Deutsche Venture Capital GmbH (Ausgabe 11/2002)

Ein Partnerunternehmen der Deutschen Bank

Mitte der neunziger Jahre setzte die Deutsche Bank mit der sogenannten DGIB zunächst einen Fonds mit 20 Mio. Euro auf, der in kleinerem Umfang in Start-up-Unternehmen investierte. Im Jahr 1998 wurde ein zweiter, mit 80 Mio. Euro deutlich größerer Fonds unter Beteiligung fremder Investoren aufgelegt und die DGIB in die Deutsche Venture Capital (DVC) transformiert, die Risikokapital eigenständig in junge Technologie- und Life Science-Unternehmen investiert. „Wir verstehen uns als Partnerunternehmen der Deutschen Bank“, beschreibt DVC-Geschäftsführer Dr. Jörg Neermann die Zusammenarbeit. Der zweite Fonds war nach zwei Jahren investiert, und im August 2000 wurde ein dritter Fonds mit 200 Mio. Euro aufgelegt. Das gemanagte Fondsvolumen beläuft sich damit auf insgesamt 300 Mio. Euro.

Führender VC-Investor im deutschsprachigen Raum

Die DVC hat ihre Position im europäischen VC-Markt kontinuierlich ausgebaut und sich an über 40 Unternehmen in den Märkten ICI (Informations- und Kommunikationstechnik, Industrie- und Systemtechnik) sowie Life Sciences (Biotechnologie und Medizintechnik) beteiligt. „Unser Ziel ist, Prime Investor für den deutschsprachigen Raum zu sein“, umreißt Jörg Neermann die Philosophie des Unternehmens. Das bedeutet, in der Regel als Lead-Investor aufzutreten. Für ausländische Investoren, die Anlagemöglichkeiten als Co-Investor im deutschsprachigen Raum suchten, sei die DVC in dieser Rolle ein attraktiver Partner. Im europäischen Ausland sowie den USA engagiere man sich dagegen selbst als Co-Investor. Wichtig für die eigene Reputation sei auch die von der DVC verfolgte kontinuierliche Investitionspolitik: Jährlich beteilige man sich an rund acht bis zwölf Unternehmen mit jeweils 1 bis 8 Mio. Euro.

Ausgewogenes Portfolio ist das Ziel

Es wird ein ausgewogenes Portfolio angestrebt, etwa 60 % der Beteiligungen entfallen auf den Bereich ICI (Informations- und Kommunikationstechnologie sowie die Industrie- und Systemtechnik), 40 % auf Life Sciences. Frühphasenfinanzierungen bilden den Schwerpunkt, exitnähere Expansionsfinanzierungen kommen ergänzend hinzu. Gesucht sind Unternehmen, deren innovative Technologie einen klaren Kundennutzen verspricht. „Eine starke Technologieplattform, die effizientere Prozesse ermöglicht, bietet im IT- wie im Life Science-Bereich die besten Aussichten auf attraktive Margen“, begründet Jörg Neermann diese Präferenz. Weitere entscheidende Investmentkriterien sind die Qualität des Managements und das Potential für eine – auch auf internationalen Wachstumsmärkten – führende Marktstellung.

Breite Branchen- und Finanzexpertise

Unter der Leitung der drei Geschäftsführer Dr. Werner Schauerte, Holger Heims und Dr. Jörg Neermann stehen der DVC zehn weitere Investment Professionals zur Selektion und laufenden Betreuung der Beteiligungen zur Verfügung. Jedes Beteiligungsunternehmen wird durch ein erfahrenes Team von Branchen-, Technologie- und Finanzierungsexperten betreut. Man mischt sich zwar nicht in die laufende Geschäftsführung ein, steht den Unternehmen aber beispielsweise bei der Rekrutierung zusätzlicher Managementkapazitäten, Finanzierungsfragen, der Entwicklung von Marketing- und Vertriebspartnerschaften sowie dem Aufbau einer internationalen Positionierung zur Verfügung. Ergänzend kann die DVC auf das weltweite Netzwerk der Deutschen Bank zurückgreifen, was vor allem bei Finanzierungsfragen von Bedeutung ist.

Industrielle Partnerschaften

Eine aktuelle Partnerschaft mit IBM ist ein Beispiel für zusätzliche Netzwerkaktivitäten. Der amerikanische Computerkonzern hat ein neues Geschäftsfeld „New Business Opportunities“ gegründet, das Start-ups die Technologieexpertise des Konzerns zur Verfügung stellt. „Auch Life Science-Unternehmen brauchen heute viel Computerpower“, stellt Jörg Neermann fest. IBM könne für die DVC-Beteiligungen ein wichtiger Partner, Zulieferer oder auch Kunde sein. DVC bringt in die Zusammenarbeit Know-how in Fragen der eigenkapitalbezogenen Finanzierung ein und erhält bevorzugten Zugang zu den IBM-Entwicklungslabors, um zukünftige Technologieentwicklungen und Markttrends zu analysieren und in die eigene Investitionsstrategie einzubinden. Beide Unternehmen werden Projekte des Partners in allen Phasen unterstützend begleiten.

Kontinuität bringt langfristig Erfolg

Jörg Neermann ist überzeugt, daß die kontinuierliche, auf erstklassige Start-ups ausgerichtete Investitionsstrategie der DVC langfristig erfolgreich sein wird. Im Life Science-Bereich biete sich durch Innovationen der Biotechnologie erstmalig die Möglichkeit, Medikamente rational und individuell auf den einzelnen Patienten zugeschnitten herzustellen. Dadurch bestehe ein Potential für höhere Therapieerfolge, eine effizientere Herstellung und erhebliche Einsparungen im Gesundheitssystem z.B. bei den Krankenhauskosten. Demgegenüber fielen die kurzfristigen Zyklen des Risikokapitalmarktes nicht entscheidend ins Gewicht. Gegenwärtig seien vor allem Kapitalgeber aktiv, die schon in den Jahren vor 1999 in Venture Capital investiert hätten, im Boom dagegen nicht übereifrig gewesen seien.

Venture Capital: Filter und Motor im Innovationsprozeß

Dem VC-Geber komme auch eine Filterfunktion zu, schon bei der Erstauswahl und dann in weiteren Finanzierungsrunden. „Einerseits muß man sich von den neuen Technologien faszinieren lassen können, mit den Unternehmen gemeinsame Ziele und Visionen verfolgen können, andererseits müssen die Projekte sich auch kommerziell erfolgreich realisieren lassen“, so Jörg Neermann. Man müsse in der Risikokapitalfinanzierung eine Fehlerquote akzeptieren, in den USA seien die Akzeptanz eines Konkurses und auch die Konkursrate höher als in Deutschland. Dafür sei dort aber auch die Risikobereitschaft wesentlich höher, mehr neue Unternehmen entständen, und der Innovationsprozeß verlaufe dynamischer. Eine ähnliche Haltung müsse sich auch hier durchsetzen.

Ralf Thielemann

Investitionskriterien

  • Innovative Technologie
  • Alleinstellungsmerkmale bzw. Patentschutz
  • Überlegene Geschäftsmodelle
  • Klar identifizierbares Marktpotential
  • Internationale Wachstumsmärkte
  • Gutes Management
  • Beteiligungshöhe 1 bis 8 Mio. Euro