BVCA-Studie räumt mit Vorurteilen auf

Panthermedia/Andrey Kiryasov

Höhere Exit-Quote in den USA

Die Studie ergründet die immer wiederkehrende Performanceschwäche von Venture-Investitionen in der EU im Vergleich zu den USA. Die Forscher stützen dafür ihre Auswertungen im Sinne einer statistisch fundierten Analyse auf eine sehr große Datenmenge von über 35.000 mit Venture Capital finanzierten Investitionen und Exits, die praktisch seit Beginn des Venture-Geschäfts 1980 bis 2011 getätigt wurden. Aus dieser Datenmenge ergibt sich eine Exit-Quote von 38,8% für in den USA getätigte Frühphaseninvestitionen, d.h. dieser Prozentsatz der VC-finanzierten Firmen wird letztendlich per IPO oder M&A zum Exit gebracht. Dieselbe Exit-Quote für europäische Wagniskapitalinvestitionen liegt bei nur 25,3%, d.h. satte 16,5% hinter den USA. Um diesem deutlichen Unterschied auf den Grund zu gehen, bereinigten die Wissenschaftler mithilfe verschiedener statistischer Verfahren die Transaktionsmenge um Effekte wie z.B. den Einfluss, den das Herkunftsland eines Unternehmens auf die Exit-Quote hat. Getestet wurden dabei auch Hypothesen wie der kleinere Pool von Serienunternehmern in Europa und die immer wieder zitierte „Furcht vor dem Scheitern“, die erfahrene Manager von einer Firmengründung in der EU abhält, ebenso wie die in Europa schwierigeren Exit-Möglichkeiten.

Europa fehlt es an Erfahrung

In Summe stellen die Wissenschaftler fest, dass die Erfahrung des Venture Capital-Investors, des GPs, definiert durch die Jahre seiner beruflicher Praxis und die Anzahl der von ihm getätigten Investitionen, die maßgebliche Rolle im Hinblick auf den Exit-Erfolg einer Investition spielt. Statistisch ausgedrückt: Die Performance von Wagniskapitalinvestitionen in Europa läge auf demselben Niveau wie in den USA, wenn die beteiligten Investoren denselben Erfahrungsschatz wie ihre US-Kollegen hätten. Die Studie bescheinigt europäischen Investitionen zum Teil auch eine bessere Performance als denen aus Übersee, z.B. wenn der Exit per IPO erfolgt; bei M&A-Exits schneiden US-Investitionen allerdings besser ab als ihre EU-Pendants. Die für die europäische Venture Capital-Industrie erfreuliche Schlussfolgerung ist, dass angesichts der in den letzten 15 Jahren stark gewachsenen Erfahrung der Frühphasenfinanzierer die Renditeaussichten europäischer Investitionen deutlich besser erscheinen und, statistisch betrachtet, sich auf US-Niveau einpendeln sollten. Die Studie belegt aber auch, dass beispielsweise beim Exit-Erfolgsfaktor „Gründer- und Unternehmererfahrung“ Europa noch hinter den USA herhinkt.