Neun Fragen an Sebastian Gaede, smartpatient

Sebastian Gaede, smartpatient

Wenn die Aussicht auf das eigene Unternehmen spannender ist als die Karriere in Wissenschaft oder Konzern, bricht der Unternehmergeist durch. Welche Idee sie verfolgen, ob es Vorbilder gibt und aus welchen Erfahrungen sie besonders viel gelernt haben, berichten Entrepreneure im Gründerinterview – dieses Mal Sebastian Gaede von smartpatient (www.smartpatient.eu).

VC Magazin: Wie kam es zu der Idee für Dein Start-up?

Gaede: Die ist entstand während der langjährigen Arbeit als Strategieberater. Meine beiden Mitgründer und ich waren bei unseren Einsätzen im Gesundheitswesen erschüttert, welche immensen betriebs- und volkswirtschaftliche Kosten durch mangelnde Therapietreue entstehen: Rund die Hälfte aller verschriebenen Medikamente werden nicht oder nicht richtig eingenommen – mit fatalen Folgen für Patienten und Gesundheitssystem. Uns war schnell klar: Wer diese Nuss knackt, schafft echten Wert für Unternehmen und Gesellschaft. Im Sommer 2012 entschieden wir uns dann dazu, diese Grundidee in ein konkretes Gründungsvorhaben zu übersetzen. Das Ergebnis ist unsere App MyTherapy. Mit ihr steigern wir die Therapietreue unserer Nutzer deutlich. Das Ergebnis: mehr Gesundheit, weniger Kosten und höheren Medikamentenabsätze.

VC Magazin: Wie hast Du die erste Finanzierung Deiner Gründungsidee gestemmt und wie verlief die weitere Suche nach Kapital(-gebern)?

Gaede: Wir finanzieren uns bis heute aus eigenen Mitteln. Der Grund hierfür ist, dass wir eine Art von Investor suchen, die in Deutschland selten ist: Im Gegensatz zu den USA ist der hiesige Markt für Digital Health kaum entwickelt und das Bild der deutschen Investoren eher geprägt von einem trägen, komplizierten und nicht zuletzt überregulierten Gesundheitswesen. Bei unserem Thema ist Smart Money von Vorteil, d.h. Investoren, die zu einer echten Innovation mehr als Geld beitragen können und wollen. Wir bieten eben nicht die x-te Abo-Commerce Plattform, sondern arbeiten daran, diejenigen Kapitalgeber zu finden, die an den neuen Megatrend Gesundheit glauben – so wie wir das tun.

VC Magazin: Was sprach gegen die Karriere als Angestellter und wie hat sich das Gründerteam zusammengefunden?

Gaede: Nichts sprach gegen die Karriere als Angestellter. Die Strategieberatung hat uns dreien immer großen Spaß gemacht, bot hervorragende Perspektiven und war gut bezahlt. Doch wir haben zwei große Chancen erkannt: Eine innovative Idee mit unglaublichem Potenzial und ein Team – das heutige Gründerteam – das sich im gemeinsamen Arbeitsalltag über viele Jahre beruflich bewährt und persönlich (ein-) schätzen gelernt hat.

VC Magazin: Wenn Du auf Deine bisherigen unternehmerischen Erfahrungen zurückblickst: Welche Entscheidungen würdest Du erneut treffen?

Gaede: Mit meinem damaligen Wissen: Alle. Mit meinem heutigen Wissen: Vermutlich immer noch die meisten! Ganz bestimmt aber würde ich erneut nicht alleine gründen, sondern mit einem erprobten Team. Im manchmal Achterbahn-ähnlichen Gründeralltag will man sich nicht um die Stabilität des Teams sorgen. Und es beruhigt ungemein, dass einem niemand besseres für eine Aufgabe einfällt, als der Gründer-Kollege.