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Dominic Faber, Gründungspartner von KKA Partners, spricht im Interview über Marktverzerrungen im Private Equity-Umfeld, strategisches Navigieren durch geopolitische Turbulenzen und darüber, warum lokal verankerte Geschäftsmodelle das Potenzial haben, globale Trends zu überdauern – mit Fokus auf Wachstum, Resilienz und Longevity.
VC Magazin: Wie bewerten Sie den derzeitigen Private Equity-Markt mit Blick auf das Preisniveau?
Faber: Die kurze Antwort lautet: unerwartet. In den letzten zwei Dekaden haben meine Partner und ich als Investoren durch viele Untiefen manövriert. Dennoch bin ich überrascht, dass wir so lange sowohl circa 30 Mrd. EUR Dry Powder für deutsche Transaktionen sehen und gleichzeitig mit circa 36 Mrd. EUR den größten (und stetig wachsenden!) Portfoliowert beobachten. Bei so vielen potenten Kapitalgebern und „reifen“ Unternehmen müssten deutlich mehr Transaktionen zu konstatieren sein. Eine Transaktionsflaute entsteht, wenn Fremdkapitalmärkte und Finanzierungen auf dem Rückzug sind oder die Preiserwartungen der Verkäufer, sprich die Bewertungen, über den Werteinschätzungen der Käufer liegen. Auf Transaktionsebene spiegelt sich dies in Herdenverhalten oder „Group Think“ wider: Transaktionen, die Finanzierer und Investoren für sinnvoll halten, wechseln den Besitzer zu enormen Preisen. Dennoch gibt es zunehmend Juwelen, deren Potenzial die Bewertungen übersteigt. Mir scheint, viele Marktteilnehmer wollen gerade Fehler vermeiden und verlassen sich lieber auf den Herdeninstinkt.
VC Magazin: Mit den KKA Observations haben Sie ein eigenes Analyseformat etabliert. Können Sie uns einen Einblick geben, wie diese Trendbeobachtungen entstehen und wie sie Ihre Investmentstrategie konkret beeinflussen?
Faber: Investoren sind auf gewisse Weise Entdecker. Alle suchen wir nach den Schätzen, die wir in unseren Investitionsmandaten beschreiben. Wir Private Equity-Entdecker verspüren oft den Wunsch, unser Schicksal als Kontrollinvestoren selbst zu lenken: Eine Art Design Thinking, das sich in vergleichbar besseren Risiko-Rendite-Verhältnissen der Anlageklasse niederschlägt. Was viele dabei ausblenden: Auf unseren Erkundungen können wir von vielen äußeren Einflussfaktoren vom Kurs abgebracht werden; etwa von geopolitischen Stürmen, demografischen Strömungen oder zyklischen Gezeiten der Geldpolitik. Wenn einschlägige Publikationen von diesen „Unwettern“ berichten, ist es leider zu spät. Mit der Metapher „Explorers at Sea“ möchten wir einen Ausguck etablieren, der uns frühzeitig über relevante externe Strömungen, Gezeiten und Winde informiert. In jeder Kategorie werden drei bis fünf Kräfte beobachtet und auf ihr Zusammenspiel bewertet.
Kommt es zu absehbaren Veränderungen, wird die Investment Crew informiert, den
Kompass neu auszurichten, um den Kurs auf unsere Zielrenditen und Risikominimierung
zu halten. So konnten die KKA Partner bisher komplett verlustfrei knapp 3x Nettorenditen für unsere Investoren erwirtschaften. Aktuell stellen wir fest, dass geopolitische Stürme die anhaltende Deglobalisierung verstärken. Im Gegenzug sind viele lokale oder regionale Fiskalfluten zu erwarten. In diesem Kontext sind Geschäftsmodelle interessant, die in mehreren Ländern mit lokal verankerter Wertschöpfung erfolgreich sind – Unternehmen also, die weder von globalen Wertschöpfungsketten noch von einer einzigen Volkswirtschaft abhängen. Wie in einem Portfolio können solche Firmen dort in Wachstum investieren, wo ein lokaler Boom zu erwarten ist. Seit Ende 2024 haben wir mit unserem deutlich verstärkten Team drei Plattformen erworben, die genau diesen Ansatz erfüllen: „grow glocal – globally local“.

VC Magazin: Ihr Investment in Blackroll wurde vielfach als Pionierschritt im Bereich Selfcare und Functional Health gewertet. Was hat Sie an diesem Unternehmen überzeugt und wie fügt es sich in Ihre übergeordnete These rund um Longevity ein?
Faber: Auch im Bereich Private Equity ist es selten, dass man eine Partnerschaft mit Menschen eingeht, die einen Gattungsbegriff im Volksmund geprägt haben. Im deutschsprachigen Raum ist Blackrolls Markenbekanntheit von 45% unfassbar hoch für einen Mittelständler. Marius Keckeisen und Jürgen Dürr haben Blackroll zum Synonym für die Faszienrolle gemacht und unzähligen Sportlern und Physiotherapiepatienten in über 40 Ländern mit ihren Produkten geholfen. Seit einigen Jahren hat das Unternehmen sich darüber in der passiven „Recovery“, also im Bereich Schlaf etabliert. Die Produkte helfen nicht nur meiner Familie, sondern einer Myriade von langlebigkeitsbewussten Schläfern und Schläferinnen. Unsere Investitionshypothese für Blackroll beruht auf mehreren Jahren aktiver Suche nach Unternehmen, die an der Schnittstelle von präventivem Gesundheitswesen, Wellness und Sport aktiv sind. Wichtig war uns, dass die Produkte und Präventionskurse von Blackroll wissenschaftlich nachweisliche Verbesserungen für Kunden, Patienten und die Mitglieder der Blackroll-Gemeinschaft bringen. Weiter gefällt uns sehr, dass über 95% der Produkte in Deutschland und der Schweiz entwickelt und gefertigt werden. Das bedeutet eine hohe lokale Wertschöpfung, kurze Lieferwege, niedrigere CO₂-Ausstöße und hohe Qualität. Mit Scott Zalaznik, der vormals das E-Commerce-Geschäft von adidas leitete, konnten wir das fehlende Glied für den Management Buyout finden und dürfen Scott, Marius sowie Andreas Mauch als aktive GF unterstützen. Neben den dreien zählen wir auf einzigartige Mitarbeitende, die alle Charakterzüge von echten Athleten an den Tag legen und im Team Berge bewegen.
VC Magazin: „Longevity“ gilt zunehmend als Megatrend der nächsten Jahrzehnte. Welche Aspekte dieses Themas sind für Sie als Private Equity-Investor besonders attraktiv und wo sehen Sie noch unterschätztes Potenzial?
Faber: Longevity oder Aktivitäten und Produkte, die die gesunde Lebenszeit verlängern sollen, ist eine Konsumentenströmung, die seit Langem in Gang ist und mit gesunder Ernährung, sportlicher Betätigung, ausgewogenem Schlaf und langfristigen Beziehungen ein breites Spektrum von B2B- und B2C-Sektoren umspannt. Bei KKA sind wir der Meinung, dass viele erprobte Geschäftsmodelle im reinen B2B-Vertrieb oder dem hoch regulierten Gesundheitswesen noch nicht ihr Potenzial erreicht haben. In Deutschland gibt es ein Bestreben, Prävention verstärkt zu fördern: § 20-Präventionskurse, die auch digital eine hohe Wirkung zeigen, sind ein gutes Beispiel. Im nächsten Schritt sollte im Gesundheitswesen und bei Konsumenten das aktive, gesunde Leben und dessen Verlängerung gefördert werden. Dies wird in vielerlei Hinsicht bereits gelebt oder ist in der Entstehung. Trotzdem stehen wir noch am Anfang dieser Produktivitäts- und Lebensqualitätsgewinne.
VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch.
Über den Interviewpartner:
Dominic Faber ist Gründungspartner von KKA Partners, einem auf DACH-Mittelständler fokussierten Private Equity-Team, das sich stark auf technologiegetriebene Wertschöpfung konzentriert. Aktuell verwaltet KKA Partners Investitionen in neun Portfoliofirmen, die in Summe über 500 Mio. EUR umsetzen.



