Corona-Hilfe für Start-ups, die ankommt

Gastbeitrag von Michael Stölting, Mitglied des Vorstands der NRW.Bank

Philipp Mayer (links) und Lukas Pünder helfen mit ihrem Blockchain-Start-up retraced Modemarken, ihre Lieferketten zu überwachen und machen sie per QR-Code auf dem Smartphone für Verbraucher transparent. Das Förderprogramm NRW.Start-up akut war ein stabilisierender Faktor auch für die Investoren.
Philipp Mayer (links) und Lukas Pünder helfen mit ihrem Blockchain-Start-up retraced Modemarken, ihre Lieferketten zu überwachen und machen sie per QR-Code auf dem Smartphone für Verbraucher transparent. Das Förderprogramm NRW.Start-up akut war ein stabilisierender Faktor auch für die Investoren.

Bildnachweis: © Foto: Udo Geisler / NRW.Bank, © NRW.Bank.

Für Start-ups ist die Corona-Krise eine Herausforderung: Mit dem Ausbleiben der Kunden bricht die Liquidität weg, Kontaktbeschränkungen machen das Gewinnen von Kunden schwer. Um zu verhindern, dass innovativen Start-ups jetzt die Luft ausgeht, hat die NRW.Bank im Frühjahr 2020 gemeinsam mit dem Land Nordrhein-Westfalen das Programm „NRW.Start-up akut“ aufgelegt.

Eine Corona-Hilfe für Start-ups die wirkt – ohne zwingenden Co-Investor. Bis Ende 2020 unterstützte die NRW.BANK über das neue Programm bereits 112 Jungunternehmen mit einem Fördervolumen von knapp 21 Mio. EUR. Wegen des großen Zulaufs und Bedarfs hat die Förderbank NRW.Start-up akut bis Ende Juni 2021 verlängert.

Über NRW.Start-up akut können innovative, wachstumsorientierte Unternehmen aus NRW in ihrer Seed- oder Start-up-Phase bis zu 200.000 EUR in Form eines nachrangigen unbesicherten Wandeldarlehens erhalten, wenn sie nicht älter als 36 Monate sind. Dabei ergänzt das Förderprogramm das Eigenkapital. Das Darlehen muss über eine Laufzeit von sechs Jahren nicht getilgt werden, kann gleichzeitig aber jederzeit kostenlos auch teilweise zurückgezahlt werden. In der akuten Krise wird die Liquidität der Unternehmen so nicht durch Zins- und Tilgungszahlungen belastet. Denn das Darlehen ist mit Ablauf der Laufzeit endfällig, kann aber auch bei zukünftigen Finanzierungsrunden durch die NRW.Bank in Gesellschaftsanteile gewandelt werden.

Auch das Düsseldorfer Start-up retraced erhielt im vergangenen Sommer 100.000 EUR aus diesem Förderprogramm. Vor der Corona-Pandemie wähnten sich die drei Gründer finanziell auf der sicheren Seite. In einer ersten Finanzierungsrunde hatten sie unter anderem von fünf Business Angels fast eine Viertelmillion Euro Kapital eingesammelt. Ihre Geschäftsidee: Modemarken mit einer Software-Plattform dabei zu unterstützen, Übersicht über die Lieferketten zu bekommen und die Nachhaltigkeit ihrer Textilien nachzuweisen. Supply-Chain-Transparenz ist nicht zuletzt aus Compliancegründen im Zusammenhang mit den viel diskutierten Lieferkettengesetz für die Branche wichtig.

Vom Baumwollproduzenten über Spinnerei und Weberei bis Näherei – jeder Produzent muss im Durchschnitt mehr als zehn Dokumente auf die Plattform hochladen. Etliche davon lehnt die Plattform automatisiert ab, wenn beispielsweise die Geltungsdauer eines Zertifikats abgelaufen ist. Dafür erhielt retraced beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2020 den Sonderpreis Digitalisierung in der Kategorie Start-ups.

Doch mit dem Lockdown hatten Modemarken andere Sorgen, als über die Transparenz ihrer Lieferketten nachzudenken. Akquisegespräche kamen nicht zustande, das Onboarding neuer Kunden gestalte sich zäher als geplant. Dank NRW.Start-up akut konnte retraced diese Flaute durchstehen. Inzwischen nutzen mehr als 40 Brands die Plattform. Im Januar 2021 erhielten die Gründer eine Wachstumsfinanzierung von einer Million Euro. Bis Ende dieses Jahres soll ihr Team von derzeit 14 auf mindestens 25 Mitarbeiter wachsen.

NRW.Start-up akut ist nur ein Beispiel für das Engagement der NRW.Bank zur Stärkung der Start-up-Szene in Nordrhein-Westfalen in der Krise. Auch ihre bestehenden Eigenkapital-Programme NRW.SeedCap für Frühphasenfinanzierungen und das Beteiligungsprogramm NRW.Bank.Venture Fonds passte die Förderbank für Nordrhein-Westfalen an die Situation in der Corona-Pandemie an. Das erklärte Ziel ist, zu verhindern, dass Innovationen Made in NRW durch die akute Krise ausgebremst werden. Denn innovative Gründer schaffen zukunftsfähige Arbeitsplätze und sind essenziell für die dauerhafte Attraktivität des Standorts Deutschland.

Zum Autor:

Michael Stölting, Mitglied des Vorstandes der NRW.Bank
Michael Stölting, Mitglied des Vorstandes der NRW.Bank

Michael Stölting ist Mitglied des Vorstandes der NRW.Bank und verantwortet die Bereiche Förderberatung & Kundenbetreuung, Kapitalmärkte, Eigenkapitalfinanzierungen sowie Spezialfinanzierungen.