Wie die neuen Milliardenfonds in Deutschland investieren

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Private Equity und deutscher Mittelstand sind schon lange nicht mehr die berühmten (oder berüchtigten) zwei Welten, die plötzlich aufeinandertreffen. Längst haben beide Seiten die Vorteile einer engen Zusammenarbeit erkannt, ob im Rahmen von Nachfolgeregelungen, Wachstum, Internationalisierung oder Restrukturierung. Aber gilt das auch für die neuen Mega-Fonds dies- und jenseits des Atlantiks? Mutieren die Buyout-Fonds von Apollo, CVC, Blackstone u.a. demnächst zum Nachfolgefinanzierer des Maschinenbauers von der Schwäbischen Alb?

Was ist „Mittelstand“?

44-45 Goetz Hertz-Eichenrode HannoveerGoetz Hertz-Eichenrode, Vorstand der Hannover Finanz, wiegt erst einmal ab: „Man muss schon genauer definieren, was der deutsche Mittelstand eigentlich ist. Für die ‚Megafonds‘ sind Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mindestens 1 Mrd. EUR von Interesse. Da können deutsche Mittelständler nicht mithalten.“ Hertz-Eichenrode sieht diese eher bei einem jährlichen Umsatz von 20-500 Mio. EUR verortet. „Doch darauf zielen die Megafonds nicht ab“, so der Hannover Finanz-Vorstand. Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel: So verweist Hertz-Eichenrode auf das Engagement von KKR bei der Eppelheimer Wild-Gruppe. Laut Medienberichten könnte der derzeit angestrebte Verkauf oder Börsengang bis zu 1,7 Mrd. EUR in die Kassen der Investoren spülen.

Weltmarktführer sind attraktiv

E3 Dr. Armin SchulerFakt ist: Der deutsche Mittelstand bleibt auch aus Sicht internationaler Investoren attraktiv. Viele Unternehmen sind in ihrem Markt weltweit führend, oft als so genannte Hidden Champions. Und sollte sich die globale Konjunktur weiter erholen, würden gerade diese Unternehmen ein zusätzliches Wachstumspotenzial aufweisen. Deutsches Know-how wird weiterhin geschätzt. „Da der deutsche Mittelstand in einer Vielzahl von Segmenten und Branchen Weltmarkt-relevante Nischenführer vorweisen kann, würde aus Investorensicht eine Beschränkung auf bestimmte Industriebranchen dessen Bedeutung nicht gerecht werden“, unterstreicht Dr. Armin Schuler, Geschäftsführer der BWK Unternehmensbeteiligungsgesellschaft. Interessante Investitionsansätze sieht der Stuttgarter Beteiligungsmanager vor allem in der Nachfolgefrage vieler inhabergeführter Firmen. Berührungsängste gehörten vielerorts der Vergangenheit an. „Mit der neuen Generation von Unternehmenslenkern und zahlreichen positiven Fallbeispielen aus dem Finanzierungsumfeld von Kapitalbeteiligungsgesellschaften hat die Bereitschaft, sich mit der Finanzierungsalternative Beteiligungskapital zu beschäftigen, spürbar zugenommen“, so Schuler.

Wieviel verstehen die Großen vom Mittelstand?

Längst gibt es ja auch eine Reihe von etablierten Spielern am heimischen Markt, die sich auf die Bedürfnisse von mittelständischen Unternehmern und den Persönlichkeiten dahinter eingestellt haben. Auch einige Track Records aus der Vergangenheit, so Hertz-Eichenrode, sprechen für sich. „Am Ende ist vor allem die Seriosität des Geldgebers entscheidend“, urteilt der Hannover Finanz-Manager. Seine Gesellschaft arbeitet im Rahmen ihrer Investitionen auch mit etablierten Family Offices mittelständischer Unternehmerfamilien zusammen. Natürlich hätten auch Megafonds ihre Existenzberechtigung. „Aber eigentlich sind solche Fonds gar keine klassischen Private Equity-Fonds mehr“, findet Hertz-Eichenrode. „Sie erinnern mehr an Hedge-Fonds mit vielen verschiedenen Asset-Klassen.“ Überhaupt stelle sich die Frage, ob die Megafonds aus dem anglo-amerikanischen Kulturkreis à la KKR, CVC, Carlyle und Co. die besonderen Bedürfnisse und Eigenheiten des deutschen Mittelstands verstehen. „Die Anlageziele sind ganz andere“, sagt Hertz-Eichenrode und kommt zum Schluss: „Der deutsche Mittelstand braucht solche Megafonds nicht.“ Im Endeffekt, so der Hannover Finanz-Vorstand, handele es sich bei den Verantwortlichen doch um Investmentbanker aus den USA oder Großbritannien, ohne wirkliche Industrieexpertise und Kenntnisse des deutschen Mittelstands.