Breit aufgestelltes Portfolio
„Wir sind ein stabiler Partner vor Ort“, umschreibt Bohnenkamp die Philosophie der in der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt ansässigen bm-t. In erster Linie fühle man sich den Unternehmen im Freistaat verpflichtet. Es gelte, nicht nur Wachstum von der Gründungsphase an zu begleiten, sondern den Unternehmen vor allem eine mittel- und langfristige Perspektive zu sichern. Deshalb stehen auf der Liste der Beteiligungskriterien der Sitz des Unternehmens oder zumindest eine „wesentliche Geschäftstätigkeit“ in Thüringen ganz oben. Entsprechend breit aufgestellt ist das Portfolio der bm-t. Als „präferierte Investments“ hat das bm-t-Team zwar den Hochtechnologiebereich ins Auge gefasst: Life Sciences, Opto- und Mikroelektronik sowie Neue Medien. Gleichzeitig beteiligen sich die Fonds aber auch im klassischen Mittelstand: Automobilzulieferer, Maschinenbau und Werkstofftechnik. „Wir sind überall dort vertreten, wo Thüringen gut aufgestellt ist“, sagt Bohnenkamp. Dass zu den aktuell rund 60 Portfolio-Unternehmen mehrere renommierte Firmen aus dem Optik-Cluster Jena ebenso gehören wie der Nierensteinzertrümmerer-Spezialist Advanced Shockwave Technologies oder das Liveshopping-Portal Preisbock.de, stellt für Bohnenkamp einen „gewissen Vorteil“ dar.
Investitionsvolumen 120 Mio. Euro
Aktuell verwaltet die bm-t als Managementgesellschaft ein Investitionsvolumen von gut 120 Mio. Euro. Unter ihrem Dach hat die Aufbaubank vier Gesellschaften zusammengeführt: Den Thüringer Innovationsfonds, die Venture Capital Thüringen GmbH, die Thüringer Industriebeteiligungs-GmbH (TIB) und die Private Equity Thüringen GmbH. Mit diesem Instrumentarium, betont Guido Bohnenkamp, kann die bm-t alle Phasen im Lebenszyklus eines Unternehmens abdecken: vom Start-up, das Unterstützung bei der Markt- und Markeneinführung sowie eventuell der Forschung und Entwicklung braucht, über Firmen in verschiedensten Expansionsstufen bis hin zur Investition und Betreuung bei Management Buyouts oder familiären Nachfolgeregelungen. Das Volumen der einzelnen Engagements kann dabei von gut 100.000 Euro in einer offenen Early Stage-Beteiligung bis hin zu hohen einstelligen Millionenbeträgen bei langjährigen Mezzanine-Finanzierungen variieren. Selbst in der Seed-Phase könnten sich Thüringer Jungunternehmer an die bm-t- wenden. „Da investieren wir zwar nicht, aber wir beraten – und haben so auch einen frühen Draht zu viel versprechenden Ideen und Persönlichkeiten“, sagt Bohnenkamp.
Große Nachfrage, strenge Auswahl
Die Nachfrage nach Finanzierungen über Beteiligungskapital ist dabei seit der Gründung 2003 „konstant um ein Vielfaches größer als die Zahl der Engagements, die wir schließlich eingehen“, sagt Bohnenkamp. Die Quote der Anfragen, aus denen schließlich tatsächlich Beteiligungen werden, liege zwischen 6 und 7%. „Im Branchenvergleich ist das immer noch sehr viel“, betont Bohnenkamp. Aber hier komme die positive Seite des Spagats, den die bm-t zu bewältigen hat, zum Tragen: „Wir müssen uns nicht explizit als Konkurrenz zu privaten Venture Capital-Gesellschaften verstehen“, sagt Bohnenkamp. Denn erstens sei die VC-Szene in Thüringen ohnehin „recht überschaubar“. Und zweitens lägen einige Engagements, die bm-t eingehe, für große VCs „noch unterhalb der Wahrnehmungsschwelle“.
Neuauflage eines Erfolgsmodells
Gleichwohl beschert die anhaltend hohe Finanzierungsnachfrage – im vergangenen Jahr verzeichneten die Erfurter Investmentmanager noch einmal gut ein Fünftel mehr Anfragen als 2007 – gerade dem jüngsten Kind der bm-t-Familie eine Neuauflage: Der Mitte 2005 zusammen mit privaten Geldgebern gegründete Fonds „Private Equity Thüringen“ (PET) soll ab Mitte 2009 einen Nachfolger erhalten. Er hatte auch aufgrund von EU-Regularien eine Investitionsphase von nur 2,5 Jahren.
Praktische Wirtschaftsförderung
Auch der Nachfolgefonds werde ein Volumen von mehr als 70 Mio. Euro haben. Bei der Neuauflage soll die Investitionsphase auf fünf Jahre verdoppelt werden. Maximal die Hälfte der Mittel soll von der Aufbaubank kommen, die andere Hälfte von anderen Banken oder Finanzgesellschaften. Dass bm-t auf ein Netzwerk zugreifen kann, das auch über Thüringens Landesgrenzen hinaus einen guten Klang hat, schadet dabei sicher nicht. So sitzt Prof. Karlheinz Brandenburg mit in dem Ausschuss, der über die Vergabe der PET-Gelder entscheidet. Der Leiter des Ilmenauer Fraunhofer-Instituts für digitale Medientechnologie genießt als Erfinder des MP3-Formates für Musikdateien weltweit ein hohes Ansehen. Er betont häufig, dass Deutschland nach wie vor Nachholbedarf bei der Bereitstellung von Risikokapital für junge Unternehmer habe, die ihre Ideen umsetzen wollen. „Der bm-t-Fonds hilft, diese Lücke zumindest teilweise zu füllen.“ Und betreibe damit eben auch Wirtschaftsförderung.
Lars Radau
Kurzprofil Beteiligungsmanagement Thüringen GmbH (bm-t)
– Standort: Erfurt
– Gründung: 2003
– Zahl der Investment-Professionals: 8
– Verwaltetes Kapital: 165 Mio. Euro
– www.bm-t.com
Investitionsschwerpunkte
– Phase: Start-up, Expansion, MBO/MBI
– Finanzierungsanlässe: VC, Sondersituationen
– Branchenschwerpunkte: Life Sciences, Mikro- und Opto-Elektronik, IT/Medien, Maschinenbau/Automatisierungstechnik, Werkstofftechnik
– Region: Thüringen
– Portfolio: 60 Unternehmen
