Cannabis-Markt im Aufbruch – Investoren entdecken Cannabinoide, die nicht aus Hanf extrahiert sind

Medizinische Entwicklung im Bereich Schmerz und Schlafstörung. Bild: Unsplash, @tbelabuseridze
Medizinische Entwicklung im Bereich Schmerz und Schlafstörung. Bild: Unsplash, @tbelabuseridze

Bildnachweis: @tbelabuseridze.

Als Lars Müller 2015 sein Startup Solidmind gründete, hatte er die Vision, in den Bereichen Gesundheit und Ernährung etwas zu bewegen. Dass er kurze Zeit später CEO eines Unternehmens mit dem Schwerpunktthema Cannabis bzw. CBD sein würde, war damals noch nicht absehbar. Heute führt er erfolgreich SynBiotic SE, ein Plattformunternehmen, an dessen Spitze er im Jahr 2020 kam.

Cannabis –Liberalisiert die Politik die Gesetzgebung?

Lange Zeit galt Cannabis wegen dem in ihm enthaltenen THC schlicht als illegale Droge, denn das THC ruft Rauschzustände hervor. Inzwischen, auch aufgrund neuer medizinischer Erkenntnisse, hat sich die Einstellung gegenüber dem früher verpönten Cannabis verändert. So haben beispielsweise Staaten wie Kanada, die USA und andere Länder den Gebrauch von Cannabis in Teilen legalisiert. In Deutschland ist medizinisches Cannabis seit 2017 anerkannt.

Zudem hat die UNO das in der Drogenkonvention von 1961 in Klasse 4 aufgelistete Cannabis auf Empfehlung der WHO gestrichen. Damit gilt Cannabis nicht mehr als Droge ohne sonstigen Nutzen. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat zudem 2020 geurteilt, dass CBD kein Betäubungsmittel ist und damit im Euro-Raum verkauft werden darf. Weil CBD-Produkte häufig oral eingenommen werden, gelten sie in Teilen als „Novel Food“. Das macht die Rechtslage bisweilen aber nicht unbedingt klarer. Bis dahin scheint noch ein weiter Weg zu gehen.

Deutschland hinkt in Sachen Cannabis hinterher

In Deutschland herrscht bei diesem Thema noch immer Unsicherheit. Das zeigen aktuelle Geschehnisse. So gab es eine Razzia beim Einzelhändler Lidl, deren Auslöser der Verkauf Cannabis-haltiger Produkte war. In einem anderen Fall kam es zur Sperrung eines Händlerkontos durch PayPal, der ebenfalls mit CBD-Produkten handelt und damit gegen die PayPal-Richtlinien verstößt, allerdings gegen die in den USA geltenden Regeln.

Hier zeigt sich, dass der Markt die deutsche Gesetzgebung zu überholen scheint. Dass hier nachjustiert werden muss, scheint klar. Ob und wann dem so sein wird, wird sich bald auch an den Finanzmärkten zeigen, nämlich in Kursveränderungen von Cannabis-Unternehmen. Dies sollten Investoren mit starkem Interesse an diesem nach Lars Müllers Meinung kaum zu beziffernden, aber auf jeden milliardenschweren Markt im Auge behalten.

„Beyond Cannabis“ als langfristige Strategie

Wenn es um Produkte aus Hanf geht, muss mit Blick auf die aktuellen Vorkommnisse bei Lidl und PayPal kurz- bis mittelfristig mit einer unsicheren Zukunft gerechnet werden. Auch aus diesem Grund setzt Müller als CEO auf die Entwicklung CBD-haltiger Produkte, bei denen Cannabinoide zum Einsatz kommen, nicht aus Hanf gewonnen werden, sondern aus Pflanzen, bei denen man bisher gar nicht beachtet hat, dass sie Cannabinoide enthalten.

Es ist zu vermuten, dass in den Bereichen Medizin, Pharmakologie, Nahrungsergänzung sowie Wellness & Lifestyle solche Produkte auf natürlicher Basis schon bald selbstverständlich sein werden. Denn sie enthalten zwar Cannabinoide, etwa das in vielen Ölen und sonstigen Produkten zu findende CBD. Dieses wird aber nicht aus Hanf, sondern beispielsweise aus Hopfen oder Kakao gewonnen. Diese Produkte haben das Potenzial, zu Game Changern zu avancieren und den Markt neu zu sortieren. Eine solche Entwicklung  könnte das Interesse von Investoren wecken, die im Bereich Cannabis aktiv werden möchten.

CEO Müller möchten hier europaweit zukünftig eine wichtige, wenn nicht die wichtigste Rolle spielen. Als Konsequenz hat das inzwischen börsengelisteten Unternehmen überzeugte Ankerinvestoren wie Christian Angermayer an Bord geholt. Ziel ist die Diversifizierung durch Zukäufe innovativer Unternehmen.

Erst kürzlich übernahm Müller NeutoTheryX, bei dem hauptsächlich die Zusammenhänge und Wirksamkeiten von Cannabinoiden erforscht wird und das zudem die Eigenschaften der Terpene studiert. Mit dem Zukauf der Kölner GECA Pharma GmbH und den notwendigen Lizenzen soll das Unternehmen künftig den pharmazeutischen Arm der SynBiotic SE bilden. Auch in Zukunft soll das Unternehmen durch weitere Zukäufe oder Beteiligungen wachsen. Ziel ist eine noch breitere Aufstellung des Unternehmens, mit der die gesamte Wertschöpfungskette abgedeckt wird.

Gesundheitsförderung bleibt ein Fokus

Wer jetzt denkt, dass der früher so an Gesundheitsthemen interessierte CEO seine ursprünglichen Ziele aus dem Blick verloren hat, der irrt sich. Denn Müller möchte noch immer mithilfe seines Unternehmens den mehr als 300 Millionen Menschen helfen, die unter Schmerzen, Schlafstörungen oder Angstzuständen leiden.

Wer selbst unter den genannten Beschwerden leidet, der weiß, dass man alles versucht, um sie zu lindern. Helfen vom Mediziner verordnete Arzneimittel nicht, wendet man sich Präparaten zu, die frei erhältlich und nebenwirkungsarm sind. Für ein Mittel, dass zur Reduzierung der Beschwerden beiträgt, zahlen Betroffene auch gerne mehr Geld. Nicht zuletzt deshalb hat der CBD-Markt soviel Potenzial und erfreut sich unter Investoren aufgrund der zu erwartenden Renditen steigender Beliebtheit.

Durch die Forschung und Entwicklung schmerzlindernder, schlaffördernder und beruhigender Produkte auf CBD-Basis ohne Hanf möchte SynBiotic SE sein Ziel erreichen, zum europaweit führenden Cannabis-Unternehmen zu werden. Lars Müller sieht den hanfunabhängigen CBD-Markt als Chance und Herausforderung gleichermaßen.

Konkurrenz belebt das CBD-Geschäft

Seit einiger Zeit werden in den Online-Shops dieser Welt immer neue Produkte mit CBD aus verschiedenen Pflanzen angeboten. Selbst ein ehemaliger Football-Profi aus den USA hat guten Geschäftssinn bewiesen und ein CBD-haltiges Öl aus Orangenschalen entwickelt. Auch SynBiotic SE hat einen Rohstoff kreiert, dessen Basis nicht Hanf ist, der aber das Cannabinoid CBD enthält und damit für neuartige CBD-Produkte genutzt werden kann. Andere deutsche und europäische Cannabis-Unternehmen schlafen natürlich nicht und werden wohl ebenfalls ihre Budgets für Forschung und Entwicklung in diesem Bereich einsetzen und unter Hochdruck an entsprechenden CBD-Produkten arbeiten.

Da der Gesetzgeber bisher nur Produkte mit Cannabis bzw. Cannabinoiden aus Hanf streng reguliert, könnten Unternehmen mit CBD-Produkten aus Nicht-Hanf auf dem deutschen Markt für neue Impulse sorgen und ihn so aus seiner „Cannabis-Starre“ holen. Egal, wie die Entwicklung hier weitergeht, SynBiotic SE und ihr CEO werden ein gehöriges Wort mitreden. Immerhin gilt es, die aus Kanada stammenden Marktführer einzuholen und deutlich zu machen, wichtige Impulse zu setzen und innovative CBD- und andere Cannabinoid-Produkte zu entwickeln.