Kooperationen nützen Start-ups und Konzernen

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In der Metropole München treffen sie quasi jeden Tag aufeinander: Junge Gründerteams, die sich oft direkt vom Studium weg zusammenfinden und neue Ideen verfolgen, auf der einen Seite, auf der anderen Seite Global Player wie BMW, Siemens oder andere DAX-Konzerne, die in der bayerischen Hauptstadt ihren Firmensitz haben. Kein Wunder also, dass genau hier an der Isar besonders intensiv daran gearbeitet wird, Knowhow und Fähigkeiten der Großen und der Kleinen zusammenzuführen. Das Innovations- und Gründerzentrum UnternehmerTUM stößt viele diese Kooperationen an und lud die Münchner Szene gestern Abend zum Austausch. UnternehmerTUM-Geschäftsführer Dr. Helmut Schönenberger betonte, dass alle Beteiligten in gemeinsamen Projekten von einer „Win-win-Situation“ profitieren können. Es gelte aber zu beachten: „ Es muss ein Interessensabgleich stattfinden, damit keiner der Partner zu kurz kommt. Die Spielregeln müssen klar festgelegt und eingehalten werden. Außerdem müssen Chancen und Risiken fair auf allen Schultern verteilt werden.“

Als eingefleischter Start-up-Fan outete sich Peter Schwarzenbauer, Mitglied im Vorstand der BMW Group. „Wir als Großkonzern können jede Menge von Start-ups lernen. Dazu gehört die Flexibilität, die bei unseren Langfristplänen oft auf der Strecke bleibt. Wir profitieren auch viel von der anderen Denk- und Herangehensweise junger Unternehmen, die ganz andere Fragen stellen als wir das üblicherweise tun. Das wichtigste ist aber: Start-ups zeigen uns, dass man sich auch einfach mal etwas trauen muss, auch wenn man nicht ganz genau weiß, wo die Reise hingeht. In großen Konzernen so etwas heute ja kaum mehr denkbar.“ BMW pflege u.a. über die Venture Capital-Tochter iVentures einen intensiven Kontakt in die Gründerszene und hat laut Schwarzenbauer in den vergangenen zwei Jahren 700 Businesspläne gescreent.

BMW, 3M, Siemens

Über Beteiligungen an jungen Unternehmen möchte der Technologiekonzern 3M (www.3m.com) an Innovationen partizipieren und sich Zugriff darauf sichern. Aus fünf Büros weltweit heraus agiert der Beteiligungsarm 3M New Ventures, erklärte Director Thomas Andrae. Auch Siemens (www.siemens.com) gehört zu den umtriebigen Venture-Investoren. Bereits seit 15 Jahren suche der Konzern intensiven Kontakt zu jungen Firmen, berichtete Dr. Sven Scheuble. Er selbst ist Vice President beim Siemens Technology to Business Center (www.ttb.siemens.com). Solche Zentren unterhalten die Münchner weltweit, um Innovationen frühzeitig zu erkennen und zu fördern. Scheuble betonte, dass Großunternehmen auch den Start-ups einiges zu bieten haben, dazu gehöre eine globale Reichweite, Industrialisierungs-Knohow und Skalierung. „Am wichtigsten ist aber: Wir können das Problem liefern“, sagte Scheuble. Denn Großkonzerne wüssten sehr gut, wo der Schuh drücke – das sei oft genau der richtige Ansatzpunkt für Start-ups.

Von den Großen lernen

Wie Gründer aus dem Knowhow der Etablierten echten Mehrwert ziehen können, berichteten die Start-up-Vertreter auf dem Podium. Robert Maier, Gründer von Roding Automobile (www.roding-automobile.de), fasste seine Erfahrungen zusammen: „Am Anfang darf und muss ein Start-up anders sein als die Anderen. Aber irgendwann muss auch ein Jungunternehmen liefern – und dann ist es gut, wenn man von den Etablierten lernen kann und erfährt, wie die es gemacht haben.“ Ihm pflichtete André Schwämmlein bei. Der Gründer von FlixBus (www.flixbus.de) erklärte, dass sein Unternehmen zwar Busreisen organisiere und vermittle, von 100 Mitarbeitern aber kein einziger Busfahrer sei oder sonstige Erfahrung besitze. Erst in der Abstimmung mit den etablierten Busunternehmen, die nach und nach Partner geworden sind, hätten er und sein Team wichtige Fakten über die Branche gelernt und so ihr Geschäftsmodell optimal adjustieren können.