Wellington Partners Venture Capital GmbH (Ausgabe 2/2003)

Frühzeitige Gründung
Mehrere Jahre VC-Erfahrung waren bereits am Anfang vorhanden. Wellington Partners wurde 1991 von Rolf Christof Dienst, dem Gründungsgesellschafter der Matuschka Gruppe (1968) und der TVM (1984), gegründet. In den ersten sechs Jahren wurden 19 Beteiligungen in junge Technologiefirmen eingegangen. Das Kapital kam aus dem engeren Netzwerk des Gründers und wurde jeweils transaktionsbezogen aufgenommen. Im Jahr 1998 wurde das Unternehmen dann auf eine breitere institutionelle Basis gestellt, professionelle Strukturen aufgebaut und der erste Fonds mit einem Volumen von 55 Mio. Euro plaziert. Aus heutiger Sicht ist dieser Fonds einer der erfolgreichsten deutschen VC-Fonds. Aus den eingegangenen 27 Beteiligungen konnten bis heute 11 Exits realisiert werden, drei davon im Wege eines Börsengangs, acht durch einen Trade Sale. „Wir konnten unseren Investoren ihr gezeichnetes Kapital bereits zu 166 % zurückzahlen“, sagt Frank Böhnke, seit 1998 Partner bei Wellington. „Es sind darüber hinaus noch drei bis vier werthaltige Unternehmen im Portfolio, die eine spürbare Verbesserung der Rendite versprechen.“

Professionelle Strukturen
Das Team von Wellington wurde im Laufe der Zeit weiter ausgebaut, heute umfaßt es sieben Partner und über zwanzig Mitarbeiter, im Jahr 2000 wurde der zweite Fonds mit einem Volumen von 210 Mio. Euro aufgelegt. Er ist aktuell zu 60-65 % in 23 Unternehmen investiert, zwei Drittel davon befinden sich im deutschsprachigen Raum, der Rest im übrigen Europa. Der Branchenschwerpunkt liegt mit 80 % auf der Informations- und Kommunikationstechnologie, bis zu 20 % des Fondsvolumens werden in Unternehmen aus den Life Sciences investiert. Das typische Investitionsvolumen liegt bei bis zu 10 Mio. Euro, kann aber auch bis zu 20 Mio. Euro erreichen. „Wir begleiten vornehmlich Unternehmen, die im Begriff sind, aus ihrer Technologie ein Produkt zu machen, oder die beginnen, ein vorhandenes Produkt in den Markt einzuführen“, erläutert Frank Böhnke. „Unsere Stärke liegt darin, Technologien gut zu verstehen und zu beurteilen, ob das neue Produkt des jungen Unternehmens geeignet ist, einen Quantensprung in der Branche zu erreichen.“

Junge Unternehmen brauchen Türöffner
Bei der Beurteilung solcher Produktentwicklungs- und Markteinführungsrisiken kommen Wellington Partners die langjährigen Verbindungen zu führenden Technologieunternehmen, wie Siemens, Cisco und Intel zugute. „Wir sind bei den marktführenden Unternehmen als Partner akzeptiert und stehen mit ihnen im fortlaufenden Dialog. So bekommen wir die neuesten Entwicklungen zeitnah mit.“ Nach der Meinung von Rolf Christof Dienst ist das Netzwerk eines VC-Unternehmens ohnehin der entscheidende Erfolgsfaktor. „Ausschlaggebend ist, ob wir für unsere  Beteiligungen Marktransparenz herstellen können und ihnen und ihren Produkten den Zugang zur Welt eröffnen können.“ Die Türöffnerfunktion erstreckt sich z.B. auf die Herstellung erster Kontakte zu Kunden und strategischen Partnern, die Entwicklung von Vertriebspartnerschaften sowie den Aufbau von OEM-Beziehungen. Darüber hinaus steht Wellington den Beteiligungsunternehmen in strategischen Fragen und bei der Personalsuche aktiv zur Seite, aus der operativen Führung hält man sich jedoch  raus.

Profiteur der Marktbereinigung
Der Erfolg der Vergangenheit kommt Wellington Partners in der jetzigen schwierigen Marktphase zugute, das Unternehmen verfügt über professionelle Strukturen und über einen der besten Track Records der Branche. Der Wettbewerb läßt auf allen Ebenen nach. Viele VC-Unternehmen kämpfen um ihr Überleben anstatt in neue Beteiligungen zu investieren, Neugründungen von Beteiligungsgesellschaften gibt es praktisch nicht. „Heute ist es fast nicht mehr möglich, eine neue VC-Gesellschaft aufzubauen“ sagt Rolf Christof Dienst, „die Anleger sind nicht bereit, einem neuen Unternehmen für mehrere Jahre einen Vertrauensvorschuß zu geben.“ Institutionelle Voraussetzungen wie ein professionelles Reporting und Investor Relations sowie etablierte Kontakte zu Forschungsunternehmen müßten vorhanden sein, damit ein VC-Unternehmen überhaupt in Frage kommt.

Nur Profis bleiben im Geschäft
Viele institutionelle Anleger hätten zur Zeit ein vermindertes Interesse an Venture Capital, nachdem man in den späten neunziger Jahren opportunistische Investments getätigt und sich die Finger verbrannt habe. Bei weltweit investierenden, seit langem etablierten Private Equity Funds sei das anders, diese Fonds würden einen bestimmten Prozentsatz ihrer Portfolios für Frühphasenfinanzierungen reservieren und diese Strategie auch in schwierigen Marktphasen durchhalten. Die für Venture Capital vorgesehenen Mittel würden auf die vielversprechendsten Regionen verteilt und an profilierte VC-Gesellschaften vergeben, die Professionalität und Performance dokumentieren könnten.

Die Erfolgsgeschichte könnte sich fortsetzen
Für Wellington Partners ist das Investieren in junge Technologie-Unternehmen auch in den Jahren 2002 und 2003 „letztendlich business as usual“, wie Frank Böhnke sagt. Zwar läge die Meßlatte bezüglich der qualitativen Anforderungen wesentlich höher und die Bewertungen wesentlich tiefer als vor zwei Jahren, dafür könne Wellington aber auch jeden Deal machen, der attraktiv erscheine, und habe 2002 auch in normalem Umfang investiert. Darüber hinaus ist er zuversichtlich, daß der nächste Fonds mit einem Volumen von mehr als 200 Mio. Euro erfolgreich plaziert werden kann. Möglicherweise legt Wellington Partners mit den gegenwärtigen Investments und dem neuen Fonds die Basis für eine Fortsetzung der eigenen Erfolgsgeschichte. „In der Boomphase haben auch wir reichlich Fehler gemacht“, gibt Frank Böhnke offen zu, „wir konnten die Euphorie aber auch zu Verkäufen nutzen.“ Das war den neuen Marktteilnehmern nicht möglich, wenn sich die Marktverhältnisse mittelfristig wieder bessern, könnte Wellington erneut profitieren.

Ralf Thielemann

Ausgewählte Exits von Wellington Partners  
  Jahr der Beteiligung Jahr des Exit IRR
1. ImmoScout24 1998 2000 621%
2. ACG (Börse) 1998 2000 982%
3. Alando 1999 1999 1.498%
4. Actelion (Börse) 1999 2001 426%


Investitionskriterien

– Informations- und Kommunikationstechnologie
– Applied Material Sciences
– Life Sciences
– Bis zu 10 Mio. Euro 1.Runde, max. 20 Mio. Euro
– Europa mit Schwerpunkt D A CH
– Produktentwicklungsphase erreicht