„ESG-Reporting wird immer wichtiger“

Interview mit Theresa Bardubitzki, KfW Capital

Theresa Bardubitzki, KfW Capital
Theresa Bardubitzki, KfW Capital

Bildnachweis: © KfW Capital.

Nachhaltigkeit spielt in allen Bereichen eine große Rolle, doch die Kommunikation zu ESG birgt noch Potenzial. 

VC Magazin: Noch immer ist die Kommunikation zu „ESG“ im Venture Capital-Ökosystem verbesserungsfähig. Woran liegt das Ihrer Meinung nach? 
Bardubitzki: Wir sehen hauptsächlich zwei Gründe: Zum einen kursiert gelegentlich noch der Irrglaube, dass unter anderem Tech- oder Software as a Service (SaaS)-Geschäftsmodelle nur geringe Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft haben. Die Folge ist, dass ESG als weniger relevant erscheint und entsprechend seltener adressiert wird. Zum anderen sind es aber oft auch das noch geringe Know-how und die noch teilweise fehlenden personellen Kapazitäten in den Fonds selbst. 

VC Magazin: Sehen Sie Ansätze der Verbesserung? 
Bardubitzki: Ja, auf jeden Fall. Die Wagnisfonds sind sehr interessiert an ESG, tauschen sich aus, vernetzen sich. Sie gehen zunehmend auch mit ihren Portfoliounternehmen ins Gespräch. Dies liegt auch an der Tatsache, dass ESG-Reporting immer wichtiger wird und die Themen entsprechend adressiert werden müssen. 

VC Magazin: Im Rahmen der Due Diligence von KfW Capital müssen die Venture Capital-Fonds einen Fragebogen ausfüllen, der ja Bestandteil Ihrer mit BCG entwickelten Toolbox ist.
Bardubitzki: Unser Fragebogen besteht aus verschiedenen Teilen. Er fragt ab, ob der Fonds vorhat, in eine der auf unserer Ausschlussliste befindlichen Bereiche zu investieren. Dazu gehören etwa Waffen oder Pornografie. Im zweiten Schritt wird erfragt, wie sich der Fonds im Rahmen von Offenlegungsverordnung und Taxonomie einordnet. Der wesentliche Fokus liegt aber auf der Bewertung der ESG-Managementfähigkeiten des Fondsmanagers/der Fondsmanagerin. Mittels rund 40 Fragen wird evaluiert, inwieweit ESG und Nachhaltigkeit bereits in die Strategie, die Investmentprozesse und die interne Organisation einfließen. Darüber hinaus können wir mit der ESG-Heatmap eingrenzen, welche ESG-Risiken für den jeweiligen Fonds in Abhängigkeit seines Investitionsschwerpunkts am relevantesten sind. 

VC Magazin: Wie reagieren die Wagnisfonds auf diesen Mehraufwand? Den gab es schließlich nicht, als ESG noch keine Rolle im Venture Capital-Markt spielte.
Bardubitzki: Für einen Teil dieser Fonds gehört ESG bereits längst zu einer professionellen Due Diligence. Viele schätzen insbesondere die offene Kommunikation der Ergebnisse aus dem Fragebogen sowie die vergleichende Einordnung in den Markt. Wir haben schon häufig gespiegelt bekommen, dass die intensive Beschäftigung mit dem Thema zu neuen Ideen für die Weiterentwicklung der ESG-Strategie geführt hat. Das freut uns natürlich. 

VC Magazin: Im an die Due Diligence anschließenden Investment Committee sitzen Sie als Nachhaltigkeitsmanagerin von KfW Capital – wie wird bei KfW Capital zu ESG kommuniziert? 
Bardubitzki: Alles rund um das Thema wird frühzeitig und offen kommuniziert. Oberstes Ziel ist es, gute Lösungen zu finden. Dafür wird bei Bedarf auch schon mal ein gemeinsamer ESG-Workshop mit den Fonds durchgeführt, um diese zu entwickeln.

VC Magazin: Sie sprachen bereits die häufig fehlenden ESG-Experten in den Fonds an. Wer ist denn aufseiten der Fonds mit dem Thema ESG beauftragt?
Bardubitzki: Erfreulicherweise „treffen“ wir gerade in den letzten Monaten zunehmend auf „ESG-Officer“. Dies ist natürlich auch auf die neuen regulatorischen Anforderungen zurückzuführen. Wenn es diese Positionen noch nicht gibt, sprechen wir oft mit den Legal Counsel oder dem CFO. Optimal ist es übrigens, wenn der ESG-Officer nah am Investmentmanagement angesiedelt ist, um hier gleich eine gute Verzahnung zu erwirken. 

VC Magazin: Ein Blick in die Glaskugel: Wo steht das Venture Capital-Ökosystem hinsichtlich ESG in fünf Jahren? Wo sehen Sie den Schwerpunkt – auf dem E, dem S oder dem G?
Bardubitzki: In fünf Jahren wird ESG einen festen Platz in diesem Ökosystem haben. Angesichts der Dringlichkeit des Themas werden Umweltfaktoren auch künftig die wichtigste Rolle spielen. Darüber hinaus wird aber der Mensch mit all seinen Belangen relevanter. Dazu zählen nicht nur Themen wie Arbeitssicherheit oder Bezahlung, sondern auch Diversität und Inklusion sowie mentale und körperliche Gesundheit.

VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch. 

Über die Interviewpartnerin:
Theresa Bardubitzki ist Nachhaltigkeitsmanagerin und Mitglied des Investment Committee von KfW Capital. Sie verantwortet unter anderem die ESG Due Diligence.