Stabile Geschäftsmodelle

Liebe Leserinnen und Leser,

mehr als zehn Jahre nach dem Platzen der letzten Internetblase scheinen wir vor einem neuen Hype zu stehen – die veröffentlichten Zahlen werden immer größer und die Fieberkurve steigt. So erwarb beispielsweise der Online-Riese eBay den deutschen Shopping-Club brands4Friends vor wenigen Wochen für satte 150 Mio. EUR. Selbst langjährige Marktteilnehmer müssen lange überlegen, wann zuletzt ein deutsches Internet-Start-up in dieser Höhe veräußert wurde. Noch größer sind die Räder, die in den USA gedreht werden. Mit selbstironischem Tonfall betitelte etwa die Schnäppchenseite Groupon im Januar eine Meldung, dass eine Finanzierungsrunde mit etwa 1 Mrd. USD abgeschlossen sei, und nannte 950 Mio. USD als exakte Summe. Geradezu fantastisch erscheint dann die Größenordnung, die Facebook nach dem jüngsten Investment durch Goldman Sachs wert sein soll: 50 Mrd. USD.

Der wesentliche Unterschied der heutigen Zeit zur Blase damals ist aber, dass die Investoren sparsamer sind und die Unternehmen Geld verdienen. Entrepreneure wie Max Wittrock von MyMuesli stoßen ihre Gründung mit wenigen Tausend Euro an und finanzieren sich dann aus dem Cashflow (siehe S. 52–53). Investoren wie Holtzbrinck Ventures, die jüngst einen neuen Fonds mit 177 Mio. EUR aufgelegt haben, steigen bewusst früh mit kleinen Summen ein, um ein Start-up dann lange begleiten zu können (siehe S. 34–35). Und Koryphäen wie Dr. Cornelius Boersch von Mountain Partners und Claus-Georg Müller von mic, die 1999 als Unternehmer selbst den Gang auf das Börsenparkett wagten, nutzen ihren umfangreichen Erfahrungsschatz, um heute als Investoren nachhaltige Start-ups aufzubauen (siehe S. 18–19).

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre und viele gute Businesspläne, die sich zu stabilen und profitablen Gesellschaften entwickeln.         

Ihr

torsten.passmann (at) vc-magazin.de

PS: In diesen Wochen erstellt übrigens die Redaktion unserer Verlagsschwester GoingPublic Magazin die elfte Ausgabe des „Corporate Finance & Private Equity Guide“, des umfangreichsten Adressverzeichnisses für den deutschen Kapitalmarkt. Wie in den Vorjahren können sich Investoren und Berater kostenfrei mit Adresse und Profil listen lassen. Seien Sie auch in diesem Jahr wieder dabei!