„Es gibt noch Fonds, die überzeichnet sind!“

VC Magazin: Als Dachfondsanbieter für Privatanleger kennen Sie die aktuellen Trends auf dem Markt. Welche Themen kommen bei  Anlegern derzeit am besten an?

Güdel: Mit unseren aktuellen Fonds setzen wir auf Investments in Indien und China. Nicht zuletzt durch das ungebrochene Wachstum dieser Märkte auch während der Finanzkrise hat mittlerweile eine breite Öffentlichkeit realisiert, dass dies die weltweiten Wachstumszentren sind. Mit einer Beteiligung an unseren Fonds wollen viele an dieser Wachstumsstory partizipieren. Besonders stark von dieser Entwicklung profitieren übrigens deutsche Unternehmen – weswegen sich auch hierzulande hervorragende Investitionsmöglichkeiten bieten und Deutschland ein weiterer Schwerpunkt unserer Investitionstätigkeit ist.

Lemke: Natürlich muss man immer im Auge behalten, was bei Anlegern gerade am besten ankommt. Wer seine Platzierungstätigkeit jedoch nur noch an Trendthemen wie z.B. Solaranlagen oder Immobilien mit staatlichen Mietern ausrichtet, ist kurzfristig vielleicht erfolgreicher im Vertrieb. Langfristig wird er seinen Anlegern aber kaum Freude bereiten.

VC Magazin: Planmäßig sind Sie noch bis Ende November mit drei Fonds Ihrer Special Market-Reihe im Fundraising, ein Fonds der Global Market-Reihe befindet sich nur noch bis Ende September im Verkauf. Können Sie alle Fonds fristgerecht schließen? Welche Bilanz ziehen Sie aus dem Fundraising-Prozess?

Lemke: Optimisten hatten in Deutschland schon immer einen schweren Stand. Ohne positive Zukunftserwartungen fallen den meisten Menschen langfristige Investitionsentscheidungen jedoch sehr schwer. Vor diesem Hintergrund sind wir sehr zufrieden, dass wir unsere Platzierung um knapp 50% gegenüber dem Vorjahreszeitraum steigern konnten und alle Fonds planmäßig schließen.

Güdel: Immer mehr Menschen verstehen, dass man der Sicherheit eines breit gestreuten Portfolios an unternehmerischen Sachwerten mehr vertrauen kann, als Zusagen von Politikern oder einer politikgesteuert agierenden EZB. Unser seit mehr als einem Jahrzehnt als Emissionshaus gelebtes Versprechen, uns als Spezialist ausschließlich auf Private Equity zu konzentrieren, hat sicher viel dazu beigetragen, dass unsere Anleger uns nun auch in Krisenzeiten vertraut haben.

VC Magazin: Wie kann die Branche bei den Anlegern neues Vertrauen gewinnen?

Lemke: Erstens: Durch ein klares Profil. Zweitens: Anbieter von Investmentprodukten egal welcher Art müssen transparent arbeiten. Es dürfen keine unrealistischen Erwartungen geschaffen werden. Was man verspricht, muss man auch halten. Drittens – auch wenn das mühseliger ist, als auf Trendthemen zu setzen: Der Privatanleger muss aufgeklärt werden. In Deutschland – ohne Zweifel eine der erfolgreichsten Wirtschaftsnationen der Welt – ist erstaunlicherweise nur wenigen wirklich bewusst, dass entgeltliche Wertschöpfung, die das Fundament jeder nachhaltigen Rendite bildet, ausschließlich in Unternehmen stattfindet. In den Unternehmen liegt daher die Quelle unseres Wohlstandes und nicht in den Staatsbürokratien, auf deren „Zins“-Zahlungen und Umverteilungen viele Menschen vertrauen. Das spricht für Investments in Private Equity – erfordert aber eben Aufklärung und natürlich einen langfristigen Anlagehorizont.

VC Magazin: Als Dachfonds-Initiator sind Sie ein begehrter Limited Partner für Private Equity-Zielfonds im Fundraising. Wie schätzen Sie die Situation der General Partner im Moment ein?

Güdel: Wir beobachten, dass sich der Fundraising-Prozess verlängert hat. GPs brauchen heute sechs bis zwölf Monate länger, um in die Nähe ihrer Zielvolumen zu kommen. Wir rechnen damit, dass es etwa einem Drittel nicht gelingen wird, einen weiteren Fonds aufzulegen. Im Vorteil sind hier eindeutig die großen Gesellschaften mit etabliertem Namen und gutem Track Record. Doch auch für sie hat die Zurückhaltung der Limited Partners Folgen, z.B. für die Kostenstruktur. Hier werden die Regelungen derzeit investorenfreundlicher.

VC Magazin: Wie schätzen Sie das aktuelle Angebot an Zielfonds ein? Wie viele richtig interessante Fonds befinden sich derzeit im Fundraising?

Güdel: Wir sehen eine große Zahl interessanter Fonds auf dem Markt.  Weltweit gibt es viele vielversprechende Teams, die die Situation nutzen und an der richtigen Stelle günstig einsteigen. Interessante Investmentthemen sind hier natürlich die Emerging Markets – besonders China und Indien, aber auch Brasilien. Nach wie vor sind übrigens einige Fonds auch deutlich überzeichnet, da können auch wir uns nur über Beziehungen Zuteilungen sichern. Pro Jahr sind weltweit etwa 1.000 Private Equity-Fonds im Fundraising, wir halten etwa 200 davon für gute Angebote. Auch in Deutschland gibt es übrigens sehr gute Fonds, anders als die großen internationalen sind sie allerdings nicht überzeichnet. Diese deutschen Fonds werden von einem Topmanagement geführt, allerdings fehlt oft die große Story dahinter.

VC Magazin: Nach dem Fundraising ist vor dem Fundraising. Welche neuen Fonds planen Sie für die nächste Fondsgeneration?

Lemke: Der 5. Fonds unserer durch breiteste internationale Streuung gekennzeichneten Global Market Reihe wurde bereits durch die BaFin genehmigt. Die Gebührenstruktur wird besonders günstig sein: Wie bei den Special Market-Fonds bereits umgesetzt, werden laufende Managementgebühren nur noch auf das abgerufene Kapital fällig. Auch einen Asien-Dachfonds wird es erstmalig geben. Zu den Fokus-Regionen Indien und China  werden Vietnam und Indonesien hinzukommen. Wir sind dafür schon seit zwei Jahren mit Zielfondsmanagern aus diesen beiden Ländern im Gespräch.

VC Magazin: Vielen Dank für das Interview!    


Das Interview führte Susanne Gläser.

Zu den Gesprächspartnern
Horst Güdel und Norman Lemke sind Gründer und Vorstände der RWB Gruppe. Insgesamt verwaltet der Dachfonds-Anbieter rund 1,6 Mrd. EUR von ca. 65.000 Anlegern.