Expansion auf blanken Schuhen

Neue Märkte und Relaunch

Nicht nur beim Start eines Unternehmens sind eigenes Kapital und oftmals auch Geld von externen Investoren vonnöten. Wenn beispielsweise Markenrelaunches oder größere Expansionen geplant sind, ist frisches, zusätzliches Kapital meist sehr gefragt. Bei der melvo GmbH aus Ludwigsburg, einem Hersteller von qualitativ hochwertigen Schuh- und Lederpflegeprodukten, traf beides zu: Das Erschließen neuer Märkte in Indien sowie ein Relaunch mit einer Revitalisierung der Marke Salamander und neuen Produkten in den Kernmärkten Deutschland, Frankreich, Österreich, Russland, Ukraine, Kasachstan und Weißrussland.

Tochter der Salamander AG

Die melvo GmbH ist eine ehemalige Tochtergesellschaft des Schuhherstellers Salamander. Bereits 1922 begann dieser mit der Entwicklung, der Produktion und dem Vertrieb von Schuhpflegemitteln unter der Marke Salamander. Bis Anfang der 1970er-Jahre wurden die Pflegemittel von „Salamander-Schuhreisenden“ angeboten. Danach wurde eine separate Vertriebseinheit mit eigenem Außendienst aufgebaut. 1988 übernahm die melvo Vertriebsgesellschaft als Tochter der Salamander AG den Vertrieb, bis man schließlich 2002 die komplette Produktion an melvo übertrug.


Kurzprofil: Melvo GmbH

Vision:

Führender europäischer Hersteller und Anbieter mit weltweiter Präsenz in den Kernsegmenten Schuhpflege und Komfortartikel

Gründungsjahr:

Eigenständige Gesellschaft seit 1988 (zu diesem Zeitpunkt 100%-Tochter des Salamander-Konzerns)

Firmensitz:

Ludwigsburg

Mitarbeiterzahl:

130, zusätzlich ca. 90 in Auslandsgesellschaften

Umsatz 2010:

gruppenweit 42 Mio. EUR

2011 (erwartet):

48 Mio. EUR

Finanzinvestor:
DZ Equity Partner

Internet: 

www.melvo.com

DZ Equity Partner bietet Netzwerk

Seit 2004 besteht melvo als eigenständiges Unternehmen und ist weltweit im Schuhfachhandel mit den Marken Salamander und Woly präsent. Das rasante Wachstum ist zunächst auf die Beteiligung des Investors Norddeutsche Private Equity zurückzuführen, der jedoch schon nach vier Jahren den Exit realisierte. Dann kam DZ Equity Partner (DZEP) ins Spiel. „Dieser Investor hat nicht nur Kapital, sondern auch Know-how zugesagt“, berichtet melvo-Geschäftsführer Christoph Hirschmann. Dazu zählt er u.a. Hilfe bei der Unternehmensfinanzierung wie auch die Nutzung eines Kontakte-Netzwerks. So habe DZ Equity Partner ausgewiesene Expertise und Kontakte in Osteuropa, was für melvo von hoher Bedeutung sei. Die Beteiligungsgesellschaft war zudem laut Hirschmann bei der Rekrutierung eines „sehr professionellen Beirats mit erfahrenen Managern“ behilflich. „Darüber hinaus hat der Investor eine maßgeschneiderte Eigenkapitalfinanzierung bereitgestellt und hat uns bei der Strukturierung und Verhandlung der Fremdkapitalfinanzierung unterstützt“, ergänzt Hirschmann.

Dauerhafte Zusammenarbeit angestrebt

Zu den Details des finanziellen Engagements von DZ Equity Partner bei melvo haben beide Partner Stillschweigen vereinbart. DZEP-Geschäftsführer Olivier Weddrien betont aber: „Die Höhe unserer Beteiligung, ihre Laufzeit und die weiteren Konditionen sind individuell abgestimmt und auf die Situation des Unternehmens zugeschnitten.“ Die vereinbarte flexible Beteiligungsdauer war bei der Investorensuche ein wichtiger Punkt für melvo: „DZ Equity Partner will bei uns an Bord bleiben, bis die gemeinsamen Ziele erreicht sind. Die Geschäftsführung kann sich damit auf ihre Kernaufgaben konzentrieren und steht deshalb nicht unter Exit-Druck“, stellt Hirschmann fest. „Da wir als Tochter der genossenschaftlichen DZ Bank nicht fondsfinanziert sind, befinden wir uns in der vorteilhaften Situation, die Beteiligungsdauer flexibel nach den Anforderungen der Portfoliounternehmen gestalten zu können“, erläutert Weddrien. Genereller Investitionsanreiz für DZEP war laut Weddrien, dass melvo ein Unternehmen mit guten Produkten und einem aussichtsreichen Geschäftsmodell sei. „Das Management hat bewiesen, dass es die Zukunftschancen des Unternehmens und seiner Produkte erkennt und nutzt“, begründet er das von ihm gesehene Wachstumspotenzial von melvo.

Auf dem Weg zur „Hochleistungsorganisation“

Das zugeführte Kapital dient laut Hirschmann u.a. der Wachstumsfinanzierung, „in unserem Fall der Finanzierung des Working Capital“, erläutert er. Zudem hätten 2010 und 2011 zahlreiche Initiativen und Markenrelaunches (Salamander, Woly) stattgefunden, die gewisse Aufwendungen erforderten. Generelles Ziel sei, melvo auf einen nachhaltigen und weiter profitablen Wachstumspfad zu bringen, indem die regionale Expansion in allen – etablierten wie auch aufstrebenden – Regionen fortgesetzt sowie kontinuierlich Innovationen und Initiativen erfolgreich am Markt eingeführt würden. Hirschmann will daneben die Bekanntheit der Topmarken Salamander und Woly steigern sowie die internen Abläufe und die Organisation weiter in Richtung „Hochleistungsorganisation“ professionalisieren, wie er erklärt. Durch das deutliche Umsatzwachstum von 2009, als das Unternehmen 30 Mio. EUR erwirtschaftete, über das Jahr 2010 mit 42 Mio. EUR bis zu den für dieses Jahr erwarteten 48 Mio. EUR sieht sich der Geschäftsführer bestätigt.

Ausblick

Im Mai 2011 hat melvo die Firma LJW in der Nähe von Paris übernommen. Damit ist sie auch in Frankreich mit einer eigenen Dependance vertreten. Weitere Übernahmen oder Kooperationen seien nicht konkret in Planung, würden aber auch nicht ausgeschlossen, heißt es aus der Führungsetage. Zu den weiteren Zielen zählt Hirschmann, das Umsatzwachstum in Osteuropa, vor allem in Russland und der Ukraine, zu forcieren sowie das Engagement in Indien weiter erfolgreich voranzubringen. Zudem soll die neue Frankreich-Tochter in die melvo-Gruppe integriert werden.

Gereon Kudella