (Covenants). Die derzeitige Marktunsicherheit hat ein attraktives Umfeld für private Kreditgeber geschaffen, die von den Kreditnehmern bessere Konditionen als Ausgleich für die Kreditvergabe in einer Zeit der wirtschaftlichen Unsicherheit und höheren Zentralbankzinsen erlauben.

Die Marktopportunität: Private Debt-Secondaries

Generell ist festzustellen, dass Secondaries als Variante innerhalb der Anlageklasse Private Debt aufgrund ihrer vom reinen Primärfondsinvestment abweichenden Eigenschaften genutzt werden: Insbesondere die wichtige Performancekennzahl IRR ist im Vergleich zu einem Primärfondsinvestment höher und das Portfolio diversifizierter. Die Abrufgeschwindigkeit ist höher und die Rückflüsse erfolgen früher. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass zum Zeitpunkt der Due Diligence auf einer Sekundärtransaktion das Kreditportfolio in der Regel zu circa 70% bis 80% bereits investiert ist – Secondaries können den Anlegern also bessere absolute Renditen bescheren. Durch ein Portfolio mit höherer Kreditqualität, breiterer Diversifizierung und einer höheren Sicherheit bei der Rendite gegenüber einer vergleichbaren Primärkreditinvestition können sie zudem unabhängig vom Marktzyklus attraktivere risikobereinigte Renditen bieten.

Fazit

Da die Weltwirtschaft eine Phase der Turbulenzen durchläuft und die Unsicherheit kurz- bis mittelfristig anhält, stellt die Assetklasse Private Debt weiterhin eine attraktive Anlagemöglichkeit dar. Die Hauptvorteile einer Allokation in die Assetklasse der Private Debt-Secondaries könnten höhere Renditen, ein geringeres Risiko (vor allem durch Portfoliodiversifizierung und Transparenz) und eine verbesserte Liquidität über einen kürzeren Zeithorizont sein. Die Allokation in Private Debt-Secondaries bietet innerhalb eines diversifizierten, gut strukturierten Private Market-Portfolios den Anlegern ein attraktives Risiko-Rendite-Profil, indem sie Zugang zu erfahrenen Managern und diversifizierten Portfolios erhalten.

Zum Autor:

Robert Massing ist Vorstand der Solutio AG Anlagekonzepte für Institutionen.