Diskussionsrunde: Kreative Zerstörung braucht bessere Kommunikation

Dirk Enters
Richard Edelman (Mitte) diskutierte mit den Panelteilnehmern die Lehren, die man aus den Ergebnissen des Trust-Barometers ziehen sollte.

Edelman untersuchte in seinem jährlichen Trust-Barometer erstmals auch das Vertrauen in Innovationen. Vor allem in Deutschland ist Angst vor der allzu rasanten Geschwindigkeit besonders ausgeprägt: 57% der Befragten antworteten, die Geschwindigkeit, mit der neue Geschäftsideen entwickelt und sich Produktwelten verändern, sei zu hoch. Nur 21% bewerten Innovationszyklen als zu langsam. Über diese Ergebnisse sowie über Chancen und Risiken hiesiger Start-ups diskutierten im Springer Plug and Play Businessclub in Berlin im Rahmen der Veranstaltung „Kreative Zerstörung – Warum Start-ups inzwischen auch für deutsche Konzerne spannend sind“ Richard Edelman, Geschäftsführer der PR-Agentur Edelman, Christian Leybold,von e.ventures, Maxim Nohroudi von Allryder, Max Renneberg von Deltamethod und Jörg Rheinboldt als Gastgeber und Geschäftsführer des Axel Springer Plug and Play Accelerator.

Zögerliche Investitionen, bessere Qualität der Start-ups

Alle Teilnehmer des Plenums sind entweder selbst Gründer, betreuen Gründer oder agieren gar als Investoren. Mit diesem Insiderwissen wussten sie allesamt um die Schwierigkeiten hiesiger Gründer, gegen die Skepsis der Deutschen zu arbeiten. Diese gilt sogar bei deutschen Wagniskapitalgebern. Im Vergleich zu den amerikanischen Investoren sei es hierzulande deutlich schwieriger, Kapital zu erhalten. Dafür aber sei die Qualität der in Deutschland investierten Start-ups deutlich höher. Prägend für die Stimmung sei auch die Angst vor disruptiven Modellen. Bestes Beispiel hierfür: die Diskussion um den amerikanischen Online-Vermittlungsdienst Uber, der Mietwagen mit Chauffeur sowie private Fahrer zur Personenbeförderung vermittelt. Kaum ein anderes Unternehmensmodell werde in Deutschland so heiß in Politik und Medien diskutiert. Mitunter unverständlich, da es das Wesen von Start-ups sei, neue Geschäftsmodelle und Produkte zu finden. Und das in mitunter tatsächlich atemberaubender Geschwindigkeit. Ihr Vorteil: schlanke Prozesse und flache Hierarchien. Die Angst der Bevölkerung müsse aber ernst genommen werden. Denn viele Bedenken seien reell: die Sorge vor einem möglichen Arbeitsplatzverlust, die Ungleichverteilung der Besitzverhältnisse und die ständige Überwachung anhand der individuellen Daten.

Vorteile des Wandels betonen

Was also müsste künftig getan werden, um die Sorgen zu zerstreuen? Alle Teilnehmer des Plenums waren sich einig, dass stärker als in den Jahren zuvor darüber gesprochen werden müsste, welchen Sinn und Nutzen technischer Fortschritt und Innovationen für die Gesellschaft haben werden. Als Beispiel wurde hierfür die Erfindung des Autos mit dem Fazit herangezogen, dass es Veränderung schon immer gegeben habe. Der Schlüssel zu nachhaltigem wirtschaftlichen Erfolg hieße – neben notwendigen Innovationen – Vertrauen! Damit verbunden war der Appell an alle Gründer, transparent zu agieren und Lösungen anzubieten, die allen nutzen. Man müsse der Gesellschaft zeigen, wo ihre Vorteile lägen. Denn: Besonders für Berufsanfänger sind Start-ups deshalb ein spannendes Arbeitsumfeld, das viele den starren Strukturen in alteingesessenen Unternehmen inzwischen vorziehen – auch in Deutschland.

Klassische Industrie profitiert von Start-ups zu

Die Industrie habe längst aufgehört, Start-ups zu belächeln. Vielmehr suche sie den Austausch und versuche mit der Gründung von Inkubatoren von der Entwicklung zu profitieren. Entscheidend sei, wie sehr eine Gesellschaft in den Prozess miteinbezogen würde. Wer den Spagat zwischen wirtschaftlichem Erfolg und dem Gemeinwohl hinbekomme, habe auch in Zukunft die besten Chancen, den technischen Fortschritt voranzubringen.