bmp AG (Ausgabe 7/2001)

Börsenwert im Keller
bmp wurde bereits im Jahre 1992 von dem jetzigen Vorstandschef Oliver Borrmann als Unternehmensberatung gegründet. Nach einigen Jahren kamen erste VC-Aktivitäten hinzu, der Wandel zu einer reinen VC-Gesellschaft wurde 1997 vollzogen. Im Jahre 1999 ging das Unternehmen an die Börse. Zur Zeit bestehen 54 Beteiligungen mit einem zugesagten Gesamtvolumen von 95,3 Mio. Euro. Glaubt man dem Börsenkurs, so steht es um das Portfolio von bmp nicht allzu gut. Das im SDax notierte Unternehmen wird beim derzeitigen Börsenkurs von 1,5 Euro (gegenüber einem Höchststand von rund 10 Euro) mit 81 Mio. Euro bewertet. Das ist weniger als der Net Asset Value des bmp-Portfolios per 31. März dieses Jahres. Man traut den Unternehmen im bmp-Portfolio also keinen Wertzuwachs zu, der über den risikofreien Zins hinausgeht.

Verhagelte Bilanz für das Jahr 2000
Mag diese pessimistische Markteinschätzung auch mit dem generell schlechten Börsenklima für Technologiewerte zusammenhängen, so dürfte ein Grund dafür auch im letzten Geschäftsjahr liegen. Zwar konnten zehn Unternehmen für insgesamt 48,7 Mio. Euro veräußert werden (ein Börsengang, sechs Trade Sales, ein Institutional Placement, zwei Management Buy-backs). Den Erlösen standen jedoch Buchwertabgänge von 16,8 Mio. Euro gegenüber, so daß ein Rohertrag von rund 32 Mio. Euro erzielt werden konnte. Allerdings war bmp auch gezwungen, Wertberichtigungen auf das Portfolio in Höhe von 21 Mio. Euro zu bilden, die unter Einbeziehung der übrigen operativen Kosten zu einem Jahresfehlbetrag von 8,5 Mio. Euro führten.

Branchentypisch oder eigene Fehler?
Die Wertberichtigungen des Jahres 2000 entsprechen immerhin knapp 40 % des am Jahresanfang bestehenden Portfoliowertes. Es stellt sich die Frage, ob dieses Ergebnis lediglich ein Spiegelbild des VC-Marktes ist oder ob bmp besondere Schwächen bei der Auswahl der Investments hatte. Allein im vergangenen Jahr hat bmp rund 2.600 Finanzierungsanfragen auf den Tisch bekommen, nach 949 im Jahr 1999 – wohl auch ein Ergebnis der durch die Börsennotierung erhöhten Publizität der Gesellschaft. Um eine solche Menge von Anfragen hinreichend genau auf Qualität und Gewinnaussichten prüfen zu können, muß der Selektionsprozeß strukturiert und institutionalisiert sein.

Frühphaseninvestments in Zukunftsbranchen
bmp ist ein Early Stage-Investor und beteiligt sich an Unternehmen, die kurz zuvor ihre ersten Schritte getan haben oder sogar noch vor ihrem geschäftlichen Start stehen. Das geschäftliche Risiko der Beteiligungen ist naturgemäß sehr hoch. Investiert wurde im vergangenen Jahr letztlich in 26 neue Beteiligungen, 22 entstammen dem Bereich e-Business, vier der Life Science-Branche. Bislang wurde das Beteiligungsmanagement dieser Hauptgeschäftsfelder in den Tochtergesellschaften bmp Life Science und bmp e-Business getrennt durchgeführt. Mit Beginn dieses Jahres wurde diese Hierarchie-Ebene jedoch aufgehoben, und beide Töchter wurden in die bmp AG integriert, um kürzere und effizientere Entscheidungswege zu schaffen.

Branchen
Software
– Telekommunikation
– Internet und Content
– Medien und Entertainment
– Biotechnologie
– Medizintechnik
– Systemtechnologie

Standardisiertes Controlling
bmp sieht sich als aktiver Investor, der durch eine fortlaufende Betreuung die Portfolio-Unternehmen zum Erfolg führen will. Zentrales Element ist dabei ein qualifiziertes Controlling, das eine wichtige Hilfestellung beim Aufbau der Beteiligungen sein soll. Jede Beteiligung erhält ein standardisiertes und leicht anwendbares Reporting Template. Damit berichten die Unternehmen monatlich über den aktuellen Stand ihrer geschäftlichen Entwicklung. Zu den normalen Bilanz- und GuV-Daten kommen eine Liquiditätsvorschau und eine vierteljährliche Kommentierung von Markt- und Wettbewerbstrends sowie eine qualitative Beurteilung im Sinne einer Balanced Scorecard hinzu. Auf Basis der so gewonnenen Daten finden dann regelmäßige Gespräche mit den Portfolio-Unternehmen statt.

Netzwerk ausgebaut
Bei der Entwicklung der Beteiligungen stützt sich bmp wie alle VC-Unternehmen auf die Verbindungen eines Netzwerks, das zuletzt weiter ausgebaut wurde. Seit dem Sommer 2000 besteht eine Partnerschaft mit der Managementberatung Roland Berger Strategy Consultants, die durch eine Beteiligung von 10 % an bmp unterlegt wurde. Roland Berger selbst ist Mitglied des Aufsichtsrates von bmp. Mit der britischen Gesellschaft Durlacher Corporation wurde im September eine strategische Allianz bekanntgegeben. Mittelfristig wollen die Partner Marktführer für Early Stage-Investitionen in europäische Technologie-Unternehmen werden.

Leverage durch Parallelfonds
Weitere Netzwerkpartner sind die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG). Mit beiden Partnern wurden Parallelfonds aufgelegt, die in Beteiligungen investieren, in denen bmp auch mit eigenen Mitteln engagiert ist. Mit der KfW besteht darüber hinaus eine mehrjährige Zusammenarbeit im Rahmen von Refinanzierungsprogrammen, die bmp einen erheblichen Teil des Investitionsrisikos abnimmt.

Potentielle Vorteile
Mit einem umfangreichen Netzwerk und durch die zusätzlichen Möglichkeiten einer Börsennotierung verfügt bmp über Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen VC-Gesellschaften, die sich langfristig auszahlen sollten. Allerdings könnte die teilweise Übernahme des Investitionsrisikos durch die Finanzierungspartner auch zu leichtfertigen Investitionsentscheidungen führen, die diesen potentiellen Vorteil zunichte machen. In den zukünftigen Bilanzen wird man die Leistung von bmp wie auch das Klima des VC-Marktes weiter verfolgen können.

bmp-Investmentkriterien:
Wachstumsstarke Branche
Branchen-Know-how
Netzwerk
Starkes Management
Überzeugendes Geschäftsmodell
Klare Exitstrategie