Outperformer unter den Parkettneulingen

Laut einer Studie der Europäischen Venture Capital Association (EVCA) wissen wir nun erstmalig, was wir schon lange ahnten: In den ersten zwei Jahren nach einem Börsengang ist die Kursentwicklung Venture Capital-finanzierter Unternehmen besser als die der übrigen IPOs: Nach 125 Tagen beträgt ihre Outperformance 11,7%, nach 500 Tagen liegt sie bei 4,2%. Die EVCA hatte die Entwicklung von 384 Unternehmen an Europas fünf größten Börsen in der Zeit von jeweils 1996 bis 2003 und 2003 bis 2010 untersuchen lassen.

Tatsächlich hatten wir ein so gutes Ergebnis nicht erwartet. Eine gewisse Outperformance aber schon. Warum? Der erste Grund liegt nahe: Wer einen VC-Investor überzeugen konnte, wird auch eher dazu in der Lage sein, Investoren am freien Markt zu überzeugen. Zweitens wird die Vorbereitung eines Börsengangs oft unterschätzt: Je professioneller man das IPO angeht, desto höher die Chance, dass auch fremde Dritte investieren. Erfahrene VC-Gesellschaften wissen, worauf man zu achten hat. Die dritte Erklärung sehen wir in der Anreizstruktur für die VC-Gesellschaften selbst. Normalerweise können VCs kaum oder gar keine Anteile zum Börsengang verkaufen, sondern sind über Lock-up-Fristen gebunden. Das schafft Vertrauen bei den Investoren – und die Aussicht auf Wertsteigerung der Aktie. Denn VC-Aktionäre wollen natürlich früher oder später doch verkaufen, weswegen das Pricing und der sogenannte „Newsflow“ in der Regel so angesetzt werden, dass die Aktie Potenzial für Kurssteigerungen hat.

Kein Wunder also, dass der Branchenverband EVCA nun an einem paneuropäischen Index für VC-finanzierte IPOs arbeitet, der mit sogenannten ETFs, sprich börsengehandelten Fonds, unterlegt werden könnte, um so weitere Investoren zu erreichen. Wir freuen uns!      

Zum Autor

Dr. Hendrik Brandis ist Mitgründer und geschäftsführender Gesellschafter von Earlybird Venture Capital. Bei der 1997 gegründeten Venture Capital-Gesellschaft mit Büros in Hamburg und München beschäftigt er sich schwerpunktmäßig mit der Finanzierung und Entwicklung von Technologieunternehmen. Seit Dezember 2009 ist Brandis Vorsitzender der Venture Plattform der European Private Equity & Venture Capital Association (EVCA).