Germany1 Acquisitions Limited (Ausgabe 11/09)

80 Jahre Managementerfahrung
Mit dem Unternehmensberater Roland Berger, dem Ex-Investmentbanker Florian Lahnstein und Thomas Middelhoff hätten die Initiatoren von Germany1 prominenter kaum sein können. Zusammen mit der langjährigen Management- und Kapitalmarkterfahrung der drei Sponsoren sowie ihren umfangreichen Kontakten zu potenziellen Investoren und verschiedenen Unternehmerfamilien stellte der hohe Bekanntheitsgrad zumindest eine gute Basis für die erfolgreiche Initiierung und Abwicklung des ersten deutschen SPACs dar. So konnten trotz Finanzkrise noch im Juli 2008 beim IPO an der Euronext 250 Mio. EUR an Eigenkapital eingesammelt werden. Anschließend folgte die Auswahl eines geeigneten Akquisitionsobjekts.

Suche etablierten Mittelständler mit Potenzial!
Im Fokus standen dabei insbesondere mittelständische Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum mit einem Eigenkapitalwert von 1 bis 2,5 Mrd. EUR. Grundsätzlich wurden allerdings auch kleinere Transaktionen nicht ausgeschlossen. Als Kandidaten kamen etablierte Gesellschaften mit erfolgreicher Historie, positivem Cashflow und gutem Wachstumspotenzial sowie gleichzeitig einem erfahrenen Management und einer diversifizierten Kunden- und Zuliefererstruktur infrage. Um ein diesen Kriterien zumindest weitestgehend entsprechendes Investitionsobjekt zu finden, wurden in den ersten neun Monaten nach dem Börsengang ca. 100 Unternehmen in Deutschland und der Schweiz näher unter die Lupe genommen.

Abstriche beim Eigenkapitalwert
Geworden ist es schließlich die AEG Power Solutions, die vom US-amerikanischen Private Equity-Investor Ripplewood übernommen wurde. Mit über 1.600 Mitarbeitern in 16 Ländern erwirtschaftete der Zulieferer für die Solarindustrie im vergangenen Jahr einen Umsatz von 343 Mio. EUR sowie einen operativen Gewinn von 56 Mio. EUR. Der Kaufpreis betrug 392 Mio. EUR, von denen 200 Mio. EUR in bar und der Rest in rund 19 Mio. wandelbaren Namensaktien der Germany1 erbracht wurden. Weitere 50 Mio. EUR werden beim Erreichen bestimmter Zielvorgaben in den Jahren 2009 bis 2011 fällig. Bei einem aktuellen Aktienkurs von 9,69 EUR beläuft sich der Marktwert des neuen Unternehmens („Germany1/AEG PS“) auf ca. 485 Mio. EUR.

Ausblick
Auch wenn es sich beim Kauf der AEG Power Solutions um die einzige Investition der Germany1 handelt, wird das Managementteam rund um Berger und Lahnstein dem Kapitalmarkt nicht verloren gehen. Vielmehr ist die Emission weiterer europäischer SPACs geplant. So wird bereits für Anfang des kommenden Jahres der Börsengang von Germany2 erwartet, wobei wiederum rund 250 Mio. EUR eingesammelt werden sollen. Statt Guernsey wird der Firmensitz dann allerdings Luxemburg sein, die Erstnotiz wird voraussichtlich in Frankfurt erfolgen. Die Initiatoren wollten sich hierzu sowie zu weiteren Veränderungen des Konzepts allerdings nicht äußern. Thomas Middelhoff, gegen den derzeit wegen des Verdachts auf Untreue im Zusammenhang mit seiner Vorstandstätigkeit bei Arcandor ermittelt wird, dürfte bei Germany2 jedenfalls nicht mehr mit von der Partie sein. Insgesamt sehen Experten europaweit Raum für 10–15 Special Purpose Acquisition Companies.

Dr. Martin Ahlers
redaktion (at) vc-magazin.de

SPAC – Special Purpose Acquisition Company
Einfach ausgedrückt handelt es sich bei SPACs um börsennotierte Vorratsgesellschaften, deren Unternehmenszweck in der Übernahme einer oder mehrerer operativ tätiger Gesellschaften besteht. Das dazu benötigte Eigenkapital wird zuvor über einen Börsengang eingesammelt. Bis zum Abschluss der angestrebten Übernahme(n) verbleibt der Löwenanteil der Gelder auf einem zinstragenden Treuhandkonto. Hat das Management ein passendes Akquisitionsobjekt gefunden und sich mit den Alteigentümern geeinigt, müssen die Aktionäre des SPACs der Übernahme mit qualifizierter Mehrheit zustimmen, andernfalls unterbleibt die Transaktion. In diesem Fall wird der SPAC aufgelöst und das vorhandene Sondervermögen anteilig an die Aktionäre ausgezahlt. Gleiches geschieht, wenn es innerhalb einer zuvor festgelegten Frist von meist 12, 18 oder 24 Monaten zu keiner Transaktion kommt. Aktionäre, denen das Akquisitionsobjekt nicht zusagt, können nach der Beschlussfassung eine anteilige Auszahlung verlangen und sich auf diese Weise risikolos aus dem Engagement verabschieden. Für die umworbenen Unternehmen bzw. ihre Alteigentümer liegt der wohl größte Vorteil davon, beim Börsengang den Weg über einen bereits notierten SPAC zu wählen, in dem sehr limitierten Preis- und Marktrisiko.

Kurzprofil Germany1
Typ: Special Purpose Acquisitions Company (SPAC)
Firmensitz: Guernsey, Großbritannien
Gründung (Börsengang): 21. Juli 2008
Verwaltetes Kapital:* 255 Mio. Euro
Marktkapitalisierung: 485 Mio. Euro
www.gal1.de
*Vor dem Erwerb der AEG PS

Investitionsschwerpunkte
Art: Mittelstandsunternehmen
Finanzierungsanlässe: Übernahmen
Branchen: keine Festlegung
Investitionskriterien: Marktführerschaft, erfahrenes Management, positiver Cashflow, hohes Wachstumspotenzial
Region: Deutschland, Österreich, Schweiz