„Nicht selten hohe Renditen und große Umsätze“

Interview mit Kersten Jodexnis, La Roca Capital

Kersten Jodexnis, La Roca

Nischen bieten die Chance auf einen schnellen Weg zum Hidden Champion. Warum es sich lohnt, einen Blick auf kleine Branchen zu werfen und welche besonders lohnend sind, erklärt La Roca Capital-Geschäftsführer Kersten Jodexnis.

VC Magazin: Mit Ihrem Family Office investieren Sie in Insurtech-Start-ups in der Frühphase mit Fokus auf Nischenthemen. Welche Nischen sprechen Sie an?
Jodexnis: Alle. Nein, das wäre zu viel, aber man kann sagen, dass unsere Investments auf den ersten Blick schon recht divers sind: Wir halten Anteile an vielen Start-ups aus der Versicherungswirtschaft, wie ClickVers.de, Onlineversicherung.de, simplesurance, die Maklerplattform Virado oder Insurninja, einer Absicherungsplattform für Gamer und E-Sportler. Als Business Angel investieren wir zudem in HorseAnalytics, eine App für Pferdehalter, und in JimDrive, einen alternativen Automobilclub. Auch die Ginmanufaktur „Niemand Gin“ aus Hannover ist dabei. Jede Investition bedeutet bei uns persönliches Engagement, daher wollen wir für das Produkt brennen.

VC Magazin: Warum haben Sie sich für Nischen entschieden und gegen die Mainstreamtrends?
Jodexnis: Es war weniger eine bewusste Entscheidung als vielmehr die Tatsache, dass wir im Laufe unserer Tätigkeiten immer wieder Lücken gesehen haben, in denen wir mit Nischenprodukten verschiedene spitze Zielgruppen schnell und monetär sehr erfolgreich erreichen konnten. Denn auch wenn es erst einmal ein kleinerer Markt ist, darf man nicht vergessen, dass damit auch geringere Kosten für das Marketing oder den Vertrieb einhergehen. Es zählt eben nicht allein das Marktvolumen, sondern die Gewinnmöglichkeiten. Deshalb ist für uns zum Beispiel das Nischenprodukt Gamer-Versicherungsplattform viel interessanter als eine Versicherung mit klangvollem Namen für jedermann.

VC Magazin: Welche Vorteile bringt es, in einer Nischenbranche zu gründen?
Jodexnis: Nischenbranchen brauchen spezifische Angebote. Es ist daher zwingend notwendig, sich zu Beginn der Gründung intensiv mit dem Produkt und der Lösung eines konkreten Problems auseinanderzusetzen: Denn das Problem selbst kann groß sein und die ganze Zielgruppe betreffen, und so ergeben sich aus kleinen Stückzahlen nicht selten hohe Renditen und große Umsätze. 

VC Magazin: Welche Nischen empfehlen Sie Gründern derzeit, welches Feld hat die größten Erfolgsaussichten?
Jodexnis: Hier gibt es kein Limit, denn in fast jeder Branche stecken unbeantwortete Bedarfe und Fragestellungen. Sicherlich kann es helfen, wenn man bereits ein gewisses Branchenwissen hat, damit zu arbeiten und anzusetzen. Der Weg ist dabei stets der gleiche. Um das richtige Produkt für den Nischenmarkt zu finden, muss man bestehende Angebote vergleichen, das Marktvolumen schätzen und die Zielgruppe klar definieren. Dann ist das eigene Nischenprodukt im besten Fall gewinnversprechend, praktisch und als Produktnische einzigartig. Das kann auch ohne Millioneninvestment zu einem großen Erfolg führen.

VC Magazin: Was ist der wichtigste Ratschlag, den Sie Gründern geben, die auf der Suche nach einem Seed Investor sind?
Jodexnis: Arbeitet an einem klaren Monetarisierungskonzept! Wir beobachten immer wieder, dass moderne Produktentwicklungstools dazu verleiten, zu schnell ein vermeintlich erfolgversprechendes Projekt zu starten. Doch man sollte nicht die grundlegenden betriebswirtschaftlichen Aspekte vergessen. Wann und wie soll damit Geld verdient werden? Für eine positive Investmententscheidung ist uns ein tragfähiges Konzept von Anfang an entscheidend.  

VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch. 

Über den Interviewpartner:

Kersten Jodexnis ist Mitbegründer der Wertgarantie Group, der Hübener Versicherungs AG sowie der Real Garant Versicherung AG. Als geschäftsführender Gesellschafter leitet er das Family Office La Roca Capital.