„Grundsätzlich müssen sich KI und ESG nicht widersprechen“

Interview mit Thomas Olek, Neon Equity AG

Interview mit Thomas Olek, Neon Equity AG
Interview mit Thomas Olek, Neon Equity AG

Bildnachweis: Neon Equity AG.

Bis 2026 werden die globalen Investitionen in ESG-bezogene Unternehmen auf insgesamt 47 Billionen USD ansteigen, was dazu führt, dass 21% der globalen Assets under Management (AUM) in den ESG-Sektor fließen. Allein im Jahr 2021 stiegen die ESG- und Impact-bezogenen AUM um 50% gegenüber dem Vorjahr. Allerdings planen laut Neon Equity nur 45% der Asset Manager, in naher Zukunft neue ESG-Fonds aufzulegen. Die Neon Equity AG als Anbieter von Finanzlösungen für Börsengänge und Wachstum füllt diese Lücke zwischen schnell wachsenden ESG-Unternehmen und Investitionskapital. Wir haben mit dem Gründer und CEO der Neon Equity gesprochen.

VC Magazin: Sie haben sich mit Neon Equity in den letzten zwei Jahren auf Impact Investing fokussiert. Wie kam es zu dieser Entscheidung und auf welche Unternehmen fokussieren Sie sich konkret?

Olek: Wir bei Neon Equity möchten mit unseren Investments und unserer Beratung nicht
nur eine finanzielle, sondern auch eine ökologische und soziale Rendite erzielen. Als
Gründer des Unternehmens ist dieser Wunsch nach positiver Wirkung in den vergangenen Jahren – nicht zuletzt forciert durch persönliche Erlebnisse – in den vergangenen Jahren in mir gereift. Ich bin sehr froh, dass sich bei Neon Equity ein starkes Team an Mitstreitern zusammengefunden hat, das diese Ziele teilt. Schon längst ist klar geworden, dass der finanzielle Return von sinnstiftenden Investments in keiner Weise durch die zusätzliche Wirkung im ökologischen oder sozialen Bereich geschmälert werden muss. Impact Investing ist ja einer der Anlagestile mit den höchsten Wachstumsraten weltweit, das Marktvolumen wird schon heute auf rund 1.200 Billionen US-Dollar geschätzt. Insofern ist Neon Equity mit seinem Ansatz in guter Gesellschaft. Wir mögen besonders solide und bewährte Geschäftsmodelle, die die Umwelt oder Gesellschaft positiv beeinflussen und eine klare Wachstumsstrategie verfolgen. Wenn dies transparent und überzeugend dargelegt wird, ist ein Unternehmen für uns interessant. Dabei sind wir nicht auf einzelne Branchen beschränkt, vielmehr bilden wir ein relativ breites Spektrum von Elektromobilität über Fitness bis hin zu gesunder Ernährung und erneuerbaren Energien ab. Für neue Ideen sind wir dabei immer offen.

VC Magazin: Wie sieht Ihr aktuelles Portfolio aus?

Olek: Unser Portfolio ist vielfältig. Wir halten beispielsweise eine Beteiligung am E-Auto-
Hersteller ELARIS, der kürzlich sein Börsendebüt an der Börse München gefeiert hat.
Mit einer Fahrzeugpalette aus mehreren E-Fahrzeugen zu bezahlbaren Preisen will
Elaris einen Beitrag zur Energiewende leisten. Des Weiteren sind wir u.a. signifikant
in den Green Asset Manager publity investiert. Das Unternehmen hat einen besonderen Fokus auf die sozial und ökologisch sinnvolle Umgestaltung von Büroimmobilien in bevölkerungsreichen Metropolen. Unsere Beteiligung EMS AG – ebenfalls börsennotiert – produziert Qualitätsfitnessgeräte, zum Teil auf Holzbasis und trägt damit zur Gesundheitsvorsorge bei. Außerdem begleiten wir das innovative Zukunftsunternehmen Alpha Ring auf seinem Wachstumsweg. Das internationale Unternehmen forscht im Bereich der Kernfusion und entwickelt innovative, klimafreundliche Energietechnologien. Das war jetzt ein kurzer und nicht vollständiger Streifzug durch unser aktuelles Portfolio, das wir stetig weiter ausbauen wollen. Mittelfristig ist unser Ziel ein Portfoliowert von rund 400 Millionen Euro.

VC Magazin: Sie beraten Start-ups auch beim Weg an die Börse. Wie sieht Ihre Unterstützung hierbei aus?

Olek: Bei einem IPO-Prozess begleitet im Normalfall ein Expertenteam aus Rechtsberatern, Wirtschaftsprüfern, Investmentbankern und IR-Agenturen das Unternehmen. Im Team arbeiten wir gemeinsam daran, das Unternehmen fit für die Börse zu machen. So werden notwendige Dokumente und Finanzberichte gemeinsam fertiggestellt und der Austausch mit der Börse sowie der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) gesteuert. Unser Beitrag als Neon Equity besteht darin, dass wir ganzheitlich bei der Steuerung und Umsetzung dieses komplexen Prozesses unterstützen. Wir können dabei auf Augenhöhe mit den Unternehmen und Unternehmern agieren, denn wir sind unabhängig und bringen die praktische Erfahrung aus zahlreichen Börsengängen mit. Zudem können wir ein internationales Netzwerk beisteuern, über das die jeweiligen Unternehmen in der Regel selbst noch nicht verfügen. Dazu gehören auch andere Investoren aus dem Bereich Impact Investing.

VC Magazin: In der öffentlichen Wahrnehmung verdrängt KI derzeit das ESG-Thema. Wie ist Ihre Haltung hierzu, welche Erfahrungen machen Sie in Gesprächen mit Investoren?

Olek: Das Thema KI wird in der Tat aktuell sehr stark in der Öffentlichkeit diskutiert. Grundsätzlich müssen sich KI und ESG aber nicht widersprechen. Im Gegenteil: KI- Lösungen werden ja heute schon bei erneuerbaren Energien, zum Beispiel bei der Effizienzsteigerung von Windturbinen und Solarzellen, eingesetzt. Es gibt in der aktuellen Debatte also nicht nur schwarz und weiß. Vielmehr denke ich, dass sich enorme Chance dadurch ergeben können, wenn beide Bereiche sinnvoll miteinander verknüpft werden. Aber ja, wir müssen wachsam sein, dass der aktuelle Fokus auf KI nicht die ökologische und soziale Sinnhaftigkeit von Geschäftsmodellen und Anlageentscheidungen in den Hintergrund drängt.KI kann meiner Meinung nach immer nur Mittel zum Zweck sein und darf nicht Selbstzweck werden.

VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch!

Über den Interviewpartner:

Thomas Olek ist Gründer und CEO der Neon Equity AG, ein börsennotiertes Unternehmen, das sich auf Impact Investments spezialisiert hat