M&A-Kolumne von Dr. Michael Drill , Lincoln International

Panthermedia/Jacek Fulawka

Treiber für die hohe Wachstumsdynamik in dem mit Abstand größten Land Südamerikas sind:

  • junges Durchschnittsalter der Bevölkerung
  • Herausbilden einer breiten und konsumfreudigen Mittelschicht
  • Wirtschaftsreformen und politische Stabilität seit Ende der 1990er-Jahre
  • große neu entdeckte Rohölvorkommen vor der Küste
  • Fußballweltmeisterschaft 2014 und Olympiade 2016
  • staatliches Investitionsprogramm in Infrastruktur, Logistik und Gesundheitswesen

Bereits heute exportieren deutsche Firmen jährlich Industriegüter in einem Wert von rund 12 Mrd. EUR nach Brasilien. Zudem betrugen in den letzten zehn Jahren die Direktinvestitionen nach Brasilien etwa 20 Mrd. EUR – mehr Geld investierten deutsche Firmen nur in den USA, in China und Indien. Die Zahl der Akquisitionen brasilianischer Unternehmen durch deutsche Konzerne nimmt hierbei seit 2011 spürbar zu.

So investierte etwa E.ON zu Beginn des Jahres über 700 Mio. EUR in den brasilianischen Energieversorger MPX, um somit noch besser an den geplanten staatlichen Infrastrukturinvestitionen zu partizipieren. Das Gleiche gilt für den Schienen- und Bahntechnikspezialisten Vossloh, der im Januar den Weichenhersteller Metalugica Barros Monteiro übernahm. Aufmerksamkeit erregte auch die zum Haniel-Konzern gehörende Celesio-Gruppe, die sich 2012 die 100%-Kontrolle an Panpharma, dem größten Pharmagroßhändler in Brasilien, sicherte. Weitere prominente deutsche Käufer von brasilianischen Unternehmen waren beispielsweise Lanxess, Rodenstock, Siemens oder der Tüv Süd.

Für deutsche Konzerne bieten sich derzeit gute Möglichkeiten für attraktive Zukäufe. Nach einer konjunkturellen Abkühlung in den Jahren 2011 und 2012 stehen viele brasilianische Unternehmen und deren in der Regel private Eigentümer vor großen Herausforderungen. Vielerorts müssen sich die Firmen internationaler aufstellen, um im globalen Wettbewerb bestehen zu können. Für die hierfür benötigten Investitionen ist die Kapitalbasis jedoch oftmals zu schwach. Entsprechend erwarten wir, dass viele Unternehmen für ausländische Strategen zur Disposition stehen. Zudem profitieren Käufer momentan von einem moderaten Bewertungsniveau sowie von der Schwäche des REAL, der in den vergangenen anderthalb Jahren etwa 25% gegenüber dem Euro eingebüßt hat. Dies reduziert die Anschaffungskosten erheblich.