„Wir rechnen noch vor der Sommerpause mit den ersten Investments“

VC Magazin: Zunächst einmal Glückwunsch zum erfolgreichen Closing des Seed Fonds II für die Region Aachen. Wie schwierig war es, Kapital für einen Nachfolgefonds einzusammeln?

Heidemann: Wir haben knapp zwölf Monate daran gearbeitet. Es gab einige formelle Herausforderungen, wie die Auswirkungen des geänderten Umsatzsteuergesetzes, über die unsere Juristen gebrütet haben. Die Vorgabe der Landesregierung war außerdem, dass mindestens 5% des Kapitals der regionalen Gründerfonds, die die NRW.Bank mit Partnern auflegt, von Privatinvestoren kommen musste. Das galt auch für uns als einer von sieben regionalen Fonds. Wir haben viele Gespräche innerhalb unseres Netzwerks geführt, um einen passenden Investor aus der Privatwirtschaft zu finden. Schließlich hat sich die DSA Daten- und Systemtechnik über ihre Tochtergesellschaft DSA Invest mit rund 15% am Fondskapital beteiligt. Die DSA ist ein sehr etabliertes Unternehmen und selbst ein Spin-off aus der Rheinisch-Westfälischen Technische Hochschule Aachen (RWTH). Das passt also gut zusammen.

VC Magazin: Wie viel Kapital haben die anderen Investoren jeweils eingebracht?

Heidemann: Größter Investor ist die NRW.Bank mit gut 46% der Fondsanteile, die Sparkasse Aachen hält knapp 39%.

VC Magazin: Welches Resumee ziehen Sie unter den ersten Seed Fonds? Welche Erfahrungen nehmen Sie in den Start des zweiten Fonds mit?

Heidemann: Das Fazit, das wir bislang unter den ersten Seed Fonds für die Region Aachen ziehen können, ist sehr positiv: Von elf Investments haben wir bislang einen Ausfall zu verzeichnen, im Moment sieht es gut aus, dass es dabei bleiben wird. Wir haben uns aber vorgenommen, die zukünftigen Beteiligungen des zweiten Fonds etwas komfortabler mit Kapital auszustatten. Knappe Mittel fördern zwar die Fantasie, aber zu eng darf man die Finanzierung auch nicht planen. Übrigens führen wir schon intensive Gespräche mit einigen Unternehmen, wir rechnen damit, noch vor der Sommerpause die ersten Investments bekannt geben zu können.

VC Magazin: Wie finden Sie Koinvestoren für Ihre Investments?

Heidemann: Wir sind in der „Aachener Szene“ sehr gut vernetzt und unterhalten u.a. gute Kontakte zu einigen Privatinvestoren und zu Business Angels-Netzwerken. Darüber ergeben sich oft Anknüpfungspunkte. Im Bereich von 500.000 EUR bis 1,5 Mio. EUR investieren wir häufig gemeinsam mit dem von der KfW Bankengruppe verwalteten ERP-Startfonds oder mit dem High-Tech Gründerfonds.

VC Magazin: Was macht die Region Aachen so attraktiv für Gründer?

Heidemann: Gerade an der Exzellenzuniverstität RWTH, aber auch in den örtlichen Fraunhofer und am Helmholtz-Instituten entstehen viele neue Ideen. Um die RWTH wird derzeit ein großer Campus aufgebaut und es werden diverse Technologiecluster eingerichtet. In diesem dynamischen Umfeld hat sich eine richtige Gründerkultur entwickelt, Entrepreneurship-Lehrstühle und verschiedene Initiativen fördern die Freude an der Selbstständigkeit.

VC Magazin: Wie können Unternehmer Kontakt zum Seed Fonds aufnehmen? Welche Investitionskriterien gelten?

Heidemann: Voraussetzung für technologieorientierte Unternehmen und Gründungsvorhaben sind, dass der Unternehmenssitz in der Region Aachen liegt, das Unternehmen jünger als 18 Monate und die Rechtsform eine Kapitalgesellschaft ist. Viele Anfragen bekommen wir bisher über unser Netzwerk, aber Jungunternehmer können auch direkt mit uns Kontakt aufnehmen. Wir sind auch an den Hochschulen und bei vielen Veranstaltungen vor Ort – wir sind also sehr präsent.

VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Susanne Gläser.


Zum Gesprächspartner
Harald Heidemann ist Mitglied im Vorstand der S-UBG Gruppe, der Beteiligungsgesellschaft der Sparkassen Aachen, Düren, Euskirchen, Heinsberg, Krefeld und Mönchengladbach, und Geschäftsführer der Managementgesellschaft des Seed Fonds Aachen.