Zukunft statt Zombies

Deutschland befindet sich in seiner wahrscheinlich größten Wirtschaftskrise. Gleichzeitig ist Europa- und Bundestagswahlkampf. Anders ist nicht zu erklären, was Politiker als „systemrelevant“ deklarieren: bankrotte Banken, Technologien von gestern und ganz allgemein herunter gewirtschaftete Vertreter der Großindustrie. Relevant aus Politikersicht sind vor allem die zigtausenden von Angestellten, deren Wählerstimmen den Verbleib im abgeschotteten System „Berlin“ bedeuten. Also werden marode Unternehmen gerettet.

Bei den Banken, insbesondere den Instituten der Länder, ist zu Recht der Spottname „Zombiebanken“ entstanden. Zu viele Institute können nur dank Staatsgeldern und -garantien in insgesamt dreistelliger Milliardenhöhe weiter vor sich hinvegetieren. Ähnlich verhält es sich mit der Automobilindustrie, die auch von einigen Zombies bevölkert wird. Mittlerweile schämt sich selbst der erfolgsverwöhnte schwäbische Autobauer Porsche nicht, in Berlin nach Steuergeld zu betteln. Ein weiterer Kandidat für eine spektakuläre Großpleite ist der Handelskonzern Arcandor, ehemals KarstadtQuelle, der sich ebenfalls unter den Bittstellern eingereiht hat. Wenn Managementfehler aus politischen Gründen seitens des Staates ausgebügelt werden, bleibt eine überfällige Marktbereinigung aus. Damit verlieren am Ende auch derzeit noch gesunde Unternehmen.

Erfolg versprechender wäre es, in die Zukunftsfähigkeit des Landes zu investieren: in Gründer, die mit innovativen Ideen Arbeitsplätze schaffen. Tatsächlich sank 2008 die Zahl der Existenzgründungen auf den tiefsten Stand seit der Wiedervereinigung, erstmals seit über 30 Jahren gab es einen negativen Gründungssaldo (siehe auch S. 14-19). Hier wäre mehr Engagement seitens des Staates gefragt, ein High-Tech Gründerfonds als Geburtshelfer ist einfach zu wenig. Mit den drei Mrd. Euro, die allein die verhältnismäßig kleine HSH Nordbank erhalten hat, ließen sich gleich elf (!) High-Tech Gründerfonds auflegen. Das wäre zwar systemrelevant für die Bundesrepublik, bringt Politikern aber kaum Wählerstimmen, da Start-ups naturgemäß erst einmal nur wenige Mitarbeiter haben.

Dennoch gibt es Hoffnung für die Gründerszene: Die vielen Businessplan-Wettbewerbe vermitteln nötiges Rüstzeug, Business Angels stehen mit Kapital, Know-how und Kontakten bereit, regionale Fonds engagieren sich vor Ort (siehe S. 20/21 und 34/35), und paneuropäische Venture Capital-Investoren eröffnen Büros in Deutschland (siehe Interview auf S. 10-11).

Eine informative Lektüre wünscht

torsten.passmann (at) vc-magazin.de