Interview mit Camille Thommes und Gilles Dusemon, ALFI

Am Rande der ALFI Spring Conference diskutierten Anouk Agnes, Camille Thommes und Gilles Dusemon (v.l.n.r.) vom Branchenverband den aktuellen Stand der AIFM-Gesetzgebung in Luxemburg mit Redaktionsleiterin Susanne Gläser (2.v.r.).

VC Magazin: Luxemburg wollte ursprünglich der erste EU-Mitgliedstaat sein, der die AIFM-Richtlinie in nationales Recht umsetzt. Geben Sie uns ein Update: Wie ist der Stand im Gesetzgebungsprozess?
Thommes: Das Gesetz zur Umsetzung der AIFM-Richtlinie wurde im vergangenen August dem Parlament vorgelegt und durchläuft seitdem den regulären Gesetzgebungsprozess. Andere Prioritäten wie beispielsweise die Budgetdiskussion und die Eurokrise haben den Beschluss ein wenig verzögert, aber wir sind zuversichtlich, dass das Gesetz innerhalb der kommenden zwei Monate beschlossen wird. Wir erwarten den Bericht des Staatsrats nach Ostern, danach wird die Finanzkommission im Parlament darüber beratschlagen. Zum 1. Mai oder 1. Juni sollte das AIFM-Gesetz in Luxemburg geltendes Recht sein.

VC Magazin: Einige EU-Staaten dürften die vorgeschriebene Deadline zur Umsetzung der Richtlinie im kommenden Juli wohl nicht einhalten, manch einer hat sich bislang noch gar nicht getraut, die „heiße Kartoffel“ AIFM anzufassen. Welche Bedeutung räumt die Politik im Fondsstandort Luxemburg dem Thema ein?
Thommes: Über das AIFM-Gesetz berät die Luxemburger Politik und Verwaltung mittlerweile seit vier Jahren – so lange hat sich kein anderer EU-Staat mit dem Thema beschäftigt. Jeder Aspekt wurde intensiv auf allen Ebenen behandelt, das zeigt, dass die Bedürfnisse der Fondsindustrie in Luxemburg hohe Priorität genießen. Die Industrie ist schließlich auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor im Land: Sie erwirtschaftet immerhin 10% der Steuereinnahmen des Landes und repräsentiert 8% des Bruttoinlandsprodukts! Der Dialog zwischen Industrie und Politik findet sehr regelmäßig statt, und wir empfinden ihn als sehr konstruktiv.

VC Magazin: Wie konnte ALFI am AIFM-Gesetzgebungsprozess mitwirken?
Thommes: ALFI hat die Entscheider von Anfang an beratend begleitet. Man kann mit Fug und Recht von einer echten Zusammenarbeit zwischen Behörden, Finanzministerium und der Industrie sprechen. Wir blicken dabei immerhin auf eine langjährige Tradition zurück. Neben den Gesprächen mit den offiziellen Stellen erarbeitet ALFI derzeit Guidelines, die AIFM flankieren sollen und die Fondsmanager als Best Practice-Richtschnur für die Umstellung auf die neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen nutzen können.

VC Magazin: Wie wird das Luxemburger AIFM-Gesetz Ihrer Erwartung nach ausgestaltet sein?
Dusemon: Die EU-Richtlinie wird aller Voraussicht nach 1:1 umgesetzt werden, da erwarten wir keine Überraschungen. Das Gesetz wird keine darüber hinausgehende Regulierung vorsehen, es wird also kein Gold Plating geben. Gleichzeitig werden aber alle Optionen genutzt werden, die die Richtlinie bietet. So wird es künftig die Möglichkeit zur Einrichtung einer neuen Verwahrstellenfunktion für Private Equity Fonds und Immobilien Fonds geben. Mehrere auf Private Equity spezialisierte Marktteilnehmer sind bereits in der Umsetzungsplanung. Auch hier leistet ALFI Unterstützung.