„Flexibilität ist der Schlüssel“

Interview mit Jonas Jarosch, Quantum-Systems GmbH

Jonas Jarosch, Quantum-Systems
Jonas Jarosch, Quantum-Systems

Bildnachweis: Quantum-Systems.

Quantum-Systems stellt zivile und militärische Überwachungsdrohnen her. Seit der Gründung im Jahr 2015 konnte das Jungunternehmen namhafte Investoren von sich begeistern, darunter etwa Project A, HV Capital, Bayern Kapital und Airbus Ventures. Im Interview verrät CFO Jonas Jarosch, worauf es bei Dual Use besonders ankommt und welche Lektionen Quantum-Systems auf dem Weg zum Unicorn gelernt hat.

VC Magazin: Welche Rolle spielte der Fokus auf Dual Use-Technologien bei Ihrem Wachstum – und welche Tipps geben Sie Gründern, die zwischen zivilen und sicherheitsrelevanten Anwendungen balancieren?

Jarosch: Quantum-Systems Dual Use-Strategie war ein zentraler Wachstumstreiber. Indem wir Technologien entwickeln, die sowohl im zivilen als auch im militärischen Bereich eingesetzt werden können, haben wir uns breiter aufgestellt als unsere Wettbewerber und grundsätzlich widerstandsfähiger gemacht. Wir haben unseren Ursprung in dem zivilen Markt – etwa in der Vermessung oder Landwirtschaft – und haben in den behördlichen und verteidigungsrelevanten Bereich expandiert. Diese Expansion erfolgte organisch, getrieben von Nutzer- und Kundenanforderungen sowie Markttrends. Gründern empfehle ich, die Dualität früh strategisch zu bedenken und transparent zu kommunizieren, in welchen Bereichen ihre Technologie Anwendung finden soll. Vertrauen entsteht durch klare Kommunikation – gerade in sensiblen Industrien. Operativ hilft es, die Märkte organisatorisch zu trennen und unterschiedliche Vertriebs- und Kommunikationsansätze
zu verfolgen.

VC Magazin: Worauf sollten Gründer bei der Auswahl von Kapitalgebern und Industriepartnern besonders achten?

Jarosch: Entscheidend ist, dass Kapitalgeber die Branche verstehen, langfristig denken und dieselben Werte teilen. In einem Umfeld wie unserem – mit historisch langen Entwicklungszyklen, regulatorischen Hürden und hohen Eintrittsbarrieren – ist eine strategische Partnerschaft unabdingbar. Gerade im Verteidigungsbereich erleben viele Start-ups das sogenannte Valley of Death – eine kritische Phase zwischen Produktreife und dem ersten großen Regierungsauftrag. Ohne Partner, die diese Phase finanziell und strategisch mittragen, wird es schwierig. Quantum-Systems arbeitet bewusst mit Investoren, die langfristig orientiert sind und den Aufbau europäischer technologischer Souveränität unterstützen. Das stärkt nicht nur Quantum-Systems, sondern auch die Resilienz der europäischen Industrie – und reduziert Abhängigkeiten von China oder auch den USA.

VC Magazin: Welche Fehler würden Sie bei Internationalisierung und Marktzugang heute
vermeiden?

Jarosch: Ein häufiger Fehler – auch bei uns anfangs – war die Unterschätzung regulatorischer Komplexität. Jeder Markt hat eigene rechtliche, kulturelle und operative Anforderungen, die Zeit und Ressourcen kosten. Deutschland war in der Frühphase sehr zögerlich bei der Beschaffung neuer Technologien, während internationale Märkte wie die USA schneller auf Innovationen reagierten. Quantum-Systems‘ frühe Expansion in die USA war deshalb ein entscheidender Schritt: Dort konnten wir in Programme der US Army und des US Marine Corps einsteigen und uns als globaler Anbieter etablieren. Heute würden wir bei der Marktauswahl noch stärker darauf achten, wo Technologieoffenheit und regulatorische Handlungsfähigkeit wirklich vorhanden sind.

VC Magazin: Welche wichtigste Lektion aus Ihrer unternehmerischen Reise würden Sie
Gründern mitgeben, die ebenfalls in einem technologisch anspruchsvollen Deeptech-Bereich starten?

Jarosch: Flexibilität ist der Schlüssel. Deeptech erfordert langen Atem – Forschung, Tests
und Zertifizierungen dauern Jahre, während sich Technologie und Märkte gleichzeitig rasant
verändern. Man muss in der Lage sein, sich anzupassen, ohne den Kern seiner Mission
aus den Augen zu verlieren. Das gilt sowohl für Technologie als auch für Organisation. Unsere Drohnen sind modular aufgebaut, damit neue Sensoren, Batterien oder andere Komponenten jederzeit integriert oder angepasst werden können. Diese technische Flexibilität spiegelt sich auch organisatorisch wider: Wir hätten nie geplant, dass unsere größte internationale Einheit einmal in der Ukraine entstehen würde – aber wir sind mit unserem lokalen Wachstum der Nachfrage gefolgt. Wer flexibel bleibt und zugleich eine klare Vision verfolgt, gestaltet den Wandel – statt ihm hinterherzulaufen.

VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch!

Über den Interviewpartner:

Jonas Jarosch ist Chief Financial Officer (CFO) der Quantum-Systems GmbH, einer der führenden europäischen Hersteller unbemannter Systeme. Zuvor war er in leitenden Funktionen bei Technologie- und Venture-Unternehmen tätig. In seiner Rolle bei Quantum-Systems verantwortet er Finanzen, Strategie und internationales Wachstum.