Interview mit Florian Nöll, Bundesverband Deutsche Startups

VC Magazin: Welchen Mehrwert haben Start-ups von einem Eintritt in den Verband?
Nöll: Wir kümmern uns zum einen um die Themen, für die Jungunternehmer keine Zeit haben. Also beispielsweise, wie oben genannt, ihre Interessen gegenüber der Politik zu vertreten. Darüber hinaus profitieren unsere Mitglieder von der Vernetzung mit anderen Unternehmen des Verbands, aber auch zunehmend international, wie zum Beispiel durch unsere Reisen nach Kalifornien und Tel Aviv oder wenn wir internationale Gäste begrüßen, hier sind unter anderem der Wirtschaftsminister von Mexikostadt oder die slowenische Ministerpräsidentin zu nennen.

VC Magazin: Welches sind die zentralen Aufgaben der Verbandes für das nächste Jahr?
Nöll: Ein Dauerbrenner ist natürlich das Thema der Finanzierung – insbesondere der Wachstumsfinanzierung. Daher haben wir auch bewusst den Vorstoß beim Börsenthema gewagt, auch weil dieser Punkt sicherlich am schwierigsten umzusetzen sein wird. Darüber hinaus stehen die Punkte Fachkräftesicherung sowie Zuwanderung von qualifizierten Mitarbeitern und internationalen Gründern weit oben auf unserer Agenda.

VC Magazin: Sowohl die KfW als auch das Institut für Mittelstandsforschung und das Statistische Bundesamt vermelden rückläufige Zahlen bei den Unternehmensgründungen. Woran liegt diese Entwicklung?
Nöll:
Diese Zahlen muss man differenziert betrachten. In diesen Fällen werden alle Gründungen berücksichtigt. Jedoch werden nur etwa 10% den innovativen Gründungen zugerechnet. Von diesen 10% würde man wieder nur einen Teil als Start-up bezeichnen, was für uns bedeutet, dass diese Zahlen für die Start-up-Szene eigentlich nicht repräsentativ sind. Wir sehen hier eher einen gegenläufigen Trend. Wenn es jedoch um die Gründungsneigung geht, die in Deutschland an sich schon nicht sehr ausgeprägt ist, gibt es einen großen Feind – und das ist die Vollbeschäftigung, die es mittlerweile in einigen Bundesländern wie Bayern und Baden-Württemberg gibt. Da brauch man dann schon sehr gute Argumente, um beispielsweise einen Hochschulabsolventen davon zu überzeugen, eine eigene Gründung zu wagen, anstatt eine Karriere in der Verwaltung oder im Konzern anzustreben. Dafür brauchen wir Vorbilder, von denen bereits Schulkinder denken, dass sie auch so werden möchten. Beispiele hierfür sind Mark Zuckerberg oder Steve Jobs. Daneben gilt es, eine Atmosphäre zu schaffen, in der man gerne gründet. Dabei spielen Faktoren wie Ansehen in der Gesellschaft oder das Chancen-Risiko-Profil eine wichtige Rolle.

VC Magazin:Vielen Dank für das Interview.

Zum Gesprächspartner:

Florian Nöll ist Vorstand beim Bundesverband Deutsche Startups. Sein Schwerpunkt liegt in der Gründungspolitik. Florian hat selbst seit seinem 15. Lebensjahr bereits mehrere Unternehmen gegründet, darunter smartorder.de, das 2007 von MyHammer übernommen wurde.