Der Wandel des chinesischen IPO-Regimes

Neue IPO-Welle ab Mai?

Mitte April jedoch veröffentlichte die CSRC eine Liste von 28 Unternehmen, die die Planungen für ihren IPO abgeschlossen und offengelegt haben. Entsprechend erwartet Capital Securities-Analystin Amy Lin, dass ab Mai wieder neue Börseneinführungen stattfinden werden. Die Liste der Unternehmen gibt zudem weitere Hinweise darauf, welche Richtung der Markt unter den neuen IPO-Regeln nehmen dürfte. Die Mehrzahl der aufgeführten Unternehmen strebt nämlich einen Börsengang in Shanghai an – dort sind zumeist so genannte State Owned Enterprises (SOE), also Staatsunternehmen, gelistet. Genau diese dürften von den neuen, höheren Standards besonders profitieren, da sie sich streng an die Steuer- und Buchhaltungsgesetze halten, was man von chinesischen Unternehmen in Privatbesitz nicht allzu oft behaupten kann. Zudem sind sie oft attraktiv bewertet, da sich die staatliche Assets Supervision and Administration Commission (SASAC) bei der Preisfindung an den Nettovermögenswerten des betreffenden Unternehmens orientiert. Einer Studie von China First Capital zufolge sind SOE direkt oder indirekt für knapp 60% des chinesischen BIP verantwortlich – zeitgleich aber flossen in der Vergangenhit die Gelder, insbesondere institutioneller Private Equity-Investoren, nahezu ausschließlich in Unternehmen in Privatbesitz. Die Hauptgründe hierfür dürften in der Trägheit der SOEs liegen – Änderungen des Unternehmenskurses sind extrem schwer durchzusetzen – sowie in der Tatsache, dass es oft mehr als nur einen beherrschenden Gesellschafter gibt.

Weitere Öffnung für das Ausland

chinaIPOBörsengänge großer, bekannter und vor allem erfolgreicher chinesischer Unternehmen im Ausland werden die zweite große Veränderung neben der Orientierung hin zu SOEs werden, die das neue IPO-Regime mit sich bringt. Einen ersten Geschmack in diese Richtung geben die Pläne der Onlinemarktplätze Alibaba und JD.com sowie dem Microblogdienst Sina Weibo. Alle drei Unternehmen planen noch in diesem Jahr den Börsengang in New York. Aber auch ausländischen Investoren wird sich China künftig weiter vorsichtig öffnen. So kündigte die Börsenaufsicht an, dass in sechs Monaten ein Pilotprojekt starten wird, welches es ausgesuchten Unternehmen erlaubt, sowohl in Shanghai als auch in Hongkong gelistet und gehandelt zu werden. Sowohl Hongkong als auch Schanghai sollen so als Finanzzentren Asiens weiter gestärkt werden. Vor allem aber lockert Peking auf diese Weise seine strikten Kapitalverkehrskontrollen mit dem Ziel, den Renminbi Yuan für internationale Investoren zunehmend attraktiv werden zu lassen. Für Peter Fuhrman, Vorstandsvorsitzender von China First Capital, ist diese Ankündigung im Zusammenhang mit den neuen IPO-Regularien das eigentlich bemerkenswerte: „China unternimmt die richtigen Schritte und trifft den richtigen Ton. Insbesondere die Ankündigung, dass chinesische Aktien künftig auch in Hongkong handelbar sein werden, zeigt: Der einheimische Aktienmarkt Chinas, lange Zeit mit einer Peter-Pan-Attitüde gesegnet, wird unumkehrbar erwachsen.“