„Unser gemeinsames Ziel ist groß – wir wollen der Deeptech-Hub in Europa werden“

Interview mit Marc Kley, Gateway Exzellenz Start-up Center

Cologne Startup Summer Night 2025
Cologne Startup Summer Night 2025

Bildnachweis: Manor Lux.

VC Magazin: Wirtschaftsministerin Katharina Reiche hat am 10.07. die zehn Startup Factories für Deutschland benannt. Die Gateway Factory ist dabei und erhält über die nächsten fünf Jahre bis zu zehn Mio. Euro Fördermittel. Wofür werden Sie das Geld verwenden?

Kley: Die Gateway Factory wird die Bundesmittel dafür einsetzen, insbesondere Deeptech-
Startups beim Wachstum zu unterstützen. Das tut sie mit Scaleup-Programmen, aber auch indem sie bei der Personal-, Kunden- und Kapitalakquise hilft. Um all das umsetzen zu können, hat die Gateway Factory bereits vor der Förderzusage des Bundes private Mittel in Höhe von rund zehn Millionen Euro von Unternehmen, Family Offices und Privatpersonen eingeworben. Gemeinsam mit Hochschulen und Unternehmen will die Gateway Factory das Rheinland zu dem europäischen Deeptech-Hub entwickeln. Deshalb haben wir uns zusammengeschlossen: die RWTH Aachen, die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, die Start2 Group und die Gateway Hochschulen Köln: Das sind neben der Uni Köln die TH Köln, die Deutsche Sporthochschule, die Rheinische Hochschule und die CBS International Business School.

VC Magazin: Hinter der Gateway Factory verbergen sich die Regionen Aachen, Köln und Düsseldorf. Was waren die Key-Facts Ihrer Bewerbung, wofür steht die Region?

Kley: Das Rheinland steht vor allem für eine enorme Dichte an Hochschul- und Forschungseinrichtungen und einen Wirtschaftsstandort mit starken industriellen Strukturen. Dazu gehören weltweit renommierte Konzerne ebenso wie ein starker Mittelstand mit vielen so genannten Hidden Champions und auch innovative Startups. Diese Kräfte wird die Gateway Factory als eigenständiges Unternehmen bündeln. Dabei liegt der Fokus auf vier Innovationsfeldern, in denen die Region sowohl exzellente Forschung wie auch starke Wirtschaftsstrukturen bietet: Future Health & Life Sciences, Future Computing & Engineering, Future Regulatory Demands und Sutainable Infrastructure & Mobility.

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Den Kern des Konzepts bilden neben den branchenübergreifenden Pre-Scaleup-Programmen die Maßnahmen, die auf diese Verticals eingehen. Wir können Startups hier Netzwerke bieten, über die andere Standorte nicht verfügen. Dazu kommt noch unser „unfair advantage“: Deeptech-Startups können über die Gateway Factory Produktions- und Laborflächen für die Entwicklung von Prototypen und Kleinserien nutzen, das gibt es in dieser Form und in diesem Umfang nur hier.

VC Magazin: Wie aufwändig war der Bewerbungsprozess, wie groß sind die Ressourcen, um solch einen Prozess erfolgreich zu gestalten?

Kley: Wir haben das Konzept mit unseren Partnern und Zielgruppen gemeinsam entwickelt, um wirkliche Bedarfe zu adressieren: Was brauchen Deeptech-Startups, um skalieren zu können? Und: Wie können wir Kooperationen zwischen Startups, Konzernen und mittelständischen Betrieben befeuern? Was brauchen die verschiedenen Seiten? Darüber galt es, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zehn Millionen Euro an privaten Mitteln zu mobilisieren. Das alles war aufwendig – insofern freuen wir uns sehr, dass die Experten Jury unserem Konsortium, dem Ökosystem und dem Konzept bestätigt, dass wir zu den Leuchttürmen mit internationaler Strahlkraft gehören.

VC Magazin: Das Gateway Excellenz Start-up-Center der Universität Köln, das sie als Geschäftsführender Direktor leiten, feierte am Tag der Bekanntgabe sein 10-jähriges Bestehen. Was waren die Meilensteine der letzten 10 Jahre?

Alles fing an mit der Anmietung eines ersten Inkubator-Raums für studentische Gründungsteams und der eigenen Marke Gateway 2015 an. Die ersten Erfolge mit dem Inkubator haben dabei geholfen, ein umfassenderes Konzept zu entwickeln. Seit 2019 sind wir eines von sechs „Exzellenz Start-up Centern“ in NRW. Diese Förderung des Landes war der Startschuss für den Aufbau professioneller Strukturen zur Spin-off Förderung. Ebenso konnten wir damit Entrepreneurship-Professuren einrichten und neben einem Alumni-Netzwerk auch einen Förderverein etablieren. All das bildet die Grundlage für unsere heutigen und zukünftige Erfolge.

Ein ebenso wichtiger Meilenstein war, dass vier weitere Hochschulen in Köln die Marke Gateway für ihre Gründungsförderung lizensiert haben. Seitdem denken und arbeiten wir als Verbund und haben maßgeblich zur Entwicklung des Kölner Ökosystems beigetragen. Gemeinsam können wir für jede Idee die passende Unterstützung bieten.

Ein weiterer Meilenstein: Inzwischen gehören wir in verschiedenen Rankings wiederholt zu den Top 3 der gründungsfreundlichsten Hochschulen in Deutschland – etwa im Gründungsradar vom Stifterverband wie auch im Deutschen Startup Monitor.

Einige Eindrücke von der Cologne Startup Summer Night 2025:

VC Magazin: Was zeichnet Köln als Gründungsstandort aus?

Kley: Das Startup-Ökosystem in Köln ist sehr gut entwickelt, alle zentralen Player sind miteinander vernetzt und ziehen an einem Strang. Dabei ist man offen für neue Akteure – und diese Offenheit ist sicherlich etwas Besonderes. Zudem finden Gründer hier gute Finanzierungsangebote. Das fängt schon in der ganz frühen Phase an – hier setzt der in Köln ansässige Campus Capital Fonds an. Inzwischen muss man für die Wachstumsfinanzierung nicht mehr seinen Standort verlagern, es gibt auch immer mehr Scale-ups in der Stadt. Dazu trägt bei, dass die vielen Hochschulen den Bedarf an jungen Talenten bedienen können. Ebenso hilfreich ist die geografische Lage inmitten eines großen Marktes. Startups können hier früh internationalisieren und nutzen die enge Vernetzung des Ökosystems mit Partnern in den Niederlanden sowie in Belgien und Luxemburg.

VC Magazin: Wie sieht Ihre Roadmap für das Gateway Excellenz Start-up-Center in Köln und für die Gateway Factories aus?

Kley: Unser gemeinsames Ziel ist groß – wir wollen der Deeptech-Hub in Europa werden. Wir, die Gateway Hochschulen Köln, fördern die Gründungsteams von der Idee bis zum Markteintritt, dann übernimmt die Gateway Factory und unterstützt bei der Skalierung. Für die Startups wird der Übergang fließend sein. Gerade die Teams, die wirklich tiefgreifende technologische Durchbrüche aus der Forschung in die Anwendung bringen, haben einen komplexen und langen Weg vor sich. Diese Startups passgenau zu unterstützen und auch ihr Wachstum zu beschleunigen – damit starten wir jetzt.

VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!

Über den Interviewpartner:

Marc Kley ist CEO des Gateway Exzellenz Start-up Center der Universität zu Köln.