Nemos GmbH aus Duisburg wirbt Kapital und Renommee für Zukunftsprojekt ein

Die Tests der Nemos-Anlagen in Wellentanks sind vielversprechend ausgefallen - jetzt steht der Test im Gewässer vor Dänemark an.

Höhere Energieausbeute

Der Name Nemos steht für Nutzung des Energiepotenzials von Meereswellen in Offshorewindparks zur Stromerzeugung. Hierfür hat das Gründerteam um Jan Peckolt und Benjamin Friedhoff eine Anlage bestehend aus einem länglichen Auftriebskörper entwickelt, der mit drei Seilen zum Meeresgrund verspannt ist. Er wird durch Wellen zur Bewegung angeregt und überträgt mechanische Energie per Seil an einen Generator, der geschützt vor Seewasser am Turm einer Windkraftanlage positioniert ist. Neu an der Entwicklung sind vor allem die in verschiedenen Kreisbögen verlaufenden Bewegungsbahnen der Schwimmkörper und die Steuerungsstrategie. „Bis zu 80% der einkommenden Wellenenergie können dadurch zum Antrieb elektrischer Generatoren genutzt werden, bei herkömmlichen Systemen mit einer reinen Vertikalbewegung liegt die Ausbeute bei deutlich unter 50%“, betont Peckolt. Darüber hinaus werden bei einer Veränderung der Wellenrichtung die Ausrichtung des Körpers und seine Bewegungsbahn durch ein zum Patent angemeldetes System angepasst. Zum Schutz vor allzu rauem Seegang bei extremen Stürmen kann das System vorübergehend auf eine ruhigere Wassertiefe abgesenkt werden. Je Windkraftanlage können fünf Schwimmkörper angebracht werden, die zusammen die elektrische Energie für umgerechnet etwa 1.000 Haushalte erzeugen könnten.

Vom Weltklassesegler zum Hightech-Unternehmer

Unternehmensgründer Peckolt kennt sich mit den Elementen Wind und Wasser besonders gut aus. Jahrelang zählte er zu den international besten Seglern und führte die Weltrangliste an. 2008 krönte er seine Karriere mit dem Gewinn der Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Peking. Nach Beendigung seiner aktiven Karriere erforschte der Diplom-Wirtschaftsingenieur zum Ende seines Studiums an der Universität Hamburg-Harburg die Physik von Wellenkraftwerken. 2010 entwickelte er das Nemos-System. Im Rahmen seiner Diplomarbeit hatte er zuvor am Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und Transportsysteme e.V. (DST) in Duisburg eine Marktanalyse zur Wellenenergiewandlung und hydromechanische Untersuchungen im Wellentank durchgeführt.

 Finanzierung und Potenzial

Im März 2012 gründete er das Unternehmen Nemos GmbH und siedelte es im Gründerzentrum Duisburg an. Bereits einige Monate zuvor hatte er Dr. Peter Wolff, einen der Geschäftsführer der EnjoyVenture Management GmbH, über den Businessplan-Wettbewerb sbm (small business management) und die Transferstelle der Universität Duisburg-Essen kennengelernt. Vom Erstkontakt bis zum Abschluss der Finanzierungsrunde vergingen zwölf Monate, in denen sich Unternehmer und Investor gegenseitig beschnuppern und das eigentliche Geschäftsmodell weiterentwickeln konnten. „Das Geschäftskonzept hat uns wohl wissend um die großen Herausforderungen im Markt für regenerative Energien im Grundsatz überzeugt, ebenso der Unternehmer Jan Peckolt“, sagt Wolff, und ergänzt: „Mit Nemos verbinden wir ein innovatives Konzept mit entsprechendem ersten Nachweis einer wirtschaftlichen Realisierung sowie ein sehr methodisches und professionelles Team, welches die anstehenden Aufgaben der nächsten Jahre stemmen wird. Wir sehen viele Parallelen zu unserem äußerst erfolgreichen Investment TimberTower.“ Überzeugt vom Unternehmen ist auch Albrecht Deißner von der KfW Mittelstandsbank, die sich über den ERP-Startfonds an Nemos beteiligte (siehe Kasten): „Für uns als Förderbank ist zum einen die Expertise des Lead-Investors ein wichtiges Kriterium, ebenso das Management des Unternehmens und natürlich die Technologie.“ Investitionen in Umwelttechnologien stehen bei der KfW aktuell besonders im Fokus, führt Deißner aus. „Unser Ziel ist es, in die Konzepte der Zukunft zu investieren“, sagt der Investor. Und die Zukunftsaussichten für Nemos scheinen trotz eines nicht zu vernachlässigenden Restrisikos durchaus gut. „In diesem Jahrzehnt werden allein in Europa bis zu 7.000 Offshore-Windkraftanlagen installiert. Auf den dafür vorgesehenen Wasserflächen existiert ein erhebliches Energiepotenzial durch Meereswellen“, sagt Prof. Bettar Ould el Moctar, geschäftsführender Direktor am Institut für Schiffstechnik, Meerestechnik und Transportsysteme, einem An-Institut der Universität Duisburg-Essen.

 Ausblick

Bis das Projekt in den Windparks der Weltmeere Strom produziert, bedarf es noch einiger Meilensteine. „Die Tests in den Wellentanks sind sehr vielversprechend ausgefallen“, berichtet Peckolt. Mitte nächsten Jahres stehen Tests in dänischem Gewässer und die Berechnung von präzisen Effizienzaussagen auf dem Programm, bevor 2014 mit dem Aufbau einer Pilotanlage in der Nordsee gestartet werden soll. „Aus unserer Erfahrung mit TimberTower wissen wir, dass der Proof of Concept und der Nachweis der wirtschaftlichen Realisierung der ersten Pilotanlage ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist, um eine solche Branche zu überzeugen. Parallel gilt es, etablierte strategische Partner zu entwickeln“, erklärt Dr. Peter Wolff. Auch wenn das Projekt bis dahin noch einige Hürden und Wellen überwinden muss, hätten bereits verschiedene Wirtschaftsunternehmen Interesse bekundet, darunter ein großer Technologiekonzern aus dem Dax und ein Energieversorger. „Wenn alles gut läuft, sehen wir Nemos in fünf Jahren unter dem Dach eines strategischen Investors, der die Technologie in seinem bestehenden Produktportfolio als Lösungsoption mit im Angebotsspektrum hat“, macht Investor Wolff aus seinen Zukunftsplänen kein Geheimnis.