Zurückhaltende Institutionelle, investitionsfreudige Privatanleger

Liebe Leserinnen und Leser,

mit der TU München hat seit Juli die erste deutsche Hochschule einen eigenen Venture Capital-Fonds (www.unternehmertum.de/vc). Insgesamt 12 Mio. EUR stellten in erster Linie Susanne Klatten und der European Investment Fonds (www.eif.org) einem Management-Team der Eliteuniversität für Investments in Spitzentechnologien und Top-Teams zur Verfügung.  Auch am nördlichen Ende der Republik gibt es seit dem Frühsommer einen Hoffnungsschimmer für Unternehmensgründer: Ausgestattet mit 12 Mio. EUR ist der Innovationsstarter Fonds Hamburg (www.innovationsstarter.com), gemanagt von einem Team rund um Dr. Heiko Milde (ehemals MAZ Level One), an den Start gegangen. In Wien vermeldete Pontis Capital (www.pontisventure.at) kürzlich das Closing bei 30 Mio. EUR, Erfolgsmeldungen erreichten uns ebenfalls von MVP und dem Small Cap Buyout-Fonds Finatem (siehe Deal-Monitor S. 76). Den wohl größten Fundraisingerfolg der letzten Monate durfte unterdessen Zouk Partners (www.zouk.com) für sich verbuchen: Kurz vor der Sommerpause gaben die Manager des europaweit tätigen Cleantech-Fonds das Final Closing bei 230 Mio. EUR bekannt.

Erste Erfolgsmeldungen, die nach Jahren der Tristesse beim Fundraising an die Öffentlichkeit dringen, können allerdings nicht über die weiterhin schwierigen Bedingungen hinwegtäuschen, denen sich die Management-Teams ausgesetzt sehen. Nach dem Rückzug der KfW fehlt der deutsche Eckpfeiler auf Investorenseite, institutionelle Adressen üben sich noch immer in Zurückhaltung. Selbst namhaften deutschen Management-Teams mit nachweislich gutem Track Record bleiben die Türen und Geldbeutel der deutschen Banken, Versicherungen und Großkonzerne verschlossen. Auch wenn Dr. Markus Schillo vom European Investment Fonds – wie er dem VentureCapital Magazin verriet – noch fünf bis zehn Beteiligungsfonds bis zum Jahresende ein erfolgreiches Closing zutraut, die einst angepeilten Fondsvolumina dürften wohl die wenigsten Venture Capital-Fonds erreichen.

Weniger Gegenwind verspüren dagegen sogenannte Retailfonds. Rund 400 Mio. EUR sammelten Adressen wie RWB (www.rwb-ag.de), MIG Fonds (www.mig-fonds.de), BVT (www.bvt.de), Wealthcap (www.wealthcap.com) oder Fidura (www.fidura-fonds.de) im Jahr 2010 von Privatinvestoren ein und sind damit inzwischen zu einer wichtigen Kapitalquelle im deutschen Beteiligungsmarkt geworden. „Dieses Modell kann, wenn es in die Breite getragen wird, zu erheblichen Volumina führen, die dazu beitragen können, die Finanzierungsmöglichkeiten junger Hightech-Unternehmen deutlich zu verbessern“, bekennt auch Dr. Michael Brandkamp, Geschäftsführer des High-Tech Gründerfonds (www.high-tech-gruenderfonds.de), in seiner aktuellen VC-Kolumne. Wichtig ist ihm jedoch zu ergänzen, dass der Kleinanleger offen und klar über Risiken, Provisionen und Management-Gebühren informiert werden muss. Hochglanzprospekte dürfen über eine wichtige Tatsache nicht hinweggetäuschen: Nur der erfolgreiche Verkauf der eingegangenen Unternehmensbeteiligungen ermöglicht die versprochenen Renditen.

Eine interessante Lektüre und gute  Geschäfte wünscht

Mathias Renz