Bildnachweis: Munich Startup/VC Magazin.
Das Munich Startup Festival 2025 unterstrich einmal mehr die Stärke des Münchner Ökosystems: Gründer, Investoren und Corporates trafen aufeinander, um Wissen auszutauschen und Brücken zu schlagen. Im Sommerinterview spricht Arno Eggers, Leiter von Munich Startup, über Impulse, Trends und die Rolle Münchens als DeepTech- und Life-Science-Hotspot.
VC Magazin: Das Munich Startup Festival hat erneut Gründer, Investoren und Innovatoren zusammengebracht – was ist Ihr Fazit, und welche Impulse nehmen Sie aus dem Event mit?
Eggers: Das Munich Startup Festival hat auch in diesem Jahr eindrucksvoll gezeigt, wie lebendig und vielfältig das Ökosystem hier in München ist. Die Mischung aus GründerInnen, InvestorInnen, Corporates und Ökosystem-Akteuren hat deutlich gemacht, dass wir in der Lage sind, Brücken zwischen sehr unterschiedlichen Akteuren zu schlagen. Besonders positiv nehme ich die Offenheit und den Austausch mit; es geht längst nicht mehr nur um Pitching oder klassische Networking-Formate, sondern darum, die Menschen zu verstehen und kennenzulernen und somit auch um echten Wissenstransfer und gegenseitige Inspiration.
VC Magazin: Wie hat sich das Münchner Start-up-Ökosystem im ersten Halbjahr 2025 entwickelt, wo sehen Sie aktuell Stärken – und wo liegt aus Ihrer Sicht noch ungenutztes Potenzial?
Eggers: Im ersten Halbjahr 2025 hat sich das Münchner Startup-Ökosystem trotz makroökonomischer Unsicherheiten sehr robust gezeigt. Wir sehen weiterhin starke Finanzierungsrunden im DeepTech- und Life-Science-Bereich, aber auch eine zunehmende Dynamik im Bereich Digital Health, Mobility und AI-Anwendungen. Stärken sind klar die Nähe zu den Hochschulen, die hohe Dichte an international führender Forschung und die Qualität der Gründerteams. Gleichzeitig liegt im Bereich Wachstumsfinanzierung weiterhin noch Potenzial brach: Insbesondere Anschlussfinanzierungen im zweistelligen Millionenbereich sind weiterhin eine Herausforderung. Hier könnten neue Fondsstrukturen, mehr institutionelles Kapital und eine engere Verzahnung mit europäischen Investoren wichtige Hebel sein. Das Thema Scaleup-Förderung ist Gott sei Dank bereits auf dem Radar vieler Akteure, was auch unser Panel “Startup Landschaft 360 Grad” auf dem Festival gezeigt hat. Hier haben sich bereits erste Akteure zusammengetan und weitere Angebote geschaffen, wie das Scale-up-Council.
VC Magazin: Welche Rolle spielt München im internationalen Vergleich – bleibt die Stadt ein Hotspot für DeepTech und Life Sciences und welche Branchentrends nehmen Sie aktuell besonders wahr?
Eggers: München zählt auch 2025 zu den herausragenden europäischen Zentren für DeepTech und Life Sciences. Wir werden inzwischen regelmäßig als „DeepTech-Hotspot“ bezeichnet, denn hier vereint sich wissenschaftliche Exzellenz mit einer einzigartigen industriellen Basis. Spitzen-Forschungseinrichtungen arbeiten hier eng mit großen wie mittelständischen Unternehmen zusammen, sodass Innovationen sehr schnell den Weg in die wirtschaftliche Anwendung finden kann. Neben dieser technologischen Tiefe spielt auch die Lebensqualität hier in Münchens eine nicht zu unterschätzende Rolle: Sie macht den Standort für internationale Fachkräfte und GründerInnen besonders attraktiv. Gerade für DeepTech ist diese Kombination ein entscheidender Standortvorteil. Wahrnehmbare Trends sind dabei vor allem die zunehmende Integration von Hardware und Software, Fortschritte in Biotech und Life Sciences sowie AI-gestützte Lösungen für Industrie und Gesundheit. München behauptet sich somit nicht durch pure Größe, sondern durch Qualität, Verlässlichkeit und ein engmaschiges Netzwerk, das langfristig für nachhaltige Innovationskraft sorgt.
VC Magazin: Mit Blick auf die zweite Jahreshälfte: Welche Trends und Ausblicke sehen Sie für das Venture Capital-Segment?
Eggers: Für das zweite Halbjahr erwarte ich eine leichte Belebung des Venture-Capital-Segments. Die große Unsicherheit der letzten Jahre scheint abzuflauen, was sich in einer höheren Abschlussbereitschaft und einer steigenden Zahl an Transaktionen widerspiegeln dürfte. Gleichzeitig bleibt die Bewertungssensibilität hoch und Investoren legen nach wie vor mehr Gewicht auf belastbare Geschäftsmodelle, Cash-Flow-Perspektiven und klare technologische Differenzierung. Nicht übersehen darf man jedoch, dass die weltpolitische Lage ein permanenter Unsicherheitsfaktor bleibt. Sei es in Hinblick auf geopolitische Spannungen, Handelsbeziehungen oder makroökonomische Entwicklungen. Diese Unsicherheiten bremsen einerseits Entscheidungen, können aber andererseits auch Chancen eröffnen: Start-ups, die flexibel agieren und innovative Antworten auf neue Rahmenbedingungen liefern, haben jetzt die Möglichkeit, besonders sichtbar zu werden und Märkte neu zu gestalten.
VC Magazin: Vielen Dank für das Interview.
Zum Interviewpartner:
Arno Eggers ist Leiter von Munich Startup, dem offiziellen Start-up-Portal für München und die Region. Seit Jahren vernetzt er Akteure im Münchner Gründungsökosystem und setzt sich für Sichtbarkeit, Austausch und Internationalisierung des Standorts ein.



