Neun Fragen an Sebastian Gaede, smartpatient

VC Magazin: Verbrannte Finger gelten als gute Lehrmeister. Aus welchen schmerzhaften Erfahrungen konntest Du besonders viel lernen?

Gaede: Bei der Entscheidung über die Kicker-Anschaffung hätten wir auch die laufenden Kosten in Form von Zeiteinsatz berücksichtigen sollen. Im Ernst: Gerade am Anfang hätten wir uns noch stärker fokussieren können. Auch wenn wir die Bedürfnisse der Nutzer mit MyTherapy sehr gut getroffen haben: Wir haben von Anfang an daran geglaubt, dass Patienten ihre gesamte Therapie an einem Platz verwalten möchten. Das hat sich zwar bewahrheitet, aber die längere Entwicklungszeit für unsere erste Version hat es uns unnötig schwer gemacht, Partner von der Nachfrage für digitale Therapieunterstützung zu überzeugen. Heute würden wir die Funktionen trennen, um mit kleineren Produkten schneller Traktion zeigen zu können.

VC Magazin: Was sind aus Deiner Sicht bei den Rahmenbedingungen in Deutschland der größte Pluspunkt und das größte Manko für junge Unternehmen?

Gaede: Einer der größten Pluspunkte ist mit Sicherheit die aktuelle, positive Dynamik: Unternehmerisches Engagement genießt vom Industrie-Partner bis zum Bewerber ein sehr großes Ansehen und schafft so Anknüpfungspunkte. Verbesserungspotenzial gibt es natürlich immer – Neuerungen wie der Mindestlohn für Praktikanten sind z.B. aus unserer Sicht kontraproduktiv.

VC Magazin: Mobile Healthcare ist für viele Brancheninsider das next big thing, auf Seiten des Endverbrauchers scheint es jedoch noch gewisse Vorbehalte zu geben. In welchem Zeitrahmen erwartest Du, dass das Thema in der Breite der Bevölkerung ankommt?

Gaede: Wir sehen, dass die Gruppe der chronisch Kranken gerade im großen Stil auf das Smartphone umsteigt. Diese Menschen suchen nach Lösungen, die ihnen helfen Gesundheit mithilfe des Smartphones zu organisieren. Über diese Nutzergruppe werden konsumentenfreundliche Gesundheits-Apps den Bereich Mobile Health in den nächsten ein bis zwei Jahren den Weg in die Masse ebnen. Unter anderem werden auch Apples HealthKit und GoogleFit hier noch für zusätzlichen Schub sorgen.

VC Magazin: Welche drei bis fünf Apps für Smartphones sind die wichtigsten Helferlein in Deinem Alltag?

Gaede: Apple Mail fürs Geschäft, Whatsapp für Fotos meiner Kinder, Reeder für die effektive Verarbeitung der Informationsflut und natürlich MyTherapy für das Gesundheitsmanagement.

VC Magazin: Wie sehen die mittelfristigen Planungen für Dein Start-up und Deine unternehmerische Zukunft aus?

Gaede: Wir beginnen aktuell, MyTherapy mit indikationsspezifischer Funktionalität für spezielle Patientengruppen noch wertvoller zu machen. Gemeinsam mit unseren Partnern werden wir MyTherapy im nächsten Schritt auch international als das führende Adhärenzprogramm für chronisch Kranke etablieren.

Sebastian Gaede ist CEO von smartpatient. Er verantwortet Vertrieb, strategische Kooperationen und Finanzen. Vor der Gründung von smartpatient war Gaede Associate Partner bei OC&C Strategy Consultants.