DEWB AG: Die richtige Optik macht’s

Fokus auf Photonik und Sensorik
Wenn von zukunftsorientierten Technologien die Rede ist, sollten Photonik und Sensorik nicht vergessen werden. Unternehmen mit Innovationen in diesen Bereichen blicken auf gute Wachstumschancen, brauchen aber für die Entwicklung und Vermarktung neuer Produkte nicht selten ansehnliche Kapitalbeträge. So erklärt sich ihre Anziehungskraft auf Investoren von Risiko- und Wachstumskapital. Die DEWB hat ihre Beteiligungsstrategie auf diese Technologien fokussiert. Dabei ist sie Eigenkapitalgeber für entsprechende Unternehmen, versteht sich aber auch als „Mitunternehmer auf Zeit“, um jeweils – gemeinsam mit den anderen Gesellschaftern und dem Management – dazu beizutragen, den Firmenwert zu steigern.

Historie – von Napoleon bis Lothar Späth
Die DEWB blickt auf eine lange Historie zurück. 1821 – dem Todesjahr Napoleons – als Privatbankhaus L.A. Hahn in Frankfurt am Main gegründet, wurde sie 1872 in Deutsche Effecten- und Wechsel-Bank umfirmiert. Im gleichen Jahr war sie Mitgründerin der Dresdner Bank. Nach einer wechselvollen Geschichte wurde 1969 das Bankgeschäft abgespalten. 1997 erwarb die damals noch von Lothar Späth geführte Jenoptik AG die Gesellschaft, wo sie als Holding für die Verwertung der nicht-strategischen Beteiligungen der Jenoptik-Gruppe fungierte. Dies stellte praktisch den Beginn des heutigen Beteiligungsgeschäfts dar. Anschließend verlegte die DEWB ihren Sitz nach Jena, 2005/2006 erfolgte eine Restrukturierung und strategische Neuausrichtung mit der Fokussierung auf Photonik und Sensorik. Jenoptik ist heute noch mit ca. 11% einer von mehreren Großaktionären bei der im Prime Standard der Deutschen Börse notierten DEWB. Der überwiegende Teil der Aktien – etwa 55% – befindet sich aber im Streubesitz.

61 Mio. Euro verwaltetes Vermögen
Regionaler Schwerpunkt der DEWB ist der deutschsprachige Raum mit Deutschland, der Schweiz und Österreich. Seit 1997 hat sie mehr als 350 Mio. Euro in 55 Unternehmen investiert. Unter den bislang 35 Exits waren auch acht Börsengänge. Mit Beteiligungsverkäufen realisierte die Gesellschaft insgesamt mehr als 420 Mio. Euro. Zurzeit umfasst das Portfolio zwölf Unternehmen: sieben aus den Bereichen Photonik und Sensorik, drei aus der Biotechnologie und zwei aus der Informationstechnologie. Der addierte Wertansatz lag per 30.9.2008 bei rund 43 Mio. Euro. Das verwaltete Vermögen insgesamt beläuft sich auf 61 Mio. Euro.

Beteiligung an Nanda und SensorDynamics
Zu den letzten Exits bislang gehörte im Dezember 2007 die 4flow AG, ein Dienstleister der Logistikbranche. Das 44%-Paket wurde für 6,5 Mio. Euro an das Management verkauft. Der Unternehmenswert entsprach hochgerechnet dem 2,5-fachen Umsatz bzw. dem 20-fachen EBIT, wie Bertram Köhler berichtet. Köhler ist seit 2000 bei der DEWB tätig und gehört seit 2005 dem Vorstand an. Zu den jüngsten Akquisitionen zählt die 25,01%-Beteiligung an Nanda Technologies im April 2008. Nanda stellt optische Inspektionsgeräte für die Halbleiterfertigung her. Vor wenigen Wochen engagierte sich die DEWB bei einer Kapitalerhöhung der SensorDynamics AG, einem auf mikromechanische und drahtlose Halbleitersensorik spezialisierten Unternehmen.

Fokussierung wird noch verstärkt
Das aus sechs Personen bestehende Investmentteam will die Fokussierung noch verstärken. In den nächsten Jahren soll durch Divestments in den Bereichen Biotech und IT und durch weitere Investments in den Feldern Photonik und Sensorik dieser Schwerpunkt bis auf 100% des Portfolios ausgebaut werden. Köhler sieht in den optischen Technologien mehrere Vorteile. „Als Querschnittstechnologien beliefern sie verschiedene Industrien und sind vielfältig anwendbar, was eine verringerte Abhängigkeit vom Konjunkturzyklus einzelner Branchen bedeutet.“ Das hohe Innovationstempo – gerade auch im deutschsprachigen Raum – berge zudem großes Potenzial für neue Anwendungen in der Zukunft.

Die 100-Millionen-Marke als Ziel
Mit optischen Verfahren kann nicht nur Licht erzeugt und umgewandelt werden. Beispielsweise können berührungslose optische Sensoren Produktionsprozesse steuern und für Qualitätskontrollen eingesetzt werden. Laser in der Materialbearbeitung und optische Speichermedien sind heute nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. Mit ihrer Branchenkenntnis sowie dem umfassenden Netzwerk will die DEWB die Portfoliounternehmen „rund ums Licht“ intensiv unterstützen und aktiv betreuen. Ziel des Teams ist für die kommenden Jahre ein Wachstum des verwalteten Vermögens auf über 100 Mio. Euro.

Gerne in der Rolle als Lead Investor
Die DEWB strebt jeweils Beteiligungen ab einer Größenordnung von 25% plus einer Aktie an und übernimmt – im Falle von Finanzierungskonsortien – gern die Position des Lead Investors. „Wir achten darauf, dass die anderen Investoren mit dem, was sie an Mehrwert einbringen können, jeweils gut zum Unternehmen passen“, sagt Köhler. Der Einstieg erfolgt über reine Eigenkapitalfinanzierungen in einer Größenordnung zwischen einer und sieben Mio. Euro je Unternehmen. Bei bereits bestehenden Portfolio-Unternehmen sind in der Folgefinanzierung auch Darlehen der DEWB möglich. Die Beteiligungen sollen in der Regel etwa drei bis sieben Jahre gehalten werden.

Ungünstiges Exit-Umfeld
Die Finanz- und Wirtschaftskrise lässt auch die Jenaer nicht unberührt. Eine Kapitalzufuhr im Oktober 2007 schaffte jedoch Handlungsspielraum: „Glücklicherweise konnten wir noch kurz vor den stärkeren Auswirkungen der Finanzkrise eine Wandelanleihe über 20 Mio. Euro emittieren. Somit sind wir heute solide finanziert“, erklärt Investmentmanager Marco Scheidler. Die Bewertung des Portfolios sei bereits im dritten Quartal nach unten angepasst worden. Der Aktienkurs hat wie der von anderen börsennotierten Beteiligungsgesellschaften arg gelitten und liegt Scheidler zufolge unter dem Net Asset Value (NAV). Für Verkäufe ist die Zeit ungünstig, das Fenster für Börsengänge von Portfolio-Unternehmen quasi geschlossen. „Bei der KSW Microtec sprechen wir zwar momentan mit mehreren Interessenten über einen Trade Sale, jedoch ist das allgemeine Bewertungsniveau derzeit sehr unattraktiv“, berichtet Scheidler.

Dennoch ist Scheidler für 2009 gar nicht pessimistisch: „Wir schauen uns weiterhin alles an, was für uns wirklich interessant sein könnte.“ Die Preise seien im Zuge der Finanzkrise recht deutlich gesunken, an günstigen Einstiegsmöglichkeiten werde es daher nicht fehlen. Wegen der großen Unsicherheit über die weitere Entwicklung von Wirtschaft und Kapitalmarkt will die DEWB aber mit Bedacht agieren und sich intensiv auch um die bestehenden Beteiligungen kümmern.

Bernd Frank

Kurzprofil DEWB AG, Jena
*   
Firma: Deutsche Effecten- und Wechsel-Beteiligungsgesellschaft AG
*   Standort: Jena
*   Gründung: 1872 (VC seit 1997)
*   Zahl der Investment Professionals: 6
*   Verwaltetes Kapital: 61 Mio. Euro
*   Marktkapitalisierung: 28 Mio. Euro
*   www.dewb-vc.com

Investitionsschwerpunkte
Phase:  Start-up, Expansion
Finanzierungsanlässe:   VC, LBO, Sondersituationen
Branchen:         Photonik, Sensorik
Region: Deutschland, Österreich, Schweiz

Portfolio der DEWB AG (Stand: Dez. 2008)
 
                                                           Beteiligungshöhe
Photonik und Sensorik:
KSW Mictrotec Holding AG, Jena                      100%
Olpe Jena GmbH, Jena                                    44,8%
µ-Sen GmbH, Rudolstadt                                   40,2%
Zenteris GmbH, Jena                                        38,8%
Nanda Technologies GmbH, Unterschleißheim/   25,0%
Nanotron Technologies Ltd., London                  18,1%
SensorDynamics AG, Lebring/Österreich            10,7%

Biotechnologie:
Integrated Genomics, Inc., Chicago                    37,1%
Noxxon Pharma AG, Berlin                                28,0%
Sloning BioTechnology GmbH, Puchheim           12,4%

Informationstechnologie:
Ivistar Kommunikationssysteme AG, Berlin         22,0%
iTac Software AG, Dernbach                              6,0%