Neun Fragen an Ali Yildirim von CoboCards

CoboCards
Statt die Laufbahn als Unternehmensberater weiter zu verfolgen, hat Ali Yildirim 2009 in Aachen die CoboCards GmbH gegründet.

VC Magazin: Wie kam es zu der Idee für Ihr Start-up?

Yildirim: Die Idee zu CoboCards, einer Lernplattform für Microcontent entstand – wie so oft – aus einer Notwendigkeit. Ein Student trat an meinen Kollegen heran und fragte, ob er denn keinen Karteikartentrainer entwickeln könnte, der höheren Ansprüchen gerecht wird. Das Web 2.0 im Auge behaltend, entstand dann die kollaborativ nutzbare Microlearning-Plattform CoboCards (www.cobocards.com).

VC Magazin: Wie haben Sie erste Finanzierung Ihrer Gründungsidee gestemmt und wie verlief die weitere Suche nach Kapital(-gebern)?

Yildirim: 2009 erhielten wir eine Exist-Förderung. Noch im gleichen Jahr gewannen wir den mit 25.000 EUR dotierten Businessplanwettbewerb start2grow (www.start2grow.de). Die Folgefinanzierung erwies sich trotz des Gewinns als schwierig, E-Learning-Projekte sind für Investoren wenig attraktiv. In den USA ist das anders, unser Konkurrent erhielt kürzlich 9 Mio. USD (Blogbeitrag zum Thema auf CoboCards.com).

VC Magazin: Was sprach gegen die Karriere als Angestellter und wie hat sich das Gründerteam zusammengefunden?

Yildirim: Vor der Gründung war ich selbst Unternehmensberater in den Niederlanden, in Spanien und Großbritannien. Das Gründerteam kannte sich schon aus der Kindheit. Man vertraute sich sehr. Gegen eine Karriere als Angestellter sprachen für mich vor allem die endlosen Entscheidungswege. So bekommt man nichts bewegt. Als Unternehmer treffe ich schnell Entscheidungen und setze Dinge sofort um. Ich will das nie wieder missen.

VC Magazin: Wenn Sie auf Ihre bisherigen unternehmerischen Erfahrungen zurückblicken: Welche Entscheidungen würden Sie erneut treffen?

Yildirim: Die Entscheidung, eine Unternehmenskultur aufzusetzen, bei der jedem die Hauptverantwortung für seinen Kompetenzbereich gegeben wird, wenig diskutiert, dafür mehr gehandelt wird. Denn nur durch unermüdliche und konsequente Arbeit ist nach meiner Meinung Erfolg möglich.

VC Magazin: Verbrannte Finger gelten als gute Lehrmeister. Aus welchen schmerzhafte Erfahrungen konnten Sie besonders viel lernen?

Yildirim: Blindes Vertrauen in die Professionalität und Zuverlässigkeit externer Dienstleister sowohl im In- als auch im Ausland. Als Start-up geht man einige Dinge lockerer an und gewährt mehr Toleranz. Dies mache ich jetzt nicht mehr und lasse bereits bei den ersten Anzeichen Konsequenzen folgen.

VC Magazin: Was sind aus Ihrer Sicht bei den Rahmenbedingungen hierzulande der größte Pluspunkt und das größte Manko für junge Unternehmen?

Yildirim: In Deutschland müsste man sich stärker an den USA oder dem Vereinigten Königreich orientieren. Wie schaffen die eine positive Gründerstimmung? Dies sollte dann mehr oder weniger 1:1 umgesetzt werden. In Deutschland muss ich mich zu sehr mit bürokratischen Angelegenheiten auseinandersetzen. Das ist alles Zeit, die ich für mein Kerngeschäft nicht aufwenden kann.

VC Magazin: Gibt es (Internet-)Unternehmer, die Sie als Vorbilder oder Idole sehen?

Yildirim: Ja, die gibt es. Rias Sherzad von SalamBC.com (www.salambc.com) oder Coskun Tuna von rankseller.de sind zwei dieser Internetunternehmer, von deren Erfahrung und Wissen ich zu lernen versuche.

VC Magazin: Welche drei bis fünf Apps für Smartphones sind die wichtigsten Helferlein in Ihrem Alltag?

Yildirim: Zunächst natürlich CoboCards, weil ich wohl ein Leben lang lernen werde. 2. Zoho Invoice, weil ich damit unterwegs einfach Rechnungen versenden kann. 3. Droidrecord, weil ich die Masse an Gedanken aufsprechen muss, um diese nicht zu vergessen.

VC Magazin: Wie sehen die mittelfristigen Planungen für Ihr Start-up und Ihre unternehmerische Zukunft aus?

Yildirim: In diesem Jahr wird es eine Finanzierungsrunde geben. CoboCards ist nun seit drei Jahren auf dem Markt. Länger, als viele wohl gedacht haben. Und mit einer Conversion Rate von 4,23% erfolgreicher als so manches US-Unternehmen. Unsere kürzlich erschienene Bilanz weist einen Jahresüberschuss von über 25.000 EUR aus. Natürlich ist der Verkauf des Unternehmens immer eine Option. Derzeit spielen wir mit diesem Gedanken jedoch nicht.

VC Magazin: Vielen Dank für das Interview.

Die Fragen stellte Torsten Paßmann.

Zum Gesprächspartner
Ali Yildirim studierte BWL an der RWTH Aachen und arbeitete anschließend als Unternehmensberater für den Daimler-Konzern in den Niederlanden, für die EU in Spanien und für eine Bank in Großbritannien. 2009 kehrte er in seinen Geburtsort Aachen zurück und gründete die CoboCards GbR (www.cobocards.com), die er ein Jahr später in eine GmbH umwandelte. Seitdem ist er Geschäftsführer des Unternehmens.