„Die Zusammenarbeit mit einem Investor ist wie eine Ehe auf Zeit“

VC Magazin: Sie haben Ihre Gründung inubit jetzt für einen zweistelligen Millionenbetrag an Bosch verkauft. Wie leicht fiel Ihnen die Trennung von Ihrem Unternehmen?

Schmale: Bereits bei der Gründung 1999 war mir bewusst, dass ich mich irgendwann von inubit als Gesellschafter trennen müsste, da die kapitalintensive Produktentwicklung sich nur durch Einbindung von VC-Investoren realisieren ließ. Die Exit-Orientierung war Programm und der Schmerz hält sich daher in Grenzen – wenngleich ich ihn nicht leugnen möchte. Schon vor dem Verkauf an Bosch haben wir mit dem Unternehmen an gemeinsamen Projek­ten zusammengearbeitet und dabei festgestellt, dass die beiden Unternehmen strategisch gut zusammenpassen: Bosch (www.bosch.de), als globaler technologieorientierter Mischkonzern, wird sich breiter im Internet aufstellen und inubit wird dabei ein Schlüsselelement sein.


VC Magazin: Welche Entscheidungen in Ihrer Laufbahn wür­den Sie erneut treffen?

Schmale: Der größte Schritt war sicher der aus einer guten Position heraus in die Selbstständigkeit zu wechseln. Obwohl die ersten Jahre nicht einfach waren, kein festes Einkommen und Verwerfungen durch die Marktturbu­lenzen zwischen 2000 und 2002, würde ich das immer wieder tun. Ich habe in diesen Jahren sehr viel gelernt und mich persönlich deutlich weiterentwickelt. Ein Unternehmen von null aufzubauen, ist eine großartige Er­fahrung.

VC Magazin: Verbrannte Finger gelten als gute Lehrmeister. Aus welchen schmerzhaften Erfahrungen haben Sie besonders viel gelernt?

Schmale: Zu den schmerzhaften Erfahrungen, die ich gemacht habe, gehört, dass vielversprechende Bewerber, die aufgrund ihres Lebenslaufes perfekt schienen, dann doch nicht zum Unternehmen passten. Ich musste lernen, dass Probleme im schnellen Wachstum primär in solchen Soft Facts zu suchen sind. Mittlerweile setze ich andere Maßstäbe bei der Auswahl neuer Mitarbeiter, dazu ge­hören beispielsweise Lern­be­reit­schaft und Begeiste­rungs­fähigkeit.

VC Magazin: Sie haben in der Vergangenheit eng mit Finanzinvestoren wie Ven­tegis (www.ventegis-capital.de) oder Aurelia (www.aurelia-pe.de) zusammengearbeitet. Welchen Ein­fluss hatten die Kapitalgeber auf die Entwicklung des Unternehmens?

Schmale: Zunächst einmal bin ich froh, dass es überhaupt eine solche VC-Szene gab und gibt, ohne die ein Unternehmen wie die inubit AG (www.inubit.com) nicht hätte aufgebaut werden können. Ich habe hier aufgrund der Erfahrungen zwar so einige Verbesserungs­vorschläge, dennoch ist meine Gesamtbewertung positiv. Die Zusammenarbeit mit einem Investor ist wie eine Ehe auf Zeit: Man muss für die Vorschläge und Bedürfnisse des anderen offen sein und sie respektieren, aber auch zu seinen Visionen und Entscheidungen stehen.

VC Magazin: Sie legen großen Wert auf Nachhaltigkeit und sehen Unternehmen in der sozialen Verantwortung. Wie beeinflusst das die Geschäftstätigkeit von inubit?

Schmale: Da wir ein Technologieunternehmen mit Wachstumsfokus sind, wo es auch schon mal hart zur Sache geht, war es uns von Anfang an wichtig, eine gute Beziehung zu unseren Mitarbeitern zu pflegen. Transparenz, Wertschätzung, Verständnis für die persönlichen Belange und jeglicher Verzicht auf Hierarchiegebaren sowie ein kontinuierlicher Ausbau von Sozialleistungen war unser Ansatz. Dafür wurden wir als „Deutschlands Beste Arbeitgeber 2010“ ausgezeichnet. Diese Denkweise hat uns auch bei der Exit-Entscheidung beschäftigt. Wir wollten einen Partner finden, der ähnliche Werte hat und bei dem unsere Mitarbeiter sehr gute Perspektiven haben – und den haben wir gefunden.

VC Magazin: Wie sehen die Planungen für Ihre unternehmerische Zukunft aus?

Schmale: Ich werde auch weiterhin in der Geschäfts­leitung die Zukunft von inubit im erweiterten Kontext mitgestalten. Wie gut das gelingt, werden wir sehen – ich bin zuversichtlich.   

VC Magazin: Herr Schmale, vielen Dank für das Gespräch!   

Das Interview führte Dajana Hentschel.

Zum Gesprächspartner

Dr. Torsten Schmale ist Gründer und Vorstandsvorsitzender der inubit AG (www.inubit.com), einem Anbieter für Business Process Management-Lösungen. Er ist für die Unternehmensstrategie sowie die Ressorts Sales & Marketing und Entwicklung zuständig.