„Unser Ziel ist klar: mehr Innovationen, mehr Gründungen, mehr Investitionen“

Interview mit Katherina Reiche, Bundesministerin für Wirtschaft und Energie

Katherina Reiche, Bundesministerin für Wirtschaft und Energie
Katherina Reiche, Bundesministerin für Wirtschaft und Energie

Bildnachweis: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.

Bundesministerin Katherina Reiche setzt auf eine neue Start-up- und Scale-up-Strategie, den Deutschlandfonds und regulatorische Reformen, um privates Kapital zu mobilisieren. Im Interview spricht sie über Ziele, die WIN-Initiative und die Bedeutung einer europäischen Kapitalmarktunion.

VC Magazin: Welche Ziele haben Sie sich persönlich für die Stärkung der Start-up und Venture Capital-Landschaft in Ihrer neuen Position gesetzt?

Reiche: Innovationen sind der maßgebliche Treiber für Wachstum. Start-ups bilden dabei das Rückgrat einer dynamischen Innovationsökonomie. Sie entwickeln disruptive Technologien, schaffen neue Marktsegmente und stärken so unseren Wirtschaftsstandort. Gleich zu Beginn meiner Amtszeit habe ich daher den Startschuss für eine neue Start-up- und Scale-up-Strategie gegeben, um die Rahmenbedingungen für die Branche noch weiter zu verbessern. Unser Ziel ist es, dass Deutschland als Standort für unternehmerische Innovation und Wachstum international wettbewerbsfähig ist. Der zentrale Hebel sind die Finanzierungsmöglichkeiten für Start-ups: Hier wollen wir die Rahmenbedingungen für private Investoren noch weiter verbessern und legen unseren Fokus klar auf die Mobilisierung von privatem Kapital. Denn: Nur mit privatem Kapital lassen sich Innovationen in marktfähige Lösungen transformieren – und wirtschaftliche Resilienz und Wertschöpfung nachhaltig sichern. Wir setzen daher gezielt öffentliche Mittel ein, um ein Vielfaches an privatem Eigen- und Wagniskapital für Innovation, Technologietransfer und Unternehmenswachstum zu hebeln. Ein gutes Beispiel ist der Zukunftsfonds als unser zentrales Instrument für Wagnis- und Wachstumsfinanzierungen in Deutschland. Mit der KfW Capital haben Investoren dabei einen starken Partner. Ein mir besonders wichtiges Projekt in dieser Legislatur ist der Deutschlandfonds. Mit dem Deutschlandfonds werden wir gezielt Finanzierungslücken bei Wachstums- und Innovationskapital schließen, insbesondere für mittelständische Tech-Champions und Scale-ups. Auch hier werden wir mit privatem Kapital das unternehmerische Potenzial in der Breite aktivieren und strukturelle Wachstumsreserven heben. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Fragmentierung in 27 Einzelmärkte die effiziente Mobilisierung von privatem Kapital in Europa nicht erleichtert. Wir machen uns daher für eine echte Europäische Kapitalmarktunion stark, die als ein entscheidender Hebel Europas Position als wettbewerbsfähigen Venture Capital-Standort stärkt. Doch Kapital allein genügt nicht. Mit unseren zehn Startup Factories unterstützen wir dynamische Innovationshubs, in denen exzellente Forschung in unternehmerische Wertschöpfung übersetzt wird. Hier entstehen die Start-ups von morgen – und die Scale-ups von übermorgen.

VC Magazin: Ihre Vorgänger Bundesminister a.D. Peter Altmaier und Bundesminister a.D. Robert Habeck berieten sich mit dem Beirat Junge Digitale Wirtschaft beziehungsweise dem Start-up Circle. Welche Pläne verfolgen Sie, um die Nähe zu den Start-ups aufrechtzuerhalten?

Reiche: Der enge Austausch mit der Start-up-Community ist mir persönlich und dem
Ministerium sehr wichtig. Ich freue mich daher auf die weiteren offenen und konstruktiven
Gespräche mit der Branche! Gerade erst haben wir uns mit dem Start-up Germany
Circle zur neuen Start-up- und Scale-up-Strategie ausgetauscht. Die Mitglieder des Circle wissen aus eigener Erfahrung, was es heißt, ein Unternehmen zu gründen – sie kennen die Chancen, aber auch die Herausforderungen. Ihre Ideen und Erfahrungen helfen, um unsere Maßnahmen wirksam, investorenfreundlich und international anschlussfähig auszurichten. Denn klar ist: Ein international wettbewerbsfähiges Start-up-Ökosystem entsteht nur im Schulterschluss mit den Akteuren, die den Markt aus erster Hand kennen – den Unternehmerinnen und Unternehmern.

VC Magazin: Im Herbst letzten Jahres haben Wirtschafts- und Finanzministerium gemeinsam mit Vertretern aus Wirtschaft und Verbändewelt die WIN-Initiative ins Leben gerufen; seither ist es dazu recht still geworden. Wie ist der aktuelle Stand, welche nächsten Schritte sehen Sie?

Reiche: Mit der WIN-Initiative verfolgen wir ein ambitioniertes Ziel: die signifikante
Hebelung privaten Kapitals für wachstumsstarke Start-ups in Deutschland. Im Koalitionsvertrag haben wir uns vorgenommen, ein Investitionsvolumen von 25 Mrd. EUR zu mobilisieren – ein notwendiger Schritt zur Stärkung des Innovationsstandorts Deutschland. Zentral dafür ist die strukturelle Optimierung der Rahmenbedingungen für Venture Capital-Investitionen. Gemeinsam mit dem Bundesfinanzministerium arbeiten wir mit Hochdruck an gezielten regulatorischen Reformen, um Venture Capital-Strukturen attraktiver, effizienter und international anschlussfähig zu gestalten, insbesondere für institutionelle Investoren. Wir schaffen jetzt die Voraussetzungen, dass gute Ideen nicht an der Finanzierung scheitern – nur so können deutsche Start-ups ihr volles Potenzial entfalten, globale Märkte adressieren und im internationalen Wettbewerbsumfeld erfolgreich bestehen.

VC Magazin: Was möchten Sie zum 25. Jubiläum dem VentureCapital Magazin und der deutschen Venture Capital-Szene mit auf den Weg geben?

Reiche: Ich danke Ihnen herzlich für Ihr unermüdliches Engagement und Ihre klare
Stimme für die Stärkung des Venture Capital-Standorts Deutschland! Mit mir als Ministerin
und dem Bundeswirtschaftsministerium haben Sie verlässliche Partner an Ihrer Seite. Gemeinsam setzen wir uns mit Nachdruck für ein leistungsfähiges und international wettbewerbsfähiges Gründungs- und Investitionsökosystem ein. Unser Ziel ist klar: mehr Innovationen, mehr Gründungen, mehr private Investitionen. Denn genau darin liegt der Schlüssel zu unserer Wettbewerbsfähigkeit – und zur Rückkehr auf einen klaren Wachstumspfad für den Wirtschaftsstandort Deutschland.

VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch!

Über die Interviewpartnerin:

Katherina Reiche (CDU) ist Bundesministerin für Wirtschaft und Energie. Die Diplom-Chemikerin war von 1998 bis 2015 Mitglied des Deutschen Bundestags und Parlamentarische Staatssekretärin. Danach führte sie den Verband kommunaler Unternehmen, später den Energiekonzern Westenergie. Seit Mai 2025 ist sie Bundesministerin für Wirtschaft und Energie im Kabinett Merz.